Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
dass wir mechanisch die Mundwinkel heben, um unsere Stimmung zu heben. (Die Augen brauchen gar nicht mitzulachen; das ist das Anti-Aging-Lachen.) Schon sorgt unser Gehirn dafür, dass wir gute Gefühle entwickeln. Dieser Effekt ist experimentell nachgewiesen – das ist wirklich sensationell! Und damit haben wir einen ganz simplen und gleichzeitig hocheffektiven Ansatzpunkt gefunden, wie wir jeden Tag aus eigener Kraft ein Stück zu unserem eigenen Glück beitragen können. Probieren Sie es noch heute aus. Formen Sie ein Lächeln mit Ihren Lippen. Gehen Sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck durch die Welt. Spüren Sie, was sich dadurch tief in Ihrem Inneren abspielt. Sie werden angenehm verblüfft sein.
Und noch etwas: Beobachten Sie mal, wie Ihr neues Verhalten Ihren Umgang mit Ihren Mitmenschen prägt. Sie wissen ja: Lachen und Freude sind ansteckend. Wie man in den Wald hineinruft, und so weiter … Da hat der Volksmund dann doch recht. (Warum das so ist, lesen Sie im nächsten Kapitel, das sich mit der sogenannten selbsterfüllenden Prophezeiung beschäftigt.) Ihr Gegenüber, sei es Ihre Kollegin, Ihr Boss, Ihr Partner, Ihre Freundin, Ihr Nachbar nimmt wahr, dass Sie lächeln oder lachen – und geht dann unbewusst davon aus, dass Sie ein netter und ausgeglichener Mensch sind und dass Ihre Begegnung einen angenehmen und befriedigenden Verlauf nehmen wird. Diese Erwartung verändert das Verhalten Ihres Gegenübers. Und wer profitiert von der Freundlichkeit, Nettigkeit, Höflichkeit, Wertschätzung und dem Respekt?
Natürlich Sie selbst!
Wer sollte es besser wissen als Charlie Chaplin, der einst sagte: »Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.«
Strack, F., Martin, L. & Stepper, S. (1988): Inhibiting and facilitating conditions of the human smile: A nonobtrusive test of the facial feedback hypothesis. Journal of Personality and Social Psychology , 54, 768–777
Tomkins, S. (1962): Affect, imagery, consciousness: The positive affects. New York: Springer
Mit Ihren Gedanken können Sie das Weltgeschehen steuern
Die »selbsterfüllende Prophezeiung« schenkt Ihrem Alltag mehr Macht
Es war einmal … ein Mann, der hatte wahnsinnige Angst vor Krankheiten. Eines Tages ging es ihm so schlecht, dass er gar befürchtete, längst tot zu sein. Völlig aufgelöst lief er zu seiner Frau. Die nahm seine Hände in ihre, lachte nur und sagte liebevoll: »So lange deine Hände noch warm sind, kannst du gar nicht tot sein.« Kurz vor Weihnachten ging der Mann in den Wald, um einen Tannenbaum zu fällen. Als er sich den Schweiß von der Stirn wischt, durchfährt ihn ein Schauer – seine Hände sind eiskalt. Erschrocken legt er seine Arbeit nieder und denkt: »Wozu soll ich noch den Baum hacken? Ich bin doch längst tot!« Traurig legte er sich in den Schnee. »Zum Glück bin ich längst tot, sonst könnte ich das Erfrieren nicht so gut aushalten.«
Ohne Sie jetzt zum Größenwahn anstiften zu wollen: Denken Sie mal für einen Moment darüber nach, inwieweit Sie mit Ihren Gedanken Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen …
Bestimmt haben Sie schon einmal etwas von der sogenannten »selbsterfüllenden Prophezeiung« gehört. Bei der selbsterfüllenden Prophezeiung handelt es sich um eine Vorhersage, die sich einzig aufgrund ihrer Existenz erfüllt. Sie ist damit eine besondere Ursache der Folgen, von denen sie handelt.
Wählt man in einem Experiment zum Beispiel willkürlich eine Gruppe von Schülern aus und sagt diesen Schülern, sie gehörten zu den Besten – dann ist ihr Intelligenzquotient am Ende des Schuljahrs tatsächlich messbar gestiegen! Bei der Vergleichsgruppe, der man zuvor nicht eingeredet hat, sie sei besonders gut, ändert sich hingegen nichts. Diesen Effekt hat erstmals der US-Psychologe Robert Rosenthal nachgewiesen, weshalb er auch als »Rosenthal-Effekt« bekannt geworden ist.
Wie funktioniert die selbsterfüllende Prophezeiung? Einen Erklärungsansatz dafür finden wir in der Theorie der kognitiven Dissonanz (mehr dazu in dem Kapitel »Warum wir uns die Welt immer schönreden«. Die Schüler sind fleißiger und sorgfältiger, sie passen ganz automatisch ihr Verhalten ihrem Ruf an.
Oft muss uns eine Prophezeiung nicht einmal ausdrücklich mitgeteilt werden. Wir schließen sie selbst aus einem Stereotyp und sorgen dann dafür, dass sich dieses Stereotyp bewahrheitet: So neigen wir gerne zum Verallgemeinern. Auf diese Weise erleichtern wir uns unseren Alltag, denn wir müssen in bestimmten
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