Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
schwierig, er ist ja noch klein. Man kann zu ihm wie zu einem Freund gehen und ihn um Feedback bitten. Als Vater kann man sagen: »Mein Gefühl ist, ich sollte jetzt so und so mit dir umgehen, was glaubst du?« Man kann ihn als Berater benützen, für die Elternschaft, für die Elternrolle. Er weiß genau, was er braucht und was er nicht braucht. Das ist das Besondere an diesen Kindern, die wissen das ganz genau, aber sie wollen, wie alle anderen, nicht gerne einsam sein. (Pause)
Ja? Wir können natürlich noch viel mehr darüber reden, aber jetzt glaube ich, sollten wir wenigstens eine Pause machen. Das ist ja so ungewohnt und neu. Alle müssen sich ein bisschen darauf einstellen und dann sehen, was wir damit machen können.
VATER: Vielen Dank für das Gespräch, es waren viele Aspekte dabei, die sehr fruchtbar waren.
JUUL (ZUM SOHN): Mach’s gut!
SOHN (12): Ja.
FAMILIE 3
Schulprobleme und Vertrauen
DABEI SIND: MUTTER, VATER, DIE GEMEINSAME TOCHTER (16)
JUUL: Wer von euch möchte gerne anfangen?
MUTTER: Ich möchte anfangen. Mein zentrales Thema ist die Schule. Ich sage schon, »mein« zentrales Thema, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, dass unsere Tochter so schlecht in der Schule ist und gleichzeitig sagt, sie ist eigenverantwortlich, was ich auch finde. Ich hab schon alle Phasen über Kontrolle, Hilfe, Nachhilfe, Selbsthilfe und - ja und jetzt Rückzug, seit ungefähr einem halben Jahr, hinter mir und merke einfach, dass es sehr grenzgängerisch ist, was sie macht, d.h. sie könnte vielleicht von der Schule verwiesen werden, und ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalte mit meinem beobachtenden Rückzug.
JUUL: Kannst du das beantworten?
TOCHTER: Ja, ich finde, sie macht sich immer viel zu viele Sorgen, denn ich pack das Ganze schon selber, aber sie versucht ständig, mich zu kontrollieren und damit komme ich nicht klar - gar nicht.
JUUL: Was heißt das, du kommst gar nicht damit klar?
TOCHTER: Ich hasse es, wenn mir jemand was vorschreiben will. Und da mache ich dann zu und mach gar nichts mehr.
JUUL: Dein Vorschlag ist …?
TOCHTER: Ja, abwarten.
JUUL: Abwarten? Und heißt das auch, ganz neutral, also passiv sein?
TOCHTER: Ja, schon, keine Ahnung. Ich sehe da nicht so ein großes
Problem wie meine Eltern. Deswegen mache ich mir auch keine Gedanken darüber.
JUUL: Das weiß ich, aber jetzt rede ich nicht darüber, welche Probleme du in der Schule hast oder nicht hast. Sondern von deiner Mutter. Deine Mutter sitzt hier und sagt: » Ich glaube, es gibt hier ein Problem, und ich weiß nicht, was ich machen kann.« Du sagst, wenn ich dich richtig verstehe: Wenn du mich fragst, so wenig wie möglich.
TOCHTER: ...
JUUL: Das hab ich nicht verstanden, war das Ja oder Nein?
TOCHTER: Ja.
JUUL: Ok.
MUTTER: Ich finde, dass das seit diesem Schuljahr auch so läuft, auch weil ich mich da wund gescheuert fühle bei dem Thema. Es läuft das dritte Jahr sehr schlecht und ich weiß nicht, wie lange die Lehrer noch gnädig sind, und das ist auch so ein Damoklesschwert, das anscheinend über mir schwebt, und aber nicht über ihr. Ich hab das Angebot gemacht, dass sie jederzeit kommen kann, wenn sie Hilfe braucht, ich selber gebe sie ihr nicht, weil ich mich dann in den Stoff einarbeiten müsste, das ist nie gut gegangen zwischen uns. Ich konnte die Sachen dann hinterher immer und sie nicht. Das Angebot, dass wir uns gemeinsam um Hilfe umschauen (und es ist ja auch schon mal passiert), hat sie. Ich weiß nicht, ob ich mehr Netz ausspannen kann und soll. Wie weit gehe ich? Wie weit ist es zu thematisieren, dass die Schule vorbei ist? Vielleicht will sie gar nicht mehr auf die Schule usw. Also es sind Fragen, in denen ich ständig irgendwie kreise. Und das, was ich gehört habe jetzt gerade (von der Tochter) , das habe ich schon oft gehört, und ich finde, dass ich es beherzige in diesem Schuljahr, auch aus reinem Egoismus. Es kostet viel Zeit, sich um die Schule zu kümmern, und ich kümmere mich jetzt einfach um andere Dinge. Die mich betreffen. Nichtsdestotrotz kümmern sich die Lehrer auch um mich, d.h.
es gibt natürlich Lehrerkontakte, die mich überraschen, wenn ich mich jetzt so rausziehe. Die Lehrer rufen an und sagen mir dann mal kurz Bescheid.
JUUL: Und was sagst du?
MUTTER: Ich habe mit einem Lehrer gesprochen, der mich voll und ganz verstanden hat, weil er selber zwei solche Söhne zu Hause hat. Ich weiß nicht, was ich ihr anbieten kann.
JUUL: Eines ist ja sicher: Um ein
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