Pubertaet fuer Anfaenger
gibt’s denn?«
Mutter: »Deine Lehrerin Frau Sieber hat angerufen.«
Tochter (gelangweilt) : »Was wollte die doofe Kuh denn schon wieder von mir?«
Mutter: »Sie sagte, dass deine Versetzung gefährdet sei.«
Tochter: »Ich hab echt null Bock auf Schule!«
Mutter (verständnisvoll) : »Ich weiß, du bist augenblicklich in einer schwierigen Phase. Auch für mich ist es nicht einfach.«
»Nicht einfach« ist es für die Mutter wegen der noch nicht sehr lange zurückliegenden Scheidung von Lauras Vater.
Tochter: »Dafür kann ich mir nichts kaufen.«
Mutter: »Wie kann ich dich unterstützen?«
Tochter: »Ich muss so ein beklopptes Buch lesen und zusammenfassen. Kannst du mir dabei vielleicht helfen?«
Gemeint ist: »Kannst du vielleicht das Lesen und das Zusammenfassen für mich übernehmen?«
Mutter: »Aber eigentlich ist das deine Aufgabe.«
Tochter: »Willst du mir nun helfen oder nicht?«
Sie denkt: »Typisch, erst macht sie auf verständnisvoll, und dann blockt sie ab.«
Mutter: »Na gut, dieses eine Mal. Und wo hakt es denn sonst noch in der Schule? Sprich mit mir, dann können wir gemeinsam eine Lösung finden.«
Die Mutter hat seit der Scheidung ein permanent schlechtes Gewissen und lässt sich deshalb auf den Vorschlag der Tochter ein.
Tochter: »Ich hasse zum Beispiel Mathe, und ich blicke überhaupt nicht durch.«
Was die Tochter sonst noch hasst: wenn Mama wieder »auf verständnisvoll macht«.
Mutter: »Wie wär’s denn mit Nachhilfe?«
Tochter: »Das hilft doch eh nicht. Du checkst wirklich gar nichts. Keiner versteht mich.«
Mutter (überhört das) : »Frau Sieber sagte auch noch, dass du mehrere Stunden geschwänzt hast.«
Tochter: »Ach ja, ich brauche für diese Stunden noch Entschuldigungszettel von dir.«
Mutter: »Das finde ich jetzt nicht gut. Was ist denn nur los?«
Ganz typisch: Die Mutter fühlt sich schlecht, weil es der Tochter nicht gut geht.
Tochter: »Ich würde gerne in eine WG ziehen. Darf ich das?«
Die Tochter möchte nun testen, ob der allzu nachgiebigen Mutter wirklich etwas an ihr liegt.
Mutter: »Na ja, wir können uns das ja mal in Ruhe überlegen.«
Tochter (ungeduldig) : »Also darf ich, ja?«
Mutter: »Mit mir kann man immer reden.«
Sie weicht aus: Darüber will sie jetzt überhaupt nicht reden.
Tochter: »Ich fass es nicht. Du willst mich nur aus unserer Wohnung weghaben, um ungestört mit deinem neuen Freund Sex zu haben. Ich bin dir völlig egal. Dir ist es nur wichtig, mit diesem Loser zusammen zu sein.«
Die Tochter ist stolz, gleich drei Eins-a-Beleidigungen in einer einzigen Antwort untergebracht zu haben.
Mutter (empört) : »Laura!«
Tochter: »Ich bin dir doch völlig egal. Zum Beispiel: Du erlaubst doch alles, nur um deine Ruhe zu haben.«
Mutter: »Das stimmt doch so nicht.«
Tochter: »Aha, das stimmt so nicht? Ich kann doch machen, was ich will, Hauptsache, du wirst nicht belästigt.«
Die Tochter hat ihre Mutter durchschaut. Pubertisten kennen in der Regel die Schwachpunkte ihrer Eltern genau, was sie auch immer wieder gern deutlich aussprechen.
Mutter: »Laura, ich mache mir Sorgen.«
Die Mutter ist ratlos und traurig. Offensichtlich hat die Scheidung ihre Tochter noch mehr mitgenommen, als sie bisher dachte.
Tochter: »Dass ich nicht lache. Als ich letzte Woche im Drogeriemarkt den Lippenstift geklaut habe, war dein einziger Kommentar: ›Das finde ich jetzt gar nicht gut!‹ Du hast ja anscheinend für alles Verständnis.«
Mutter (schluchzt) : »Was soll ich denn machen? Hätte ich dich bestrafen sollen?«
Tochter: »Ja, Mama. Du peilst echt gar nichts. Normale Eltern rasten aus und verteilen harte Strafen.«
Die Tochter möchte, dass die Mutter klar Stellung bezieht und Grenzen aufzeigt.
Mutter (weint) : »Aber ich möchte doch, dass es dir gut geht und dass wir Freundinnen sind.«
Da haben wir es: Die Mutter will geliebt werden und verweigert, ihre Rolle als Mutter anzunehmen.
Tochter: »Freundinnen habe ich genug. Ich will eine Mutter, aber eine richtige!«
IMPULSE
KONSEQUENZEN STATT STRAFEN
Jugendliche erleben Regeln und Grenzen häufig als Bevormundung oder Einengung. In den Unwägbarkeiten des Lebens bieten diese aber Orientierung, Halt und die Chance zur Auseinandersetzung. Wenn Teenager abzuschätzen lernen, welche Konsequenz auf ihr Handeln folgt, dann können sie selbst Verantwortung für ihr Tun übernehmen.
Strafen werden von oben verordnet, oft verbunden mit dem Rachegedanken »Das wirst du
Weitere Kostenlose Bücher