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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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konnte.
    Er hörte Geräusche auf dem Gang und näherte sich der Tür.
    Sie öffnete sich, und ein Luftzug, der nach Flieder roch, strich über sein Gesicht. »Bist du so weit?«, fragte Jin Li Tam.
    Er bewegte sich in die Richtung ihrer Stimme und beugte sich vor, bis er ganz leicht ihre Konturen vor dem gedämpften Licht erkannte. »Ich bin bereit. Wo sind meine Zigeunerspäher?«
    Auf dem Flur regte sich etwas, kaum wahrnehmbar. »Wir sind hier, General«, sagte eine Stimme.
    Rudolfo blickte hinaus auf die Leiche eines Grauen Gardisten, die auf dem Boden lag. Einer der Späher zerrte sie bereits weg. Unter anderen Umständen wäre es ein komischer Anblick gewesen: eine Leiche, die wie von selbst über die Schwelle und in die Gefangenenunterkunft glitt. Sobald sie sich im Zimmer befand, stieg Rudolfo darüber hinweg und trat hinaus auf den Gang.
    Unsichtbare Hände schlossen die Tür und sperrten sie ab.
    Jemand drückte ihm einen Gürtel in die Hand, und Rudolfo spürte die Spähermesser in ihren Scheiden, die mit Ölen magifiziert waren, damit sie so still und unsichtbar wie die Späher wurden, die den Tanz mit ihnen bestritten. Er legte sich den Gürtel um die schmale Taille und verschloss ihn.
    »Was ist mit Isaak?«
    Jin Li Tams Stimme war nun an seinem Ohr, ihr Atem, den er auf einer Seite seines Gesichts spürte, war warm und duftete nach Äpfeln. »Er ist beim Erzbischof.«
    »Hervorragend.«
    Rudolfo ließ seine Zigeunerspäher die Führung übernehmen, sie hielten sich am Rand der langen, breiten Gänge und drückten sich in die Schatten, wo es möglich war, während sie an den Stellen, an denen das Licht sie verraten konnte, rasch die Lampen löschten.
    Sie schlüpften an Akolythen und Gelehrten, Wachen und Bediensteten vorbei. Einmal warteten Jin Li Tam und er in einem Alkoven, während zwei Späher nach einem günstigeren Weg suchten. Und ein anderes Mal, als sich kein günstigerer Weg finden ließ, warteten sie ab, während ein weiterer Grauer Gardist getötet wurde.
    Im Palast wurde die dritte Warnstufe ausgerufen, als sie gerade am mittleren Absatz der Treppe ankamen, die sich zum Amtssitz des Papstes hinaufschwang. Unter ihnen flogen die Haupttüren auf und ein Trupp der Grauen Garde, von einem alten Hauptmann angeführt, strömte herein. Sie verschlossen die Türen, stellten Wachen auf und verteilten sich.
    Rudolfo grinste im Angesicht dieser Gefahr. Als zwei Wachen die Stufen heraufstürmten, duckte er sich und presste sich an das handgeschnitzte Geländer. Sobald sie vorüber waren, stieg er weiter nach oben und spürte Jin Li Tams Hand auf der Rückseite seines Messergürtels.
    Die vier Grauen Gardisten an Orivs Tür hatten keine Zeit, um zu schreien. Klingen flüsterten, und zwei von ihnen fielen, ihre Schreie von den Schals gedämpft, die man ihnen rasch in den Mund schob. Rudolfo spürte, wie Jin Li Tam schnell an ihm vorbeiging, und sah, wie sich die Kehle der dritten Wache in einer dünnen roten Linie unter ihrem Messer öffnete, das sich mit einem flinken, bedachten Streich bewegte. Blut ergoss sich auf die graue Uniform.
    Als die vierte Wache zögernd den Mund öffnete, tänzelte Rudolfo mit seinen eigenen Klingen vor und stieß die eine in das weiche Gewebe unter dem Kinn und die andere in die linke Seite, ins Herz.
    Hinter der Tür hörte er es rumoren, und er drückte sie rasch auf. Oriv stand hinter seinem breiten Schreibtisch und hantierte hektisch an einer Schublade, seine Augen vor Entsetzen geweitet. Der Erzbischof hob ein seltsames zylinderförmiges Gerät hoch – eine Metallröhre, die an einem verzierten, aus Perlmutt geschnitzten Griff befestigt war – und bediente mit der freien Hand einen kleinen Hebel daran.
    Rudolfo sah den Funken und duckte sich. Er spürte Hitze, als etwas die linke Seite seines Kopfes ansengte. Hinter ihm fiel eine schwere Gestalt, und er hörte das Geräusch von sprudelndem Blut und das Trommeln weicher Stiefelabsätze auf dem Boden.
    Brüllend hechtete Rudolfo über den Schreibtisch und riss den Erzbischof zu Boden. Die Waffe fiel auf den Teppich, und der Erzbischof setzte stattdessen seine Füße, Nägel und Zähne ein. Rudolfo kämpfte, hielt sowohl den Erzbischof als auch seine Waffe in einem festen Griff. Schließlich drang er mit der Spitze seines Messers ins Ohr des Möchtegernpapstes ein. Er verlagerte sein Gewicht und brachte seinen Mund ganz nahe an Orivs anderes Ohr. »Bis jetzt haben wir es auf Eure Art gemacht«, flüsterte Rudolfo.

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