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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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irgendwie gehört hätte, donnerte seine Stimme wieder in der whymerischen Sprache los. Es war wieder an der Zeit für die nächtliche Predigt, für die Mahnungen und Warnungen, die Drohungen und Versprechen.
    »Es ist an der Zeit, dass ich den Rest meiner Runde gehe«, sagte Gregoric. »Wir erwarten irgendwann vor der Dämmerung Überfälle der Sümpfler auf die Königin von Pylos. Wir werden die Entrolusier ablenken, wenn sie versuchen, ihnen zu Hilfe zu kommen.« Er war einen Augenblick lang still, und Petronus spürte seinen Blick auf sich ruhen. »Ihr seht müde aus, alter Mann. Ihr schlaft nicht genug. Wenn Ihr fallt, wird Eure schöne Arbeit ein schnelles Ende haben.«
    Petronus zwang sich aufzustehen, seine Füße waren taub geworden, während er auf dem Felsen gesessen hatte. »Ich dachte, Ihr wollt, dass ich meine Arbeiter abziehe?«zu
    »Das tue ich.« Gregoric lachte, aber es klang hohl und frei von jeglichem echtem Humor. »Vergesst, dass ich überhaupt etwas gesagt habe.«
    Petronus hörte ein hauchfeines Plätschern, kaum vom Klang des Regens zu unterscheiden. Sobald er sicher sein konnte, dass er allein war, verfluchte er Vlad Li Tam lauthals.
    Dann kehrte er zu seinem Zelt zurück. Er hatte auf Schlaf gehofft, aber nun verfasste er, während ein Kerzenstummel auf der kleinen Kiste flackerte, die ihm als Tisch diente, eine Erklärung, von der er gehofft hatte, dass er sie nie würde schreiben müssen.

Kapitel 17
    Rudolfo
    Rudolfo stocherte in seinem Abendessen herum und dachte an die kommende Nacht. Er hatte seine dunkelsten Kleider angelegt. Er hatte sich gestreckt und dem Knacken in seinen Gelenken und Muskeln gelauscht, während er sich bereitmachte.
    Er hatte das Wildhuhn bis zum Schluss aufgehoben, und riss es dann mit den Händen auseinander. Er nahm den kleinen Beutel, der in dem toten Tier versteckt war, und legte ihn unter seine rote Stoffserviette, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sein Mahl unterbrochen wurde.
    Ich wollte das nicht, sagte er sich. Er verabscheute die Gewalt, die nun notwendig wurde, aber Oriv hatte sie selbst heraufbeschworen. Rudolfo bevorzugte Verstohlenheit – besonders bei sensiblen Staatsangelegenheiten. Die Possen der heutigen Nacht würden ihn und seine Neun Häuser der Neun Wälder nicht gut aussehen lassen.
    Trotzdem hoffte er, dass Vlad Li Tams Offenbarung, es gebe einen weiteren Nachfolger auf den Thron von Windwir, ihm zum Vorteil gereichen würde. Vielleicht bedeutete die Nachricht, dass letztendlich doch nicht die ganze Welt gegen ihn stand.
    Rudolfo nahm den Beutel mit in sein Schlafgemach und packte die wenigen Besitztümer zusammen, die er dabeihatte. Dann griff er nach dem Beutel und schüttete den Inhalt in seine Hand. Er starrte die Mischung von Pulvern mit offenem Abscheu an.
    Es war ungebührlich für einen Adligen, sich zu magifizieren, selbst unter den schlimmsten Umständen. Sein Vater hatte darauf bestanden, dass er die Methoden der Späher erlernte – was die richtige Anwendung der Magifizienten beinhaltete -, aber ebenso hatte er darauf bestanden, dass sein Sohn sie, wenn er seine Arbeit gut machte, niemals würde benutzen müssen. Rudolfo sah es als sein persönliches Versagen an, dass es in diesem Augenblick der Not so weit gekommen war.
    Er verteilte das Pulver an fünf Stellen – Stirn, Schultern, Füße. Dann, nachdem er sich bereitgemacht hatte, leckte er das bittere Pulver vom linken Handteller und spürte, wie sich die Welt um ihn herum verschob und krümmte.
    Die Farben um ihn leuchteten mit verwirrender Intensität auf, eine Explosion von Licht, die immer kleiner wurde, bis er einen Krümel auf dem Teppich im Essbereich jenseits der offenen Tür zum Schlafgemach erkennen konnte. Auch die Geräusche explodierten, und sein eigener Herzschlag füllte den Raum aus. Er spürte die erste Welle des Schwindels und schwankte leicht. Seine Zigeunerspäher übten mit den Pulvern, zwangen ihren Körper dazu, sich daran zu gewöhnen. Sie konnten sie monatelang auftragen, ohne das leiseste Unbehagen zu verspüren. Aber er war ungefähr zehn gewesen, als er das Pulver der Flussfrau zum letzten Mal benutzt hatte.
    Rudolfo erinnerte sich, dass er sich an jenem kalten Morgen, der so weit in seinem Gedächtnis zurücklag, auf die Stiefel seines Vaters übergeben hatte.
    Er beruhigte seine Atmung und wartete darauf, dass das Zimmer aufhörte, sich um ihn zu drehen. Als es so weit war, ging er durch den Raum und dämpfte das Licht, so gut er

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