Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Situationen nicht mehr aufmerksam sein, sondern können unbewusst Schlussfolgerungen auf der Basis unserer Stereotype ziehen (zum Stichwort »Schemata«. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen zum Beispiel: Wir tendieren dazu, körperlich attraktiven Menschen gleichzeitig auch positive psychische Eigenschaften wie Freundlichkeit und Höflichkeit zuzuschreiben. In diesem Zusammenhang ist der sogenannte »Halo-Effekt« bedeutsam (siehe »Aber hallo! Mit dem Halo-Effekt können Sie punkten (und gepunktet werden).
Begegne ich im Zug also einer attraktiven jungen und gut gekleideten Dame, so wird unbewusst ein Stereotyp angesprochen. Da ich nun »weiß«, dass ich es mit einer freundlichen und höflichen Dame zu tun habe, verhalte auch ich mich entsprechend zugewandt, eben freundlich und höflich. Und am Ende des Gespräches stelle ich fest: Die Zugbekanntschaft ist tatsächlich freundlich und höflich. Als Folge der Gedanken, des Stereotyps, habe ich selbst entsprechende Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die wiederum entsprechende Reaktionen des Gegenübers bewirkt haben. Und damit bewahrheitet sich am Ende die Prophezeiung.
Auch die Kritik an Horoskopen lässt sich mit der selbsterfüllenden Prophezeiung begründen. Sagt mir mein Horoskop zum Beispiel: »Du wirst dir nächste Woche eine Verletzung zuziehen«, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ich vor lauter Angst vor dieser Verletzung so unkonzentriert und fahrig bin, dass ich tatsächlich stolpere oder mich irgendwo stoße.
Ähnlich kann die Gerüchteküche funktionieren und zwar positiv wie negativ: Verkündet jemand zum Beispiel eine falsche Prognose öffentlich, beispielsweise »Nächste Woche geht die ABC -Bank pleite«, dann kann es passieren, dass die bis dahin völlig solide ABC -Bank insolvent wird – weil ihre Gläubiger von einer drohenden Pleite gehört haben und vorsichtshalber alle Gelder abziehen.
Eng verwandt mit der selbsterfüllenden Prophezeiung ist auch der Placebo-Effekt: Die Wirkung eines Präparates, das keinen pharmazeutischen Wirkstoff enthält, ist rein psychischer Natur.
All diese Beispiele geben Aufschluss über die enorme Kraft und Macht unserer Gedanken! Sollte es also trotz der Unkontrollierbarkeit im Leben Kontrollmöglichkeiten geben? (Siehe dazu das Kapitel »›Er steht einfach nicht auf dich‹ – wie wir für alles eine Erklärung finden«)
Wenn wir Negatives bewirken können, so ist es auch möglich, Positives herbeizuführen, unser Sein aktiv zu gestalten. Das können wir für unsere Zufriedenheit und unser Glücklichsein bestmöglich nutzen: Probieren Sie es einmal selbst aus. Fassen Sie jeden Morgen, bevor Sie in den Tag starten, einen Vorsatz – zum Beispiel: »Heute begegnen mir nur nette Menschen!«, »Dieser Tag ist auf Erfolg programmiert!« oder »Ich bin von Herzen glücklich!«.
Auch gegenüber anderen Menschen können Sie die selbsterfüllende Prophezeiung nutzen. Denken Sie an das eingangs erwähnte Experiment mit den Schülern: Wenn Sie möchten, dass jemand eine bestimmte Eigenschaft an den Tag legt, dann loben Sie ihn einfach schon jetzt für diese Eigenschaft – die Realität wird sich anpassen! Der Gelobte ist so stolz auf die (zunächst ja nur vermeintliche) positive Eigenschaft, dass er in Zukunft ganz genau darauf achten wird, diesem Lob auch gerecht zu werden. Sonst hat er eine unschöne kognitive Dissonanz. Möchten Sie also, dass Ihre Mitarbeiterin etwas freundlicher mit Kunden umgeht, dann sagen Sie einfach: »Frau Soundso, ich bewundere wirklich, wie einfühlsam Sie immer mit unseren Kunden reden. Das macht Ihnen so schnell keiner nach.«
Wetten, dass sich was verändert?
Biggs, M. (2009): »Self-fulfilling Prophecies.« In: Bearman, P. & Hedström, P. (Hrsg.): The Oxford Handbook of Analytical Sociology (Kap. 13). Oxford: University Press
Ferraro, F. & Sutton, J. (2005): Economics Language and Assumptions: How Theories can become Self-Fulfilling. Academy of Management Review, 30, 8–24
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