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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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er den Köder gar nicht erst ausgelegt. »Vielleicht war es nicht der Mörder, dem sie begegnet ist. Aber sie hat mich auf den Gedanken gebracht, dass er Psychiater sein könnte – ein Vertretungsarzt. Und das wiederum würde Sinn machen, ob sie ihn nun zu Gesicht bekommen hat oder nicht.«
    »Wie kann ich helfen?«
    »Ich vermute, dass nur vielleicht zwei Dutzend Agenturen für Vertretungsärzte so flächendeckend arbeiten, dass sie Psychiater im gesamten Land verschicken. Wir müssen mit jeder von ihnen reden.«
    »Was ist mit dem FBI?«
    »Warner wird wahrscheinlich kein offenes Ohr dafür haben, was ich zu sagen habe, aber ich werd ihn anrufen.«
    »Ich wette, dass Murph – du erinnerst dich doch an Joe Murphy, Murphy und Co. in Marblehead – mir binnen einpaar Stunden eine Liste der größeren Firmen besorgen kann«, sagte Anderson. »Ich werd anfangen herumzutelefonieren, sobald ich sie in der Hand habe. Es ist ziemlich klar, was wir wissen müssen: ob sie irgendeinen ihrer Jungs an all die Orte vermittelt haben, wo Leichen gefunden wurden.«
    »Wobei der jüngste Einsatz in Wyoming war«, sagte Clevenger.
    »Geht klar.«
    Clevenger fiel McCormick ein. »Was macht Whitney?«
    »Macht bei den Krankenhäusern und Kliniken die Runde«, vermeldete Anderson. »Ich bin im Moment zwei Wagen hinter ihr auf der 80 West. Wir sind vor ein paar Minuten vom Parkplatz eines Cafes in Rock Springs losgefahren. Sie hat sich da mit einer Frau um die dreißig, fünfunddreißig getroffen. Sie haben sich zum Abschied umarmt. Vielleicht eine alte Freundin oder eine Verwandte des Opfers.«
    »Danke dafür, dass du ein Auge auf sie hast. Unser Freund könnte noch immer in der Gegend sein.«
    »Es geht mich ja nichts an, aber für mich klingt es nicht so, als seist du auch nur annähernd über sie hinweg«, bemerkte Anderson.
    »Ich habe im Moment andere Dinge im Kopf«, erklärte Clevenger.
    »Ich schätze, das ist ein Nein, aber ich lass es für den Moment erst einmal im Raum stehen.«
    »Gut.«
    »Soll ich das Krankenhaus anrufen, in dem der Typ in Pennsylvania angeblich gearbeitet hat?«, schlug Anderson vor. »Vielleicht kommt ja dort jemand darauf, wer es war?«
    »Das übernehm ich, sobald wir aufgelegt haben.«
    »Soll mir recht sein. He, nebenbei gefragt, wie geht’s Billy?«
    Aus irgendeinem Grund wollte Clevenger ihm nicht erzählen, dass ihm eine weitere Sorgerechtsschlacht bevorstand.Vielleicht wollte er sich im Moment einfach nicht in Einzelheiten ergehen. Oder vielleicht war es ihm auch peinlich, vielleicht fürchtete er sein Ich hab’s dir ja gesagt, das er sicherlich verdient hatte, weil er gleichzeitig einen Serienmörder aufzuspüren und ein geborgenes Zuhause für einen emotional gestörten Teenager zu schaffen versuchte. Er hatte sich bei beidem nicht gerade mit Ruhm bekleckert. »Heute geht’s ihm gut«, antwortete er. »Aber wer kann schon sagen, was morgen ist?«
    »Immer von Tag zu Tag denken.«
    Clevenger legte auf. Dann rief er die Auskunft an und ließ sich die Nummer des Venango Regional Medical Centers geben, während ihm unvermittelt aufging, wie weit hergeholt die Spur war, die er verfolgte, wie wenig er wirklich in der Hand hatte und wie viel er bereits aufs Spiel gesetzt hatte.
     
     

3
     
    Jonah saß hinter seinem Schreibtisch im Rock Springs Medical Center und starrte auf das leere Blatt Papier und den Kugelschreiber, die vor ihm lagen. Er reckte seine Arme über den Kopf, spreizte seine Finger und atmete so tief ein, wie er konnte. Er fühlte sich lebendiger, als er das seit sehr langer Zeit getan hatte. Sein Sehvermögen, sein Gehör und sein Geruchssinn waren wieder ganz auf der Höhe. Er konnte fühlen, wie sich die Innenseite seiner Haut über die prallen Muskeln spannte. Wenn er völlig reglos dasaß, vermeinte er sogar zu spüren, wie sich die großen und kleinen Herzklappen öffneten und schlossen und sich die Herzkammern kraftvoll zusammenzogen, um nicht nur sein eigenes Blut durch die Adern zu pumpen, sondern auch das Blut all der anderen, die gestorben waren, um in ihm wiedergeboren zu werden.
    Er hatte seine Zerstörungswut besiegt, indem er Marie Pierce geheilt hatte. Er konnte noch immer ihre herzliche Umarmung, ihre überschwengliche Dankbarkeit fühlen.
    Er hatte Heaven Garber besiegt und den kleinen Sam befreit. Er konnte noch immer das breite Grinsen des Jungen sehen, als er an jenem Morgen mit seinem Vater die geschlossene Abteilung verlassen hatte.
    Jonah atmete aus,

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