Psychose: Thriller (German Edition)
ließ sich auf einem der vier gepolsterten Stühle nieder.
Beim Laufen war er ins Schwitzen gekommen, aber jetzt, wo sich sein Herzschlag langsam wieder beruhigte und die Klimaanlage von oben auf ihn herabpustete, kühlte die Schweißschicht auf seiner Haut langsam ab.
Auf dem kleinen Tisch vor seinem Stuhl lag nicht gerade das, was man als aktuellen Lesestoff bezeichnen würde - nur einige alte Ausgaben von
National Geographic
und
Popular Science
.
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen.
Seine Kopfschmerzen kehrten langsam zurück und jedes Pochen schien sich auf molekularer Ebene über die Minuten hinweg auszubreiten. Er konnte das Hämmern aufgrund der Stille im Sheriffbüro, in dem nur Belindas Spielkarten ein Geräusch machten, fast schon hören.
Er hörte Belinda sagen: »Ja!«
Als er die Augen öffnete, sah er gerade noch, wie sie die letzte Karte ablegte und das Spiel offenbar gewonnen hatte. Sie hob die Karten auf, mischte sie und begann von vorn.
Weitere fünf Minuten vergingen.
Dann noch mal zehn.
Belinda beendete das Spiel und mischte die Karten erneut, als Ethan das erste Anzeichen von Irritation erkennen ließ: ein Zucken in seinem linken Auge.
Die Schmerzen wurden immer heftiger und er wartete jetzt schon wenigstens fünfzehn Minuten. In dieser Zeit hatte das Telefon nicht einmal geklingelt und keine Menschenseele hatte das Gebäude betreten.
Er schloss die Augen und zählte von sechzig herunter, während er seine Schläfen massierte. Als er die Augen wieder aufschlug, saß er immer noch ohne Hemd und frierend da, Belinda drehte weiterhin Karten um und vom Sheriff war nichts zu sehen.
Ethan stand auf und musste zehn Sekunden lang gegen einen Schwindelanfall ankämpfen, bevor er sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte. Er ging zum Empfang und wartete darauf, dass Belinda aufsah.
Sie legte noch fünf Karten, bevor sie ihn zur Kenntnis nahm.
»Ja?«
»Ich belästige Sie nur ungern, aber ich warte jetzt bestimmt schon zwanzig Minuten.«
»Der Sheriff hat heute wirklich viel zu tun.«
»Das glaube ich gern, aber ich muss ihn sofort sprechen. Sie könnten ihn entweder noch einmal anrufen und ihm sagen, dassich jetzt lange genug gewartet habe, oder ich gehe selbst nach hinten und …«
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte.
Sie nahm den Hörer ab. »Ja? … Okay, das mache ich.« Als sie wieder aufgelegt hatte, lächelte sie Ethan an. »Sie können jetzt nach hinten gehen. Einfach rechts den Flur runter. Sein Büro ist hinter der Tür ganz am Ende.«
Ethan klopfte unter dem Namensschild an.
Eine tiefe Stimme auf der anderen Seite rief: »Ja!«
Er drehte den Türknauf, drückte die Tür auf und betrat das Zimmer.
Der Boden des Büros bestand aus dunklem, stark abgetretenem Hartholz. Zu seiner Linken hing ein riesiger Elchkopf gegenüber einem großen, rustikalen Schreibtisch an der Wand. Hinter dem Schreibtisch standen drei antike Waffenschränke voller Gewehre, Schrotflinten, Handfeuerwaffen und Ethans Ansicht nach genug Munition, um jeden Einwohner dieser Stadt dreimal exekutieren zu können.
Ein Mann, der etwa zehn Jahre älter sein musste als er, lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und hatte die Füße, die in Cowboystiefeln steckten, auf den Schreibtisch gelegt. Sein welliges blondes Haar würde in zehn Jahren vermutlich komplett ergraut sein und seinen Kiefer zierten mehrere Tage alte Bartstoppel.
Dunkelbraune Stoffhose.
Ein langärmliges Hemd in Tannengrün.
Der Sheriffstern glänzte im Licht. Er sah aus, als wäre er aus Messing, und in die Mitte waren in Schwarz die Buchstaben WP eingraviert.
Als er sich dem Schreibtisch näherte, glaubte Ethan, ein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht des Sheriffs zu entdecken.
»Ethan Burke, Secret Service.«
Er streckte die Hand über den Schreibtisch aus und der Sheriff zögerte und wirkte, als würde er überlegen, ob er sich wirklich bewegen sollte. Schließlich nahm er die Füße vom Tisch und beugte sich auf seinem Stuhl vor.
»Arnold Pope.« Sie schüttelten sich die Hand. »Setzen Sie sich, Ethan.«
Ethan ließ sich auf einem der beiden Holzstühle, die vor dem Schreibtisch standen, nieder.
»Wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Pope.
»Könnte besser sein.«
»Das kann ich mir denken. Sie haben bestimmt auch schon mal besser gerochen.« Pope grinste kurz. »Sie hatten vor Tagen einen ziemlich schweren Unfall. Tragisch.«
»Ja, und ich hatte gehofft, von Ihnen etwas mehr darüber zu
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