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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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um ihre nervösen Durchfälle behandeln zu lassen. Sie war leitende Angestellte und mußte von Zeit zu Zeit Vorträge halten. Ihre Erwartungsangst hatte sich allmählich so weit gesteigert, daß sie vor Beginn jeder Sitzung zur Toilette rennen mußte und dann noch einmal während der Sitzung, bevor sie selbst das Wort ergreifen sollte. Diese Art von Angst findet man in einem solchen Ausmaß bei Lycopodium-Männern nicht so häufig, weil sie über effektivere Mechanismen zur Angstvermeidung verfügen, indem sie ihr Ego entsprechend aufblähen. Die nervösen Durchfälle der Dame traten nach einigen Dosen Lycopodium 10M zusammen mit ihrer Erwartungsangst in den Hintergrund.
    Die einzige Art von Ego-Inflation, zu der Lycopodium-Frauen nach meiner Erfahrung neigen, ist körperliche Fitneß, vor allem durch Gymnastik und Bodybuilding. Viele Gymnastiklehrerinnen, die ich kennengelernt habe, waren Lycopodium. (Allerdings sind auch viele weibliche Fitneßenthusiasten Natrium oder Tuberculinum.)
    So wie sie offensichtlich nervöser sind als Männer, versuchen Lycopodium-Frauen insgesamt noch stärker, sich beliebt zu machen. Sie sind im allgemeinen ziemlich nachgiebig und furchtsam und bieten anderen rasch Lob und Unterstützung an. Ich erinnere mich an eine Lycopodium-Frau von etwa 20 Jahren, die aufgrund ihrer Furchtsamkeit viel jünger wirkte. Sie berichtete mir, sie sei als Mädchen in der High-School aufgefordert worden, mit einigen dreisteren Jungen »hinter den Schuppen« zu gehen. Schon monatelang hatte sie mit einer Mischung aus Horror und Faszination den Erzählungen der frühreifen Mädchen gelauscht, die regelmäßig mit den Jungen hinter den Schuppen gingen, und schließlich hatte sie gedacht, irgend etwas könne mit ihr nicht stimmen, weil sie noch nicht dazu aufgefordert worden war. Als es schließlich soweit war, fühlte sie sich in ihrer Entscheidungsfähigkeit gelähmt, hin und her gerissen zwischen ihrem Bedürfnis nach Beliebtheit und ihrer Angstvor den Jungen. Sie hatte diese Erfahrung nie ganz verkraftet und spielte sie in verschiedenen Verkleidungen immer wieder durch. Dieses charakteristische Bemühen um Beliebtheit findet man genauso häufig bei Natrium-, Pulsatilla- und Staphisagria-Frauen, und der Homöopath ist gut beraten, wenn er sich im Falle einer nachgiebigen Frau an diese vier erinnert.
    Auf alle Lycopodium-Frauen, die ich kennengelernt habe, paßt der Ausdruck »Mädchen« besser als Frau. Das kann nicht nur mit ihrer Angst zusammenhängen oder mit ihrem Wunsch zu gefallen, denn ich habe Natrium-Frauen behandelt, die ähnlich furchtsam waren und auf ähnliche Weise zu gefallen versuchten, die aber mehr wie Frauen als wie Mädchen wirkten. Auf ähnliche Weise wirken viele Lycopodium-Männer irgendwie jungenhaft im Vergleich zu ihren Natrium-Altersgenossen. Ich vermute, daß dieser jugendliche Eindruck bei Lycopodium etwas mit dem Mangel an emotionaler Tiefe zu tun hat und mit der Tendenz, sich vor Verantwortung zu drücken, obwohl auch der charakteristische Mangel an Selbstvertrauen seinen Teil zu dieser Wirkung beiträgt.
    Der mädchenhafte Eindruck bei den Lycopodium-Frauen ist nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv. Ich habe gehört, wie Lycopodium-Frauen sagten, sie seien sich ihrer »Fraulichkeit« nicht ganz sicher, genauso wie viele Männer an ihrer Männlichkeit zweifeln. Ich glaube, das ist in beiden Fällen das Ergebnis eines inneren Gefühls von Unfähigkeit. Was eine Frau als Fraulichkeit empfindet, hat ebensoviel mit persönlicher Kraft zu tun wie das Männlichkeitsgefühl eines Mannes, und genau daran fehlt es Lycopodium. Bei Frauen wird das oft durch ihre körperliche Erscheinung unterstrichen, die häufig knochig, flachbrüstig und deshalb ziemlich androgyn wirkt.
    Wie der Lycopodium-Mann hat auch die Frau gewöhnlich gute analytische Fähigkeiten (wenn sie nicht gerade von Angst besessen ist). Sie hat auch eine Art abgeklärter Distanz zum Männlichen und wirkt dadurch weniger emotional als die durchschnittliche Natrium-Frau. Wenn sie nicht besorgt ist, wirkt sie locker und oft verspielt, fast wie Phosphor, wenn auch etwas weniger strahlend. Obwohl es ihr nicht an erotischem Charme fehlt, hat die Lycopodium-Frau mehr schwesterliche Eigenschaften, eine lockere und freundschaftliche Art. Sie ist ein »feiner Kerl«, der gerne spielt und auch gerne plaudert, wenn die anfängliche Schüchternheit erst einmal überwunden ist.
    Als Mutter und Ehefrau hat Lycopodium viele

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