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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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wie ein siegreicher Held, in der Hand meine Kriegsbeute, während in meinem Kopf all die wunderbaren Dinge herumwirbelten, die auf einen vierjährigen Jungen warteten. Ich stand an der Schwelle, lesen zu lernen, meine Schnürsenkel selbst zuzubinden, ein Fahrrad ohne Stützräder zu fahren. Die Tür unseres Hauses stand offen. Meine gute Laune verflog schlagartig. Mein Vater war daheim. Er stürzte sich auf uns, sobald wir ins Haus traten, versetzte meiner Mutter mit dem Handrücken eine Ohrfeige, die sie zu Boden warf, und schrie sie an, er habe ihr doch gesagt, dass kein Geld für »die Scheißfeier für diesen kleinen Bastard« da sei. Ich stellte mich zwischen die beiden, und er versetzte auch mir einen Schlag mit dem Handrücken. Mein Blickfeld verschwamm. Ich fiel auf den Boden. Ich schmeckte Blut in meinem Mund. Mein Schneidezahn wackelte, wenn meine Zunge dagegen stieß. Herausgerissene Seiten aus meinen Büchern, zerfetzte Gliedmaßen von meinen Stofftieren, meineMatchboxautos regneten auf mich herab. Dann musste ich mit ansehen, wie er jedes einzelne Auto mit dem Absatz seines Schuhs zermalmte.
    Meine Mutter kauerte weinend in der Ecke. Ich wünschte damals, ich wäre älter, größer, stärker, imstande, sie zu verteidigen. Sie hielt einen Finger an ihre wunderschönen Lippen, um mich zu warnen, ich solle still sein, dann warf sie mir eine weitere Kusshand zu. Und selbst mit dem Geschmack meines eigenen Blutes im Mund fühlte ich mich sicher und geborgen, ja siegreich über das Ungeheuer, das sich mein Vater nannte.
    Ich war siegreich mit meinem Blut in meinem Mund. Im Alter von vier Jahren. Erklärt das den inneren Frieden, den ich empfinde, wenn ich das Blut von anderen schmecke?
    Oder ist der bessere Anhaltspunkt die Hilflosigkeit, die ich an jenem Tag empfand, die völlige Unfähigkeit, jemanden, den ich liebte, zu beschützen. Denn im Töten, ebenso wie im Sex, liegt eine unleugbare Macht, ein Überwältigen, ein schrecklicher, endgültiger Triumph.
    Da ist auch Vereinigung. Sind meine Mutter und ich in jenem Haus des Schreckens gemeinsam einen spirituellen Tod gestorben? Kehre ich, wenn ich einen sterbenden Mann oder eine sterbende Frau umarme, in ihre Arme zurück, wie ich es mir so oft sehnsüchtig wünsche?
    Ohne direkt auf Ihre Frage nach meiner engeren Familie einzugehen (was dazu dienen könnte, mich ausfindig zu machen), lassen Sie mich nur schlicht sagen, dass mein Vater für mich tot ist. Meine Mutter wird für mich immer lebendig sein.
    Um auf eine andere Ihrer Fragen zu antworten, ich glaube, meine Angstzustände konzentrierten sich nur deshalb auf die Schule, weil ich von der Person, die ich über alles liebte, getrennt war. Vielleicht machte ich mir um ihre Sicherheit daheim Sorgen. Ich kann mich nicht erinnern.
    Ich kann mich allerdings erinnern, wie sich die Angstzustände anfühlten. Ich befand mich im Zustand der Auflösung. Es gab keinen physischen Schmerz, eher ein Gefühl völliger Unordnung. Entropie. Die Panik, dass meine Realität, mein Selbst entwurzelt waren und mir möglicherweise entgleiten würden. Für immer.
    Ich empfinde die gleiche Angst, wenn mein Drang zu töten am stärksten ist. Doch jetzt ist physischer Schmerz ein Hauptbestandteil meines Leidens. Schreckliche Kopfschmerzen. Schmerzen im Kiefer. Herzklopfen. Kurzatmigkeit.
    Nach dem Töten lassen all diese Symptome nach. Ich empfinde tiefen Frieden. Ein völliges Einssein mit dem Universum.
    Ich habe Alkohol und Marihuana ausprobiert, um den Highwaykiller zu besänftigen, doch es war fruchtlos.
    Bei welchem Namen sollen Sie den verängstigten Jungen in mir nennen? Wie soll ein Heiler den Teil von mir ansprechen, der auf dem Fußboden in meinem Elternhaus Blut geschluckt oder auf dem Schulhof nach seiner Mutter geweint hat? Jenes gute Kind? Nennen Sie ihn Gabriel, einen Boten Gottes, ein Echo meiner Unschuld.
    Ihnen die letzte Ruhestätte jeder Leiche zu nennen wäre übereilt. Unsere Beziehung steht erst am Anfang. Doch ich verstehe die Bedeutung, die Familien sterblichen Überresten zusprechen. Alles wird zu seiner Zeit zurückgegeben werden. Für den Anfang suchen Sie die ersten fünfzig Meter jenseits der Abfahrt 42, Route 70, nahe Moab, Utah, ab.
    Haben Sie je den Wunsch verspürt zu töten, Frank? Haben Sie Alkohol und Drogen konsumiert, um jenen Drang zu betäuben? Bemühen Sie sich so sehr, Mörder zu verstehen, um sich selbst zu verstehen?
    Wie hat Ihr Vater Sie gedemütigt? Geben Sie Beispiele. Wenn Sie

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