Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
Vom Netzwerk:
der Höhen gekennzeichnet. Sollten Sie gar zwei oder drei Glücksmomente an einem Tag erleben, dann wäre dies ein Zaubertag, an dem Sie sich abends unbedingt belohnen sollten.
     
    Konsequenzen-Killer Nummer zwei: «Alle anderen dürfen das!»
Eltern, die mit dem Blick auf andere pädagogisch handeln, leben ihren Kindern ein problematisches Vorbild vor: Nur wenn du anderen gefällst, bist du anerkannt. Dieses Modell ahmen Pubertierende gern nach. Sie drücken das dann so aus: «Alle anderen dürfen, nur ich nicht!» Oder: «Dann kann ich ja gleich ausziehen!» Mit solchen Sätzen testen die Heranwachsenden ihre Eltern aus. Sie handeln häufig nach dem Modell von Versuch und Irrtum – nach dem Motto: «Mal sehen, was passiert, wenn ich diesen Satz sage!»
     
    Die alleinerziehende Mutter des 1 4-jährigen Thomas genehmigt ihrem Sohn den Disco-Besuch am Samstagabend, erwartet aber eine pünktliche Rückkehr: «Um 10 bist du hier!» Thomas zieht eine ärgerliche Grimasse.
    «Um 11!»
    «Du hast mich verstanden!», beharrt die Mutter.
    «Warum um 10?»
    «Weil ich für dich verantwortlich bin!»
    Thomas überlegt: «Aber alle anderen dürfen auch!»
    «Wer?», fragt die Mutter.
    «Na, Anne, Martin, Rita   … alle eben!»
    «Ich ruf mal Martins und Annes Mutter an. Das möchte ich wirklich von denen hören.»
    Thomas’ Stimme überschlägt sich: «Du glaubst mir wohl nicht, was? Du glaubst mir wohl nicht? Du bist gemein! Ruf da bloß nicht an!» Thomas redet sich in Rage: «Dann kann ich ja auch ausziehen. Bei Papa darf ich sowieso viel mehr als bei dir!»
    Wütend verlässt er den Raum.
    Beim Abendessen greift die Mutter die Auseinandersetzung vom Nachmittag auf: «Thomas, ich mag dich! Ich denke, das weißt du. Ich kann dich aber nicht daran hindern auszuziehen. Aber durch diesen Satz fühle ich mich unter Druck gesetzt!»
    Sie sieht ihren Sohn fest an: «Ich erwarte dich um 10   Uhr!» Als Thomas das Haus verlässt, verabschiedet er sich mit den Worten: «Bis nachher!» Er war pünktlich um 22.00   Uhr zu Hause.
    Konsequentes Handeln bringt keine klebrige Harmonie mit sich. Konsequentes Handeln bedeutet Klarheit und Offenheit und schließt den Konflikt und die Auseinandersetzung ein.
     
    Konsequenzen-Killer Nummer drei: «Du bist ungerecht!»
Elsa Friedrich erzählt auf einem Seminar, dass sie sich lange Zeit von einem Satz beeinflussen, ja geradezu tyrannisieren ließ: «Du bist ungerecht, Mama!»
    «Wenn ich diesen Satz hörte, versetzte mir das einen Schlag in die Magenkuhle. Ich spulte dann meine ganze Wohltätigkeitsnummer ab. Mit beleidigtem Gesicht zählte ich meinem Sohn auf, warum dieser Satz gemein sei: Ich bin für dich aufgestanden! Ich bügele deine Wäsche! Ich mache Frühstück! Ich fahre dich bei Regen in die Schule!, usw. usw. Aber dieses Beleidigte-Leberwurst-Sein zog nicht! Und ich gab wieder klein bei!»
    «Und wie haben Sie das geändert?»
    «Eines Tages hatte ich die Schnauze voll!» Sie lächelt. «Maik, mein Sohn, sollte nicht so lange bei Freunden sein. Er feilschte mit mir um jede Minute. Und dann schleuderte er mir wiederden leidigen Satz entgegen: ‹Du bist einfach ungerecht, Mama!› ‹Das stimmt›, habe ich zu ihm gesagt. ‹Vor dir steht die ungerechteste Mutter dieser Stadt!›
    Er stutzte und staunte. Und da zog ich aus der Schublade ein Plakat, auf dem stand: ‹Mehr Rechte für die ungerechten Mütter dieser Stadt!› Maik war sprachlos. ‹Damit gehe ich nachher auf die Straße demonstrieren, Verenas Mutter kommt mit, und die Mütter von Juliane und Sven sind auch dabei. Wir stellen uns vor die Kirche. Wir werden einen Riesenzulauf haben!›»
    «Du spinnst wohl!», schleudert ihr Maik entgegen.
    «Wieso?»
    «Was sollen denn die anderen über mich sagen? Die kommen mir dann doch so: Du hast ’ne völlig durchgeknallte Mutter!»
    «Was sagt ihr denn jetzt über Mütter wie mich? Wahrscheinlich doch so was: Du musst der nur mit der Gerechtigkeitsnummer kommen, ein bisschen am Helfersyndrom kratzen, und schon schaltet sie ihr Gehirn aus.»
    «Mama, sag mal, spinnst du?»
    «Ich bin völlig klar. Ich ruf jetzt Verenas Mutter an – und dann geht’s los.»
    Maiks Gesicht bekommt einen hektischen Ausdruck. «Ich sag das nicht mehr! Ehrlich!»
    «Und wenn?»
    «Dann darfst du demonstrieren!» Er nimmt das Plakat und will es zerreißen. «Das brauchst du jetzt nicht mehr!»
    «Hoffentlich nicht! Aber gib es mir her, ich will es behalten, aber am besten, du hängst es in deinem

Weitere Kostenlose Bücher