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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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sein rechtes Bein nicht von Stoff bedeckt war, sah es fast schon zerfetzt aus. Die Knochen der linken Gesichtshälfte des Mannes lagen bis zu den Zahnwurzeln frei. Sein Magen hatte sich auch aufgebläht – Ethan konnte die Schwellung unter dem zerfledderten schwarzen, einreihigen Anzug erkennen.
    Er war genauso angezogen wie er.
    Obwohl das Gesicht nicht mehr zu erkennen war, passten Haarlänge und -farbe.
    Die Größe stimmte ebenfalls.
    Ethan taumelte nach hinten und lehnte sich an den Türrahmen.
    Heilige Scheiße.
    Das war Agent Evans.

    Ethan stand vornübergebeugt auf der Veranda, stützte die Hände auf die Knie und holte tief Luft durch die Nase, um den Geruch wieder loszuwerden. Aber er wollte nicht verschwinden. Der Todesgestank hatte sich in seine Nebenhöhlen eingenistet und einen bitteren, fauligen Nachgeschmack in seiner Kehle hinterlassen.
    Er zog sein Jackett aus und knöpfte sein Hemd auf, um dann mühsam seine Arme daraus zu befreien. Der Gestank schien sich in den Fasern seiner Kleidung festgesetzt zu haben.
    Mit freiem Oberkörper ging er durch den völlig zugewucherten Vorgarten und erreichte schließlich die Straße.
    Er spürte die aufgescheuerte Haut an seinen Füßen und das dumpfe Pochen in seinem Schädel, aber der Schmerz kam nicht gegen das Adrenalin an, das durch seine Adern strömte.
    Schnell marschierte er mitten auf der Straße, während die Gedanken in seinem Kopf rasten. Er hatte überlegt, die Taschen des Toten zu durchsuchen, ob er vielleicht eine Brieftasche, einen Ausweis oder etwas Ähnliches finden konnte, hatte dann jedoch lieber davon abgesehen. Er durfte nichts anfassen. Dieser Raum musste erst von Menschen mit Latexhandschuhen, Gesichtsmasken und hochmodernen Forensikhilfsmitteln untersucht werden.
    Er konnte es noch immer nicht begreifen.
    Ein Bundesagent war in dieser ruhigen Kleinstadt ermordet worden.
    Er war kein Gerichtsmediziner, aber er bezweifelte, dass Evans’ Gesicht nur aufgrund der Verwesung so ausgesehen hatte. Ein Teil des Schädels war eingedrückt, die Zähne waren herausgefallen. Auch eines seiner Augen fehlte.
    Man hatte ihn gefoltert.
    Die sechs Blocks schienen an ihm vorbeizufliegen, und schon lief er den Weg zum Eingang des Sheriffbüros entlang.
    Er warf seine Jacke und sein Hemd vor dem Gebäude auf eine Bank und zog dann die Tür auf.
    Der vordere Bereich war mit Holz getäfelt, mit einem braunen Teppich ausgelegt und an jedem freien Platz an der Wand hing ein ausgestopfter Tierkopf.
    Am vorderen Schreibtisch spielte eine Frau mit langem grauem Haar, die Mitte sechzig sein musste, eine Partie Solitär. Auf dem Namensschild vor ihr stand »Belinda Moran«.
    Ethan kam an ihrem Schreibtisch an und sah zu, wie sie noch vier weitere Karten ablegte, bis sie sich endlich von ihrem Spiel losreißen konnte.
    »Kann ich Ihnen helf…« Sie weitete die Augen, musterte ihn von oben bis unten und rümpfte die Nase, als ihr, wie er vermutete, der furchtbare Gestank menschlicher Verwesung auffiel. »Sie tragen kein Hemd«, stellte sie dann fest.
    »Special Agent Ethan Burke vom Secret Service. Ich muss den Sheriff sprechen. Wie heißt er?«
    »Wer?«
    »Der Sheriff.«
    »Oh. Pope. Sheriff Arnold Pope.«
    »Ist er da, Belinda?«
    Anstatt seine Frage zu beantworten, nahm sie den Hörer ihres alten Telefons mit Wählscheibe ab und wählte drei Zahlen. »Hi, Arnie, hier ist ein Mann, der dich sehen will. Er behauptet, er wäre Geheimagent oder so etwas.«
    »Special Agent des …«
    Sie hielt einen Finger in die Luft. »Keine Ahnung, Arnie. Er trägt kein Hemd und er …« Sie wandte sich auf ihrem Drehstuhl von Ethan ab und flüsterte: »Er riecht übel. Wirklich übel. Okay. Okay, ich werde es ihm sagen.«
    Sie drehte sich wieder um und legte auf.
    »Sheriff Pope wird gleich hier sein.«
    »Ich muss ihn sofort sehen.«
    »Das habe ich begriffen. Sie können da drüben warten.« Sie deutete auf ein paar Stühle, die in der Ecke standen.
    Ethan zögerte kurz, drehte sich dann aber doch um und ging auf den Wartebereich zu. Es war klüger, bei dieser ersten Begegnung möglichst höflich zu bleiben. Seiner Erfahrung nach wurden die ansässigen Gesetzeshüter oftmals abweisend oder sogar feindselig, wenn die Bundesagenten von Anfang an zu sehr auf ihre Rechte pochten. Aufgrund seines Funds in dem aufgegebenen Haus würde er in absehbarer Zukunft mit diesem Mann zusammenarbeiten müssen, daher war es besser, erst einmal etwas Zurückhaltung an den Tag zu legen.
    Er

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