Psychose: Thriller (German Edition)
in schwarzen Klauen endeten.
Sie mochte um die hundert Kilo wiegen.
Kräftig.
Drahtig.
Und trotz allem humanoid. Ihre Haut wirkte im Sonnenlicht so durchscheinend wie die eines Mausbabys und war durchzogen von blauen Venen und purpurnen Arterien. Selbst das Herz konnte man als rosafarbenen, pumpenden Fleck in seiner Brust erkennen.
Als die Kreatur noch zehn Meter von ihm entfernt war, spannte sich Ethan an. Das Wesen senkte seinen kleinen Kopf, um zum Angriff überzugehen, schnaubte, wobei sich blutige Spucke in den Winkeln seines lippenlosen Mundes sammelte, und seine umwölkten Augen richteten sich auf sein Ziel.
Zwei Sekunden vor dem Aufprall konnte Ethan es auch riechen: ein übler Geruch nach verwesendem Fleisch, vermischt mit Blut.
Es stieß einen auf seltsame Weise menschlich klingenden Schrei aus, als es ihn ansprang, und Ethan versuchte im letztmöglichen Moment, zur Seite auszuweichen, aber es hatte damit gerechnet, streckte einen seiner langen Arme aus und traf Ethan an der Taille. Die langen Krallen bohrten sich problemlos durch den dicken Stoff seines Pullovers und in Ethans Seite.
Ein sengender Schmerz, dann wurde Ethan von den Beinen gerissen und stürzte so heftig rücklings auf die Felsen, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste.
Ethan rang nach Atem, als ihn das Wesen erneut attackierte.
Mit der Wildheit eines Pitbulls.
Es war rasend schnell.
Besaß eine unglaubliche Kraft.
Es schlug auf Ethan ein, der die Arme hochgerissen hatte, um sein Gesicht vor den Klauen zu schützen, die scharf wie der Schnabel eines Vogels waren und seine Kleidung und Haut mühelos zerrissen.
Innerhalb weniger Sekunden war es ihm gelungen, sich auf Ethans Körper zu hocken, wobei sich die Klauen an seinen Beinen tief in Ethans Unterschenkel bohrten und ihn am Boden festhielten.
Ethan blickte in sein zorniges Gesicht.
Große, fast schon kraterartige Nasenlöcher.
Kleine, trübe Augen.
Ein haarloser Schädel, über dem sich die Haut so eng und dünn spannte, dass er erkennen konnte, wo die einzelnen Schädelplatten wie Puzzleteile gegeneinanderstießen.
Zwei Reihen winziger, rasiermesserscharfer Zähne.
Es kam ihm vor, als würde er schon stundenlang gegen dieses Wesen kämpfen, da die Zeit quälend langsam zu verstreichen schien, doch eigentlich waren erst Sekunden vergangen. Dann begann Ethan auf einmal, sich an seine Kampfausbildung zu erinnern, sein Verstand ignorierte die Angst und die Verwirrung und versuchte, die Panik, die ihn zu verschlingen drohte, auszublenden. Je gefährlicher und chaotischer die Situation war, desto gründlicher musste man darüber nachdenken, wie man sie überleben konnte, und bisher war ihm das nicht gelungen. Wenn er sich von dieser Konfrontation die Kraft rauben ließ und seine Angst und seinen Energieverbrauch nicht unter Kontrolle brachte, wäre er nach weiteren sechzig Sekunden weder körperlich noch mental in der Lage, sich überhaupt noch zu wehren.
Die Kreatur griff erneut an und schlitzte Ethans Bauch auf, wobei sie Stoff, Haut und die oberste Fettschicht über seinen gut trainierten Bauchmuskeln durchtrennte und schließlich die Oberfläche seiner rohen Muskeln ankratzte.
Als sie ihren Kopf immer weiter gegen Ethans Bauch drückte und er spürte, wie sich ihre Zähne durch den Pullover fraßen, begriff Ethan plötzlich, was dieses Wesen vorhatte: Es wollte ihn mit seinen eingebauten Messern ausweiden, um hier mitten in der Schlucht ein Festmahl zu veranstalten, während Ethan dabei zusah und jämmerlich verblutete.
Ethan rammte seine Faust seitlich gegen den Kopf des Wesens und legte all seine Kraft in den Schlag.
Das Ding sah auf und gab ein wütendes, lautes Kreischen von sich.
Dann hob es seine rechte Klaue und wollte auf Ethans Hals losgehen.
Er blockte den Schlag mit dem linken Arm ab, während er mit der rechten Hand auf dem Boden herumtastete und seine Finger verzweifelt nach einer Waffe suchten.
In den Augen der Kreatur brodelte nichts als pure Wut.
Sie ließ von Ethans Bauch ab und wandte ihr schreckliches Gesicht mit gebleckten Zähnen seinem Hals zu.
Es wird mir die Kehle zerfetzen.
Ethans Hand schloss sich um einen Stein.
Er schlug mit dem schweren Stein, der das Gewicht eines Briefbeschwerers hatte, so hart zu, wie er nur konnte, und als er den Kopf des Monsters traf, schwankte es, die pechschwarzen Pupillen in den milchigen Augen zogen sich zusammen und vor Erstaunen blieb ihm der Mund offen stehen.
Ethan zögerte keine Sekunde.
Er
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