Pubertät – Loslassen und Haltgeben
Erfolgserlebnisse, den begangenen Weg weiter zu beschreiten.
Wichtig sind auch die Bedeutung von Freunden und die Einbindung in die Gruppe Gleichaltriger, weil die Heranwachsenden hier nicht selten Normen und Werte kennenlernen, die denen der Familie entgegengesetzt sind. Nur in der Auseinandersetzung erfährt der Heranwachsende einen eigenen Stand.
Nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit den Eltern, um Konfliktmanagement zu erlernen. Sich Konflikten zu stellen bedeutet eine Herausforderung, wer Konflikten dagegen aus dem Weg geht, wird kein autonomer Mensch. Und deshalb suchen Heranwachsende die Auseinandersetzung mit den Eltern. Sie wollen von ihnen lernen, sie möchten ihre Eltern an Worten und Handlungen erkennen. Und wo sonst sollten sie dies erfahren, wenn nicht auf dem gefühlsmäßigen Fundament, das ihnen die Eltern anbieten?
MITEINANDER REDEN – MITEINANDER STREITEN
«Mein Vater», so Michael, 15 Jahre, «hört gar nicht richtig zu, wenn ich mit ihm rede. Der ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Neulich habe ich ihn ausgetestet. Ich habe gesagt, ich hätte Hasch geraucht. Der hat nur gesagt: ‹Ach so!› Hat nämlich in seiner Zeitung gelesen. Eine Stunde später ist er in mein Zimmer gestürmt und hat gefragt: ‹Nimmst du Hasch?› – ‹Klar!›, habe ich geantwortet. Da hat er einen Tobsuchtsanfall bekommen!»
«Wenn ich meinen Eltern gegenübersitze», so die gleichaltrige Mona, «dann komme ich mir vor wie im Gericht. Die wissen alles besser. Absolut! Und dann die Vorträge von meinem Vater. Ganz der Staatsanwalt. Meine Mutter ist etwas sanfter. Doch ihr Urteil ist knallhart, aber sie spricht wie ein Engel!»
«Meine Mutter ist ähnlich», so Nadine, «die hat einen Kursus über Gesprächsführung mitgemacht. Die versucht, mich auszutricksen. Aber das gelingt ihr nicht. Und dann fängt sie an zu säuseln, fährt die Gefühlsschiene. Wenn’s dann immer noch nicht so klappt, wie sie will, ist sie beleidigt und schreit dann doch!»
«Ich erzähl nichts mehr von meinen Sorgen», verrät Nadja. «Meine Mutter fällt dann immer gleich in Ohnmacht. Die ist absolut überängstlich.»
«Wenn meine Mutter bei mir nicht mehr weiterkommt», so Stefan, 16 Jahre, «kommt sie mit der Tour: ‹Ich erzähl’s dem Papa heute Abend. Dann wirst du schon sehen, was du davon hast.› Aber der hat genügend eigene Sorgen, der will meine Probleme gar nicht wahrhaben.»
«Also geredet wird», empört sich Traudel, «bei mir zu Hause nur über Zensuren und die Schule. Und gefragt wird nur nach den Hausaufgaben. Ich kann das alles nicht mehr hören. Ich bin für meine Eltern nur noch eine Schülerin, aber keine Tochter.»
«Sie lassen einen nicht ausreden, haben für alles gleich eine Patentlösung», erklärt Lisa, «aber so richtig Interesse daran, was ich denke, welche Probleme ich habe, das haben sie eigentlich nicht.»
Kommunikationslosigkeit, Gesprächsarmut, der beleidigt-wortlose Rückzug nach einem Streit, das Nicht-zuhören-Können kennzeichnen viele Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Dabei haben Heranwachsende durchaus den Wunsch, mit ihren Eltern in Kontakt zu bleiben, auch wenn gleichaltrige Freunde und Bekannte in diesem Lebensabschnitt immer wichtiger werden. Viele Eltern deuten den Rückzug und die Abkapselung ihrer Kinder als Abbruch der familiären Beziehungen. Sie glauben, das sei das Ende von Erziehung. Welcher Irrtum! Es ist für die Entwicklung des Jugendlichen wichtig, mit den Eltern im Gespräch, in Kontakt und in Beziehung zu bleiben.
Befragt man Jugendliche, was sie sich von ihren Eltern wünschen, dann fallen einige Aspekte auf:
Gespräche brauchen Ruhe und Zeit. In Hektik und Trubel lässt sich nichts besprechen, lassen sich keine Konflikte lösen.
Heranwachsende wollen sich angenommen fühlen. Dieses Gefühl entsteht, wenn man Zeit füreinander hat und Kontakt aufnimmt. Der entsteht eben nicht nur durch Sprache, sondern über Augenkontakt, persönliche Zuwendung oder eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Heranwachsende wünschen sich eine klare und deutliche Sprache. Sie möchten wissen, woran sie sind. Wenn sich Eltern Sorgen machen, wenn sie ärgerlich oder sauer sind, dann ist es unverzichtbar, diese Gefühle auszudrücken, ohne sie hinter Anschuldigungen, Ermahnungen oder Moralpredigten zu verstecken.
Wichtige Grundvoraussetzung für Achtung und Respekt im Gespräch ist das Zuhörenkönnen, ohne vorschnell zu unterbrechenoder loszupoltern. Zum Zuhören gehören
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