Psycho-Logisch Richtig verhandeln
nachzudenken, da ja ein als geisteskrank eingestufter Mensch eingesperrt und gegen seinen Willen gefangengehalten werden kann. Dies kann jedem von uns passieren. Außerdem zwingt uns gerade so ein Gedankengang dazu, einzusehen, daß es vielleicht un-be-dacht ist, wenn Menschen sich allzu leichtfertig zum »Richter« über andere aufspielen, um dann selbstgerecht auch noch überzeugt zu sein, daß sie dies »zum Wohle« eben jenes anderen tun, der nie darum gebeten hatte.
Es gibt ein Buch, das m. E. jeder lesen sollte, der im Familien- oder Freundeskreis »Patienten« hat. Es heißt: »Geisteskrankheit – ein moderner Mythos« (im Deutschen). In ihm sagt der Autor SZASZ (40, S. 10/11), ein amerikanischer Psychiater, auf die Frage: Was ist Geisteskrankheit?:
Außerhalb der Psychiatrie stellt man sich unter »Geisteskrankheit« nur allzu oft eben das vor, was der Psychiater mit diesem Begriff bezeichnet. So betrachtet, wären unter Geisteskranken ganz einfach die Leute zu verstehen, die in Heilanstalten sitzen oder den Psychiater in seiner Privatpraxis aufsuchen.
Wenn diese Antworten töricht klingen, dann nur deshalb, weil sie töricht sind…
Um bessere Antworten zu finden, muß man weitere Fragen stellen, z.B.: Ist Geisteskrankheit eine Krankheit?
Wie leicht-fertig kritisieren wir doch oft einen anderen, einfach weil seine Meinung oder sein Verhalten nicht in unsere »Programmierung« paßt. Weil er sich weigert, die Welt so wahrzunehmen, zu interpretieren, wie wir es gelernt haben.
Wenn dieser Abschnitt dazu beitragen kann, daß Sie sich eine Frage stellen, wenn Sie das nächste Mal Ihre Meinung durchsetzen wollen, dann würde ich mich freuen. Wie lautet diese eine Frage?
Handelt es sich bei diesem (Streit-)Punkt um eine Wirklichkeit erster oder zweiter Ordnung?
Oder, nach dem Nutzen für Sie analysiert, könnte diese Frage auch lauten:
Was habe ich davon, wenn ich den anderen jetzt zwinge, seine Meinung, seinen Standpunkt, sein Verhalten aufzugeben?
Wenn Ihre Antwort lauten müßte, daß Sie nur den Vorteil hätten, Ihre eigene Meinung nicht hinterfragen zu müssen, dann wäre es wohl eine Frage der Ethik, ob Sie das Recht haben, den anderen über- reden zu wollen. Wohlgemerkt, gegen einen Überzeugungs- Versuch in solchen Situationen ist m. E. nicht viel einzuwenden, wenn es bei einem Versuch bleibt; wenn weder Zwang noch Druck angewendet werden, wenn weder direkte noch indirekte Kampf- oder Fluchtmanöver in Ihre Strategie einfließen. (Letztere werden im nächsten Kapitel noch aufgezeigt.)
2.3. Inventur-Übung Nr. 2
Wenn Sie wieder eine Inventur-Übung machen wollen, dann weiten Sie Ihre Beobachtungen des ersten Kapitels (beim Fernsehen, beim Beobachten Ihrer Mitmenschen) nun auf die Fragestellungen aus:
• Wie oft beobachte ich Menschen, die sich große Mühe geben, andere zu Ihrer Wirklichkeits-Auffassung zu zwingen?
Und:
• Wie oft handelt es sich dabei um Wirklichkeiten zweiter Ordnung, also um Dinge, über die man eigentlich gar nicht streiten könnte?
Kapitel 3
Psychologische Mechanismen, durch Kampfhormone (Rep.) ausgelöst
Es gibt, wie wir schon gesehen haben, verschiedene Möglichkeiten, eine Sache zu betrachten. Bis jetzt haben wir überwiegend auf die bio logischen Aspekte geachtet, die es oft so schwer machen, »vernünftig« mit einem anderen zu verhandeln. In den nächsten zwei Kapiteln soll es um psycho logische Mechanismen gehen, und dann, in den Kapiteln 5 und 6, um die »logischen«, d.h. um reine Denk-Hirn-Vorgänge.
Wir wollen wieder auf unsere beiden Personen, die wir A und B genannt hatten, zurückkommen. A ist derjenige, der das Ziel verfolgt, den B zu überzeugen oder zu motivieren.
Wir hatten festgestellt, daß uns das Rep. gerne »dazwischenfunkt« (d.h. Denkblockaden sowie Kampf- und/oder Fluchtverhalten auslöst), und zwar häufiger, als man im ersten Ansatz hätte meinen können (Kap. 1). Wir sagten, daß die Kampfhormone im »Sieb« in unserem »Bauch« (Kap. 2) unsere Stimmung sowie unsere Fähigkeit, die Wirklichkeit wahrzunehmen, beeinflussen können. Wenn wir ab jetzt das Denken im »Kopf« lokalisieren, alle Gefühle jedoch im »Bauch« (wo man die »Wut« ja fühlt), dann können wir eine Gesprächssituation unter einem neuen Aspekt analysieren:
3.1. Zwei Ebenen der Kommunikation
Wenn zwei sich unterhalten, läuft dieses Gespräch gleichzeitig auf zwei Ebenen ab. Nach WATZLAWICK (46) nennen wir diese die Inhalts- und die Beziehungs-Ebene:
In der
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