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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Mailbox übernehmen lassen, doch dann überlegte er es sich. »Entschuldige mich bitte einen Moment«, sagte er zu Ricciardelli.
    »Frank Clevenger«, meldete er sich auf dem Weg hinaus auf den Flur.
    »O«, entfuhr es Ally Bartlett verblüfft. »Ich hatte nicht gedacht, dass Sie sich persönlich melden würden.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ich rufe eigentlich an, um Ihnen zu helfen«, sagte sie, »auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob ich das kann. Ich meine, ich weiß nicht, ob das, was ich zu sagen habe, wichtig ist. Ich habe nur ...«
    »Sagen Sie mir einfach, worum es geht.«
    »Ich weiß, Sie kriegen wahrscheinlich Tausende von diesen Anrufen. Aber ich habe Ihre Briefe in der Times gelesen. Und die haben mich an jemanden erinnert – besonders Ihr letzter Brief. Ich habe das FBI angerufen und nach Ihnen gefragt, aber ich muss wohl zu fünfzehn verschiedenen Leuten durchgestellt worden sein. Also hab ich einfach die Auskunft in Boston angerufen und auf gut Glück nach Ihrer Nummer gefragt. Sie stehen im Telefonbuch, wie ein ganz normaler Mensch.«
    Die New York Times und das FBI waren mit einer Flut von Hinweisen überschüttet worden. Sie waren hoffnungslos überfordert. Und keine der gut tausend Spuren, denen sie bislang nachgegangen waren, hatte sich als brauchbar erwiesen.Clevenger machte sich auch jetzt wenig Hoffnung. Er warf einen Blick zu Ricciardelli an ihrem Schreibtisch. Er brannte darauf, wieder zu ihrem Gespräch zurückzukehren. »Glauben Sie mir, ich bin ziemlich normal«, sagte er. »Darf ich fragen, von wo Sie anrufen?«
    »Frills Corner, Pennsylvania.«
    »Könnten Sie mir wohl Ihren Namen und Ihre Nummer geben, und ich rufe Sie dann gleich zurück?«
    Eine Pause. »Ich muss Ihnen etwas erzählen, was mir passiert ist. Aber ich kann Ihnen nicht meinen Namen oder meine Nummer geben. Ich will da nicht mit hineingezogen werden.«
    Etwas in der Stimme der Frau ließ Clevenger aufmerken. Ein aufgeregter Unterton und ein wenig Ehrfurcht, vermischt mit sehr realer Angst. Es war der gleiche Tonfall, den er bei Leuten gehört hatte, die einem Mörder begegnet waren. Nachbarn von Jeffrey Dahmer. Freunde von Richard Ramirez. Zwei ehemalige Freundinnen von Ted Bundy »Okay«, sagte er. »Lassen Sie sich Zeit. Ich höre zu.«
    Sie atmete tief aus und räusperte sich. »Es ist genauso, wie Sie in Ihrem Brief geschrieben haben – jemand, den ich nie vergessen habe«, begann sie. »Ich bin ihm nur einmal begegnet, vor sechs, sieben Jahren, ganz zufällig. Aber ich denke noch immer an ihn – jeden Tag.«
    »Wie sind Sie ihm begegnet?«
    »An einer Bushaltestelle. Aus heiterem Himmel. Ich war an dem Tag ziemlich mit den Nerven fertig. Mein Vater war im Krankenhaus. Er lag im Sterben.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Nun ja, jedenfalls, dieser Mann ist einfach aufgetaucht und hat mich irgendwie dazu gekriegt, ihm meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, ich könnte ihm absolut alles erzählen. Und genau das habe ich getan. Ichmeine, ich habe ihn zu einem Drink eingeladen – was ich sonst wirklich nie, nie tun würde –, und ich habe ihm mein Herz ausgeschüttet über meinen Vater, meine Mutter, sogar ... Sex. Er hatte diese unglaubliche Stimme. Nicht wirklich sexy, einfach nur ... ich weiß auch nicht. Einladend. Richtig warm und tröstend. Ich bin noch nie jemandem wie ihm begegnet.«
    »Hat er Ihnen seinen Namen genannt?«
    »Ja und nein. Er hat mir gesagt, sein Name sei Phillip Keane. Er hat gesagt, er sei Arzt – Psychiater – im Venango Regional Medical Center.«
    »Ein Psychiater ...«
    »Ich habe ihm geglaubt«, fuhr Bartlett fort. »Ich meine, er war unglaublich einfühlsam. Es war tatsächlich so, als würde ich mit einem Therapeuten reden. Und nicht einem von den üblichen. Ich hatte einen oder zwei, und ehrlich gesagt, die haben nicht viel gebracht. Er war so, wie man sich einen Therapeuten erträumt. Der perfekte Zuhörer.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wo er jetzt ist?«
    »Ich habe ihn selbst damals nicht finden können. Ich habe am nächsten Tag das Krankenhaus angerufen, aber die Telefonzentrale hat gesagt, es würde dort kein Dr. Phillip Keane arbeiten. Also hab ich mich zur psychiatrischen Abteilung durchstellen lassen. Und da wurde die Sache wirklich total merkwürdig.«
    »Inwiefern?«, fragte Clevenger.
    »Ich hab der Sekretärin seinen Namen genannt, und sie schien irgendwie zu denken, dass ich mit einem der Patienten sprechen wolle. Es ist eine

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