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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Nachfragen – aber kein penetrantes Ausfragen. Wenn Heranwachsende aus der Schule kommen und gefragt werden: «Wie war’s heute in der Schule?», können Eltern nur schwerlich eine wirkliche und genaue Antwort erwarten. Der elterliche Wunsch nach Kontaktaufnahme kann anders formuliert werden, z.   B. indem man über den eigenen Vormittag berichtet oder eine Zeit ausmacht, wann die Schule Thema ist.
Manche Gespräche enden in lautstarken Auseinandersetzungen. Nur lassen sich im Zorn keine Konflikte lösen. Dann ist es sinnvoller, sich für eine Zeit zurückzuziehen (z.   B. den Raum zu verlassen), um dann – nervengestärkt – gemeinsam mit dem Pubertierenden nach Wegen der Verständigung zu suchen. Sollten im Streit unbedachte Äußerungen gefallen sein, dann zeugt es von Souveränität, sich zu entschuldigen oder vorschnell angesetzte Strafen zurückzunehmen. Und bedenken Sie: Auch Pubertierende brauchen Zeit, ehe sie sich für unbedachte Äußerungen entschuldigen können. Gleichwertigkeit im Gespräch gelingt nur auf der Grundlage gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Achtung.
    In Kontakt treten – Atmosphäre herstellen
    Es ist eine paradoxe Situation: Oft bemühen sich Eltern, mit den Kindern in eine partnerschaftliche Beziehung zu treten, versuchen, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu respektieren. Gleichzeitig nehmen Kommunikationsstörungen zwischen Eltern und ihren heranwachsenden Kindern zu. Manchmal beobachte ich, dass Eltern es schlicht und einfach verlernt haben, mit ihren Töchtern und Söhnen zu reden. Sie labern und nehmen nicht zur Kenntnis, was Pubertierende ausdrücken wollen, übersehen oder überhören die deutlichen Signale, die ihre Kinder setzen.
     
    Wer mit Heranwachsenden zu tun hat, sollte drei Grundsätze berücksichtigen:
Überschätzen Sie nicht die Wirksamkeit Ihrer Worte! Wer mit Jugendlichen redet, muss in Kontakt mit ihnen sein, muss körperlich und geistig präsent sein.
Gespräche haben mit In-Beziehung-Treten zu tun. Wenn Gespräche häufig misslingen, dann überprüfen Sie, ob Mimik, Gestik und der Klang der Stimme vielleicht widersprüchliche Botschaften vermitteln.
Labern Sie nicht! Wortschwallduschen machen nur die Eltern nass – nicht aber Heranwachsende. Lernen Sie von Ihren Kindern, die nicht reden, sondern handeln.
    «Aber was heißt denn das?», will Viktor Meins, Vater eines 1 4-jährigen Sohnes wissen. «Vor nicht allzu langer Zeit hieß es: Reden Sie! Seien Sie nicht autoritär! Erklären Sie alles! Und nun das: Handeln Sie!»
    Es geht nicht darum, das Kind mit dem Bad auszuschütten oder von einem Extrem in das andere zu rutschen. In bestimmten Konfliktsituationen – wenn es darum geht, Anweisungen zu erteilen, Absprachen umzusetzen – hilft eine ruhige, vor allem kurze Ansprache. Sollten Ihre Kinder mit Ihrer Position nicht einverstanden sein, werden diese nachfragen, genauere Informationen einfordern, die Sie dann auch unverzüglich geben sollten. Sehr häufig haben Heranwachsende zu Recht das Gefühl, dass Eltern nur deshalb umständlich ihre Beweggründe erklären, um ja nicht als autoritär zu erscheinen. Sie deuten das als schlechtes Gewissen ihrer Eltern.
     
    Christian, 12   Jahre, hatte seinen Vater längst durchschaut. Hans Holler ist – wie er selbst sagt – «ein Erklärungsvater. Ich möchte, dass mein Sohn Einsicht zeigt und deshalb etwas tut. Nicht, weil ich es sage!»
    «Und?»
    «Er zeigt keine Einsicht und macht, was er will!»
    Christian schmunzelt, als sein Vater dies in einem Elternseminar anspricht. Sie hätten eigentlich wenig Stress miteinander, nur beim abendlichen Zubettgehen gebe es täglich Streit.
    «Ich möchte, dass er um 21.00   Uhr einschläft. Er braucht viel Schlaf, zehn Stunden, denn er muss um 7.00   Uhr aufstehen. Und wenn er später ins Bett geht, dann ist er nicht ausgeschlafen!»
    «Und wie sieht der Stress aus?» Ich bin neugierig.
    «Na ja, er geht einfach nicht ins Bett. Er fragt: Warum muss ich zehn Stunden schlafen?»
    Ich sehe Christian an, er nickt bestätigend: «Stimmt!»
    «Und wie geht’s weiter?»
    «Ich frage einfach weiter. Warum muss ich zehn Stunden schlafen?» Christian grinst mich an.
    «…   und ich Depp antworte geduldig!», ergänzt ein sichtlich genervter Vater.
    «Seine Argumente kenne ich», schmunzelt Christian. «Die sind in Ordnung, die treffen auf alle zu, nur auf mich nicht. Ich komme mit acht Stunden Schlaf aus!»
    «Stimmt gar nicht», ruft der Vater. «Na ja, ich rede und

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