Pubertät – Loslassen und Haltgeben
Übertreibungen machen hilflos. Die Auseinandersetzung mit Drogen ist ein lebenslanger Prozess. Für mich setzt Vorbeugung vor allem bei der Stärkung der Persönlichkeit an.
Erziehen Sie Ihre Kinder zu einem produktiven Umgang mit Frust und Krisen. So werden Eigenaktivitäten an die Stelle des Konsums gesetzt, so stärken Sie die Konfliktfähigkeit. Ihr Kind kann dann nein sagen, wenn es unter Gruppendruck gerät.
Fettleibigkeit
Dorothea, 15 Jahre alt, ist ein übergewichtiges Mädchen, zieht man den Bodymaßindex als Grundlage heran. Dorothea hat zwei jüngere Geschwister, die körperlich normal entwickelt sind. Und auch ihre Eltern sind, wie die Mutter erklärt, «eher schlank. Aber Doro ist richtig fett.» Begonnen, so die Beobachtung der Mutter, hatte alles, als sie so zehn war. «Die ging richtig aus dem Leim, fraß alles in sich hinein.»
Nimmt man Fotos zur Hand, dann zeigen sie Dorothea als ein schlankes, bewegungsfreudiges Kind, das offensichtlich vielseitig interessiert war. Sie erscheint als ein Springinsfeld. Viele andere Kinder wieselten um sie herum.
Nun scheint sie das komplette Gegenteil zu sein. Sie geht nicht mehr – aber sie lässt sich gehen, was das Essen betrifft. Sie stopft alles wahllos in sich hinein. Dorothea hat sich längst aufgegeben.Alles, was auch nur im Entferntesten mit sportlicher Betätigung zu tun hat, unterlässt sie. Vom Sportunterricht hat sie sich abgemeldet: Mal fühlt sie sich nicht wohl, dann «hat sie ihre Tage», mal hat «sie sich den Knöchel verstaucht, weil sie umgeknickt ist», dann «hat sie ihr Turnzeug vergessen». Dorothea fällt immer etwas ein, sich vor körperlicher Betätigung zu drücken. Familienausflüge – seien es Wanderungen oder Fahrradtouren – macht sie schon längst nicht mehr mit. Macht die Familie im Süden Urlaub, bleibt Dorothea «am Pool liegen und hat keine Scham», so der Vater ebenso erbost wie empört, aber auch böse und zynisch, «ihren fetten Bauch in die Sonne zu halten». Dorothea trägt dann Bikinis in Übergröße, aus denen Busen und Bauch herausquellen. Ansonsten lässt sie sich überall hinfahren – jeder Schritt zu Fuß ist ihr zuwider oder ist – angesichts ihrer Körperfülle – eine wirkliche Qual.
«Aber mir ist es völlig egal», sagt Dorothea über sich, «wenn ich fünf Kilo abnehme, dann sieht das doch keiner. Also bleibe ich so! Was soll’s!» Dorothea hat sich auf Anraten eines Arztes bei einem Training für übergewichtige Heranwachsende angemeldet, weil sie zunehmend «depressive Züge», so die Mutter, entwickelte. Dorothea zog sich mehr und mehr zurück, hatte zu nichts mehr Lust, keine Freude am Leben.
In dieser Gruppe lernte sie die gleichaltrige Susanne kennen. Susanne ist ein Einzelkind. Ihre Eltern sind auch übergewichtig. Das trifft ebenso auf die Großeltern väterlicherseits zu. Bis zum siebten Lebensjahr «war Susanne», so erinnern sich die Eltern, «körperlich völlig normal. Da gab es keine Auffälligkeit.» Dann «ging sie», erzählt die Mutter, «richtig in die Breite. In einem halben Jahr ist sie wie eine Tonne geworden. Man konnte richtig zusehen, wie sie dicker und dicker wurde. Reglementierungen beim Essen halfen überhaupt nicht.»
Susanne ging, wenn man ihr zu Hause eine Grenze setzte, zur Oma, die viel Verständnis für ihre Enkelin hatte, war sie dochselbst seit dem zwölften Lebensjahr eher übergewichtig. Zudem hatte Susanne ein Süßigkeitsdepot mit großelterlicher Unterstützung angelegt, aus dem sie sich fleißig bediente. Machte man anfangs über «das kleine Pummelchen» noch seine «kleinen Späßchen», sah Susanne doch, wie der Großvater lachte, sie «klein, rund und süß», die Mutter sie zärtlich «meine kleine quirlige Kanonenkugel» nannte. Das änderte sich, als Susanne in die Pubertät kam.
Sie fand ihren Körper «schrecklich». Um dem Ausdruck zu geben, kleidete sie sich in weite, schwarze Gewänder, die ihren Körperumfang zwar verhüllten, aber die Unförmigkeit doch ahnen ließen. Um die einst beliebte Susanne wurde es zunehmend stiller; genauer: Sie isolierte sich selbst. Freundinnen zogen sich von ihr zurück, Freunde rümpften die Nase, wenn sie in Susannes Nähe standen. «Du riechst», war noch der netteste Kommentar. Gemeine, unflätige, herabsetzende Kommentare häuften sich, die Susanne nicht anspornten, sie vielmehr in Lethargie verfallen ließen. Sie wusch sich selten, sodass ihre Körperausdünstungen nicht mehr zu ignorieren waren. Den
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