Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
Vom Netzwerk:
auf die Uhr. Sechzehn Uhr zweiundfünfzig. »Sie hat dem Officer bei ihrer Festnahme gesagt, dass sie nichts weiter als eine Entschuldigung von ihm wollte. Sie hat gesagt, dass er sich geweigert habe, dass er sie ›dazu getrieben‹ habe.«
    »Was ist mit Hank? War er dabei?«
    »Ja. Er hat nichts getan, um sie aufzuhalten. Sie sind beide des Mordes ersten Grades beschuldigt.«
    Jonah stellte sich Heaven Garber vor, fast einhundertfünfzig Kilo schwer, ein Riese, der hoch über Sam aufragte und ihn anschrie: »Sag mir, dass es dir Leid tut! Sag mir, dass es dir Leid tut!« Doch der tapfere Junge weigerte sich. Und sein Schweigen erzürnte die Bestie nur noch mehr.
    Dann musste Jonah, in der grausamsten Verwandlung, die man sich vorstellen konnte, mit ansehen, wie Heavens Gesicht vor seinem geistigen Auge zu dem seiner eigenen Mutter wurde, ihre Engelsaugen blutunterlaufen, ihre wunderschönen Lippen von Zorn verzerrt.
    Als er sich wieder nach Sam umschaute, sah er sich selbst auf dem Boden kauern und weinend darum betteln, nicht mehr geschlagen zu werden.
    War Clevenger in seinen Verstand eingedrungen? War es ihm gelungen, ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen?
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte Wallace und beugte sich in ihrem Sessel vor.
    Jonah sah sie über den Schreibtisch hinweg an, sah sie alsdie Person, die sie war. Doch im nächsten Moment verschmolzen auch ihre Züge mit denen von Heaven. Er rieb sich mit seinen Fäusten die Augen. »Ich muss das erst einmal verarbeiten«, sagte er. »Tut mir Leid.«
    »Selbstverständlich.« Sie stand auf und wollte hinausgehen, doch dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Es ist nicht Ihre Schuld. Ich möchte, dass Sie das wissen. Niemand hätte voraussehen können, dass so etwas passiert.«
    Jonah antwortete nicht.
    Sie ging zur Tür.
    Sobald Jonah hörte, wie sich die Tür mit einem Klicken hinter ihr schloss, sank er auf die Knie und vergrub seinen Kopf in den Händen.
     
    Clevenger rief Kane Warner in der FBI-Zentrale an und erntete eine kühle Reaktion auf seinen Vorschlag, das Bureau solle darüber nachdenken, ob der Highwaykiller ein als Vertretungsarzt arbeitender Psychiater sein könne.
    Er vergeudete keine Zeit damit, sich zu ärgern. Als sich der Tag dem Ende entgegenneigte, hatte er mit dem Leiter und dem stellvertretenden Leiter der Personalabteilung des Venango Regional Medical Centers, der Oberschwester der geschlossenen Abteilung und dem Vorstandsvorsitzenden des Krankenhauses gesprochen. Sie beharrten alle darauf, dass er einen Gerichtsbescheid bräuchte, bevor sie irgendwelche Personalakten herausgeben könnten oder Informationen darüber, ob das Krankenhaus – derzeit oder in der Vergangenheit – Vertretungspsychiater beschäftigt habe. Es gelang ihm, sich zur geschlossenen Abteilung durchstellen zu lassen, doch die Krankenschwester, die sich meldete, arbeitete erst seit acht Monaten dort, und Clevengers Beschreibung rief keine Erinnerungen an irgendeinen ihr bekannten Psychiater wach.
    Um achtzehn Uhr vierzig Ortszeit entschied er sich, nocheinen letzten Versuch zu starten, von Arzt zu Arzt. Er ließ sich den medizinischen Direktor geben. Die Telefonzentrale sagte, sie verbinde ihn mit Dr. Kurt LeShan.
    Clevenger stellte sich vor. »Tut mir Leid, Sie so spät noch zu stören.«
    »Macht überhaupt nichts. Ich habe das Gefühl, Sie zu kennen«, sagte LeShan. »Ich habe Ihre Arbeit in der Times verfolgt. Faszinierend. Welchem Umstand verdanke ich Ihren Anruf?«
    »Ich gehe einer Spur nach – jemand, der möglicherweise in Ihrem Krankenhaus tätig war.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Ich bin mir bei seinem Namen nicht ganz sicher.«
    »Tolle Spur.«
    »Ich glaube, er hat 1995 in Ihrem Krankenhaus gearbeitet. Um Weihnachten herum. Es könnte eine Vertretung gewesen sein.«
    »Wir haben hier meistens wenigstens einen Vertretungsarzt. Es ist praktisch unmöglich, jemanden für eine Festanstellung zu finden.«
    »Groß. Längliches graues Haar. Blaue ...«
    »Jonah!«, fiel ihm LeShan ins Wort. »Jonah Wrens.«
    »Können Sie mir irgendetwas über ihn erzählen?«, fragte Clevenger.
    »Ich kann Ihnen eins sagen – er war der beste Psychiater, den ich je beschäftigt habe, der beste, mit dem ich je zusammengearbeitet habe, Vertretungsärzte und fest angestellte Ärzte zusammengenommen. Absolut erstklassig.«
    »Kann es sein, dass er einen Jungen namens Phillip Keane behandelt hat?«
    »Möglich. Keane ist Stammgast hier. Hochgradig

Weitere Kostenlose Bücher