Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
Vom Netzwerk:
Sie fasste sich wieder. »Ich rede wirklich wirres Zeug.«
    »Er hat Ihnen offensichtlich sehr geholfen. Haben Sie ein weiteres Treffen abgemacht?«
    »Ich wünschte, das könnte ich«, sagte sie kopfschüttelnd. »Er geht in einer Woche weg.«
    »Er geht weg? Warum?«
    »Er ist ein ›Mietdoktor‹.« Sie grinste. »So hat er es jedenfalls genannt. Ich hab nicht mal gewusst, dass es so etwas gibt. Das Krankenhaus hat ihn eingestellt, um für eine Weile auszuhelfen. Dann geht er woanders hin. Kann zwei Stunden entfernt sein. Kann zweitausend Meilen weit weg sein.«
    »Ein Vertretungsarzt«, sagte McCormick, mehr zu sich selbst. Und bei diesen Worten meldete sich ihre Intuition verstärkt.
    »Ein was?«
    »Ein Vertretungsarzt«, wiederholte McCormick. »Sie reisen kreuz und quer durchs ganze Land.«
     
     

2
     
    Während Whitney McCormick und Marie Pierce im Rock’n’Roll saßen, saß Clevenger in Sarah Ricciardellis Kanzlei in Charlestown, Massachusetts, und ersann mit ihr eine Strategie, wie er das Sorgerecht für Billy behalten könne.
    »Sie dürfen einfach kommen und die Spielregeln umstoßen, nachdem eine Adoption genehmigt wurde?«, wollte Clevenger von ihr wissen.
    Ricciardelli war dreiunddreißig, eine Frau mit einem bemerkenswert liebenswürdigen Gesicht, braunen Augen, langen Locken und dem Herz einer Löwin. »Nur wenn sie beweisen können, dass du sie willentlich getäuscht hast«, sagte sie und trommelte leise mit einem sehr spitzen Bleistift auf ihrer Schreibtischunterlage herum.
    »Was ich nicht getan habe«, erklärte Clevenger.
    Ricciardelli sah auf ihre Kopie des Adoptionsantrags. »Die Gerichte sind nicht in der Stimmung, Nachsicht walten zu lassen. Nicht seit O. J.. Nicht seit Enron.«
    »Sie haben Bush Florida geschenkt«, bemerkte Clevenger.
    Ricciardelli lachte.
    »Ich habe in dem Antrag nicht gelogen«, sagte Clevenger. »Ich habe hier in diesem Sessel gesessen und ihn ausgefüllt.«
    Ricciardelli beugte sich vor. »Das habe ich nicht vergessen, Frank. Wir haben alle Fragen getreu nach den Buchstaben des Gesetzes beantwortet. Und wir werden unsere Antworten vor Gericht verteidigen.« Sie lehnte sich wieder in ihrem Schreibtischsessel zurück. »Ich wünschte nur, du hättest dich vor diesem Arschloch O’Connor zurückgehalten. Oder in der Times, wenn wir schon mal dabei sind.«
    Es beunruhigte Clevenger, diese Einschränkung zu hören. »Du bist nicht sicher, dass wir gewinnen.«
    Ricciardelli schüttelte den Kopf. »Ich sage nur, dass wir möglicherweise kreativ werden müssen, wenn die Dinge sich nicht nach unserem Geschmack entwickeln.«
    »Kreativ ...«
    »Du hast Billy im Alter von sechzehn adoptiert. Jetzt ist er siebzehn.«
    »Es sind noch zehneinhalb Monate, bevor er mündig wird. Ich weiß. Aber was er als Allerletztes jetzt braucht, ist, bis dahin in irgendeine Pflegefamilie gesteckt zu werden. Das würde ihn kaputtmachen.«
    Ricciardelli hielt beschwichtigend ihre Hand hoch. »Wer sagt denn, dass er siebzehn ist?«
    »Was?«
    »Er wurde angeblich im Alter von sechs von den Bishops adoptiert, stimmt’s?«
    Clevenger sah sie misstrauisch an, ziemlich sicher, worauf sie hinaus wollte.
    »Angeblich«, wiederholte sie.
    »Du sagst also, dass er sieben gewesen sein könnte, womit er jetzt achtzehn wäre.«
    »Nach allem, was wir wissen – oder das Jugendamt oder das Gericht –, könnte er acht gewesen sein«, sagte sie. »Die Bishops haben ihn aus einem Waisenhaus in Russland adoptiert. Du weißt so gut wie ich, dass ausländische Adoptionsvermittlungen über das Alter ihrer Kinder lügen. Je jünger sie sind, desto besser sind sie zu vermarkten. Also lass uns Billy ins Mass General schaffen, damit ein Orthopäde mit biometrischen Methoden sein Alter bestimmen kann.«
    Clevenger nickte halbherzig. »Aber wenn wir erfolgreich behaupten, dass er achtzehn ist, kann er jederzeit aus dem Entzug abhauen oder die ambulante Nachbehandlung abbrechen. Ich verliere die Kontrolle über ihn.«
    »Du verlierst die juristische Kontrolle«, widersprach sie.
    »Und ich bin nicht sicher, ob das die Autorität ist, auf die du dich als sein Vater berufen möchtest.«
    »Mach dir nichts vor«, sagte Clevenger. »Ich nehme jede Form von Autorität, die ich kriegen kann.« Sein Handy klingelte. Da North Anderson McCormick beschattete und nicht im Büro war, wurden alle Anrufe zu ihm weitergeleitet. Sein Display verriet, dass der Anrufer seine Nummer absichtlich zurückhielt. Zuerst wollte Clevenger die

Weitere Kostenlose Bücher