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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Aggression (das männliche Hormon Testosteron fördert nachweislich beides), und die schlecht unterdrückte Wut des wilden Staphisagria nährt oft seine Libido. Wenn man davon ausgeht, daß jemand Aufregungen mag und danach süchtig ist, ist es nicht schwer zu verstehen, warum der wilde Staphisagria eine Tendenz zur Promiskuität hat und sich impulsiv und leidenschaftlich in sexuelle Affären verstrickt. Als ich in Kalifornien war, hatte ich in zwei Gemeinschaften Gelegenheit, meine Patienten näher zu beobachten, als das gewöhnlich der Fall ist. Eines Abends legte sich beim Tanz ein Mann mit mir an, von dem ich wußte, daß er ein wilder Staphisagria war. Er war betrunken und hatte schon einigen Frauen eindeutige Angebote gemacht. Als sie ihn zurückwiesen, forderte er mich zum Ringkampf auf und begann, halb im Scherz und halb im Ernst mit mir zu ringen. Ich konnte fühlen, daß er enorme Kraft in seinen Armen hatte, und spürte auch eine gewisse sexuelle Erregung, die er durch den Kampf mit mir loswerden wollte. Wenn der wilde Staphisagria alkoholisiertist, neigt er zu aggressivem Verhalten und sexuellen Handlungen. Dasselbe kann man von Natrium-Männern und einigen anderen Typen sagen, aber der wilde Staphisagria ist dann besonders sexbesessen, wogegen er in nüchternem Zustand vergleichsweise sanft und freundlich ist.
    Staphisagria reagiert im allgemeinen sehr empfindlich darauf, wenn man ihn abweist, und der wilde Staphisagria ist besonders sensibel im Hinblick auf eine sexuelle Zurückweisung. Ich war einmal Zeuge, wie ein zurückgewiesener wilder Staphisagria in Zorn geriet. Ich kannte ihn als rücksichtslosen, aber milden und freundlichen Mann. Eines Tages sah ich, wie er auf eine junge Frau losging, die von seinen Annäherungsversuchen nichts wissen wollte, und sie in wilder Empörung so wüst beschimpfte, daß sie in Tränen ausbrach. Ich habe seitdem ähnliche Reaktionen bei anderen wilden Staphisagrias beobachtet und bin zu der Ansicht gelangt, daß sie für diesen Typ charakteristisch sind (Kent: »Eifersucht«, »Ärger mit Entrüstung«).
    Wie andere Staphisagrias neigt auch der wilde Typ zu lebhaften und intensiven sexuellen Phantasien (Kent: »sexuelle Gedanken überfallen ihn«). Diese Phantasien treiben ihn häufig zur Masturbation (Kent: »Masturbation, Disposition zur«, fettgedruckt) oder zur Beteiligung an wilden Sexspielen, auch homosexueller Art. Andererseits ist der wilde Staphisagria auch romantisch. Gewöhnlich sehnt er sich nach der Intimität und Zärtlichkeit einer engen Beziehung, aber sein ausweichendes Verhalten und seine Wildheit stehen ihm dabei meist im Weg. Einer meiner Staphisagria-Patienten hatte Tränen in den Augen, als er mir von einer unglücklichen Liebesaffäre berichtete. Ein anderer machte Schluß mit den Drogen, nachdem er die Arznei genommen hatte, wollte geregelter leben und eine stabile Beziehung aufbauen. In fast jedem Fall wird der Homöopath feststellen, daß Staphisagria trotz seiner Wut und Verantwortungslosigkeit ein sensibler, romantischer Typ ist. Der wilde Staphisagria wirkt oft wie ein hilfloses Kind, verwirrt, aufgeregt, impulsiv und sehr traurig, wenn er innehält und seine Einsamkeit spürt. Sein Charme und sein Draufgängertum ziehen viele lebenslustige Frauen an und auch andere, die ihn bemuttern wollen, aber er ist gewöhnlich nicht in der Lage, eine Beziehung lange aufrechtzuerhalten, weil er den schmerzlichen Wahrheiten seiner Kindheit nicht ins Gesicht sehen kann. Deshalb vergißt er seine Probleme lieber, indem er »high« wird und sich davonmacht, wenn die Situation unangenehm wird.
    Anders als der unterdrückte Staphisagria ist der wilde Typ emotional meist offen. In der Regel ist er bereit, frei über seine Gefühle zu sprechen, und tut das, besonders wenn er traurig ist, auf eine Weise, die Sympathie weckt, dennsie offenbart seine Verletzlichkeit. Wenn er gekränkt ist, weint er leicht, ohne sich deshalb zu schämen, und im allgemeinen zeigt er Menschen, die er liebt, seine Zuneigung. Sein ausweichendes Verhalten hat weniger damit zu tun, daß er nicht bereit wäre, über seine Gefühle zu sprechen, sondern eher damit, daß er diese Gefühle selbst nicht ertragen kann. Oft ist er über seine verschiedenen Emotionen sehr verwirrt und versucht, ihnen durch Abenteuer und Aufregungen zu entfliehen. Wenn er versucht, seine Gefühle zu beschreiben, hält er oft verlegen inne und sagt dann: »Es ist irgendwie schwer zu erklären.«
    Wie der

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