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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Sexualität um, schmeißen ihren Körper wegen eines flüchtigen sexuellen Genusses nicht weg. Aber der Volksmund, der für alle sinnlichen Genüsse des Lebens den passenden Spruch bereithält, hat schon recht, wenn er formuliert: «Wenn der Piephahn steht, ist der Verstand im Eimer!» Das, was der Volksmund aus alltäglichen Beobachtungen in Spruchweisheiten zusammenfasste, hat die Hirnforschung in ihren Untersuchungen bestätigt. Die Anthropologin Fisher hat die Gehirne verliebter, «verknallter» Pubertierender untersucht – wobei diese Ergebnisse wohl für Erwachsene in der zweiten Phase zwischen dem 40. und 50.   Lebensjahr auch zutreffen würden. Doch das ist eine andere Geschichte.
     
    Hirnforschung kann jede Romantik entzaubern, aber Eltern zugleich Verständnis für ihre gefühlsmäßig durchgedrehten Pubertierenden vermitteln, wenn sie – ob Mädchen oder Junge – mit sehnsuchtsvoll geweiteten Blicken, wenn sie mit offenem Mund schmachtend dasitzen, ihnen alles egal ist, sie durcheinander sind, Liebeslieder und -gedichte lesen, meinen, sie schweben, sich «on the dark side of the moon» wähnen oder an Herbert Grönemeiers Lippen hängen, wenn sie Suppen mit Gabeln löffeln, wenn sie nur noch an ihn oder er nur noch an sie denkt, die Welt drum herum komplett egal ist.
    Im ersten Stadium der Verliebtheit entsteht das sehnsüchtige Verlangen: «Den will ich!» oder «Den krieg ich!». Hierbei spielen Hormone wie das Testosteron oder das Östrogen eine herausragende Rolle. Sie stärken das sexuelle Verlangen. Risiken oder Gefahren werden dabei komplett ausgeblendet. «Er» oder «sie» ist im Blickpunkt.
    In einem zweiten Stadium wirkt das sexuelle Objekt der Begierde anziehend. Alles und jedes dreht sich um diese Person. Man fühlt sich seelenverwandt, empfindet die gleichen Schwingungen. Hier sorgt der Neurotransmitter Dopamin für verliebte Stimmungen,spürbar an den Schmetterlingen, die von nun an alle im Bauch flattern, Schmetterlinge, die alles leicht und rosarot werden lassen. In diesem Moment werden jene Gehirnteile aktiv, die besonders auf Dopamin ansprechen. Man belohnt sich, man will immer mehr. Genug ist dann eben nicht genug. Alle Lust will in diesem Zustand Ewigkeit! Bei sexuellen Handlungen und Reaktionen sind jene Gehirnareale besonders aktiv, die mit Dopamin-Rezeptoren besetzt sind. Das Gehirn will belohnt sein, verlangt ständig nach neuen Annehmlichkeiten: begehrt werden und sein, sich geborgen fühlen und Geborgenheit geben, geliebt sein und werden, küssen, streicheln, Geschlechtsverkehr. «Sex ist für das Gehirn», so der Neurologe Arnow, «eine Belohnung!»
    Gerade das pubertierende Hirn eines Heranwachsenden verlangt nach «Neuem», nach «schönen Gefühlen», nach «aufregenden Situationen», nach immer mehr, nach – dem Dopamin sei Dank! – starken Sehnsüchten, nach Herausforderungen und übersieht dabei die Gefahren, die mit manchen Situationen nun einhergehen. Pubertierende überschätzen sich, haben sich nicht immer im Griff, sind Getriebene, ticken nicht richtig. Dies ist vor allem bei Jugendlichen der Fall, die lebenszeitlich früh ihre Menarche oder Ejakularche erleben. Der gesamte Fortpflanzungsapparat ist schon ausgebildet, ohne dass andere Teile des Gehirns fertig sind. Bei den Pubertierenden entsteht eine große Spannung zwischen «Ich kann!» und «Ich kann aber noch nicht!», zwischen «Ich will!» und «Ich will noch nicht!». Es baut sich eine Selbstüberschätzung auf, die für manches risikobehaftetes Handeln verantwortlich ist.
    Nun ist an sexuellen Handlungsmustern nicht nur das Testosteron oder Östrogen beteiligt, involviert sind auch Androgene, die in den Nieren gebildet werden. Ein erster Androgenschub – im Einklang mit Menarche und Ejakularche auch als «Andrenarche» bezeichnet – erfolgt um das zehnte Lebensjahr herum und ist für die erste Verliebtheit und Schwärmerei, die sich häufig um diese Zeit herum finden lassen, mitverantwortlich.
    Als ich diese Informationen jüngst auf einem Elternseminar gab, meinte eine Mutter: «Was nützt es mir, wenn ich weiß, dass mein Sohn ein Hormonbomber ist und meine Tochter jemand, die gerade östrogenbekifft mit ihrem Freund pennt! Vor allem dann, wenn’s passiert ist, sie mich zur Oma gemacht hat, wenn sie heulend vor mir sitzt und ich einen klaren Kopf behalten muss, nur weil sie ihre Hormone nicht im Griff hat?»
     
    JETZT IST SEXUALERZIEHUNG DRINGEND VONNÖTEN
    Hintergrundinformationen haben sehr

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