Psychosomatische Homoeopathie
Schlösser geknackt. Heute hatte sie drei Kinder, zwei davon im Teenageralter, und einen guten Job als Programmiererin in der Stadtverwaltung. Noch heute wurde sie von Müttern in ihrem Wohnkomplex um Hilfe gebeten, wenn diese sich versehentlich aus der Wohnung ausgesperrt hatten, denn sie war besser als jeder Schlüsseldienst: Die Patientin konnte heute noch jedes Schloss binnen weniger Sekunden aufbrechen, was sie mir übrigens an meiner eigenen Praxistür demonstrierte, freilich nur zum Spaß … Denn diese Zeiten lagen längst hinter ihr, ihre Jugendsünden waren verjährt und sie war nicht mehr straffällig geworden. Heute widmete sie sich kniffligen Softwareproblemen und hatte sich bereits einen Ruf als Firewallknackerin erworben.
Die Symptome, die mich auf Stramonium brachten, waren folgende: Die Patientin konnte mal mit stark errötetem Gesicht sprechen und war dann wieder auffallend blass. Ihre Pupillen waren regelmäßig erweitert, wodurch ihre Augen auffallend dunkel erschienen. Sie sprach abgerissen, fast stammelnd, mit einer heiseren, aufgeregten Stimme. Sie wirkte gutgelaunt, wenn sie sich jedoch unbeobachtet fühlte, drückte ihre Miene eine tiefe Niedergeschlagenheit aus, sodass man versucht war, ihre gute Laune als das „Überspielen“ einer tiefen Trauer zu sehen.
Ich hatte mich anfänglich zu sehr auf die gängigen Mittel konzentriert, die man bei Schwindel, Verdacht auf Hirnhautentzündung oder chronische Infekte gibt, und dabei keinen Erfolg gehabt. Erst die Überlegung „Was ist das eigentlich für ein Typ?“ brachte mich auf Stramonium. Die Gabe von StramoniumC200 führte dann auch innerhalb weniger Tage zu einem schweren Infekt mit hohem Fieber und dem Gefühl, innerlich zu verbrennen. Sie fühlte sich benommen, fast verwirrt und sehr schwach, und verbrachte eine ganze Woche im Bett, wobei sie viel hustete und große Mengen an Schleim produzierte. Als wir uns danach sahen, war sie ruhiger als ich sie jemals gesehen hatte, und der Schwindel war verschwunden.
Steckbrief
Stramonium: Angst, von allen verlassen und ausgesetzt zu werden
Wodurch diese Konstitution entsteht: Eine Kindheit ohne klare Strukturen oder Sicherheit.
Was diese Menschen antreibt: Der Wunsch nach Gemeinschaft mit anderen.
Stärken: Lustig, kontaktfreudig, humorvoll.
Schwächen: Nicht leistungsorientiert, rasch entmutigt, launisch, Zornanfälle.
Häufige körperliche Beschwerden: Manische Reaktionen bis zum Delirium, religiöser Wahn, Fieber, Darmverstimmung, weißliche Zunge mit roten Punkten, Abneigung gegen Wasser trotz Trockenheit im Hals, übelriechender Durchfall, Nackensteifigkeit, Gefühl von Krabbeln auf der Haut.
Beschwerden verschlechtert durch: Dunkelheit, glänzende Gegenstände, Alkohol.
Beschwerden verbessert durch: Licht, Gesellschaft, Wärme.
Achillesferse: Dunkelheit, Einsamkeit.
Verwandte Mittel: Belladonna, Hyoscyamus.
Berufliches
Wo sie beruflich hinwollen: Die meisten Menschen, die dieses Mittel brauchen, streben keine Karriere an, sondern wollen vor allem Spaß im Beruf haben.
Aggressivität: Diese Menschen können in einen Rauschzustand geraten, in dem sie sehr böse und gewalttätig werden.
Umgang mit Menschen: Sie lieben Gesellschaft, sind amüsant und gern auf Partys.
Wie Sie diese Menschen für sich gewinnen können: Sie brauchen Schutz, Sicherheit und Verständnis.
Fehler, die Sie im Umgang mit ihnen vermeiden sollten: Wenn sie zornig sind, sollten Sie ihnen nicht selbstbewusst entgegentreten, da sie schon einmal zuschlagen können. Diese Menschen sind auch wenig verlässlich und begehen aus Unbedachtheit mitunter fatale Fehler.
Privates
Was sie sich in einer Partnerschaft erwarten: Sie fühlen sich am wohlsten dann, wenn Feste gefeiert werden und neigen dazu, längere Beziehungen aus Langeweile zu beenden.
Ihre Liebe: Stürmisch und leidenschaftlich suchen diese Menschen in der Liebe vor allem die Ekstase.
Wie sie auf Verlust reagieren: Es sind Menschen, die nicht an Materiellem hängen. In der Verlassenheit verzweifeln sie und entwickeln dann oft religiöse Gefühle.
Über das Mittel
Als ich im Rahmen meiner Internistenausbildung auf der Intensivstation Dienst hatte, wurden immer wieder einmal jüngereMenschen eingeliefert, die Stechapfeltee getrunken hatten. Sie waren bewusstlos und zuckten. Wenn sie aufwachten, erzählten sie von schauerlichen Träumen. Diese Menschen entstammten aus einem bestimmten Milieu, in dem Broterwerb und Kindererziehung keine große Rolle spielen. Es sind
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