Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
jetzt nicht klar?
JUUL: In meinen Ohren nicht. Aber manchmal hilft es ja, wenn man es laut ausspricht und sich selber zuhört: Wie ist das jetzt?
MUTTER: Gibt es geteiltes Vertrauen? Frag ich mich dann. JUUL: Ja und nein, aber dann hat es eigentlich nichts mit Vertrauen zu tun. Ich verwende oft ein Bild. Als ich noch Chef von 60 Personen war, habe ich einen langjährigen Alkoholiker als Computertechniker angestellt. Der hatte so über 15 Jahre ein Muster entwickelt, dass er so vier- bis fünfmal pro Jahr einen halben Tag trinkt, dann wird er total krank und geht ins Hospital und ist 14 Tage später wieder da. Und ich habe ihn angestellt und ein dreiviertel Jahr ist nichts passiert, dann ist es passiert, und er gibt mir danach seine Kündigung. Ich sagte: »Warum?«, er sagte: »Du kannst mir ja jetzt nicht mehr vertrauen«. Ich sagte: »Du hast mein volles Vertrauen! Ich habe einen Alkoholiker angestellt,
und ich vertraue darauf, dass du drei-, vier-, fünfmal pro Jahr so ein Theater machst. Du hast mein volles Vertrauen.« Ich habe keine Erwartung, dass wenn man 40 Jahre Alkoholiker war, dann komme ich wie ein Gott und sage: »Du kannst für mich arbeiten, aber dann musst du aufhören zu trinken.« Das steht nicht in unserem Vertrag und es wäre auch blöd, wenn es so wäre. Darum geht es. Und um dieses Gefühl: Ich schau jetzt meine Tochter an und ich genieße es. Meine Tochter ist ein wunderbares Mädchen, nur ich und mein Mann konnten so ein wunderbares Mädchen machen, sind wir glücklich!
MUTTER: Ähm (lacht) , aber … Ich hab mir das mit der Baustelle (im Gehirn der Jugendlichen) schon zu Herzen genommen, mit den Konsequenzen, denn die Konsequenzen sehe ja nur ich.
JUUL: Wer weiß, die Tochter könnte auch zu 25 Prozent zuhören, wenn die Eltern von Konsequenzen sprechen. Das kann man nicht wissen. Tatsache ist, es gab - wie lange das her ist, weiß ich nicht - es gab irgendeinen Konflikt mit ihrer Beziehung zur Schule, zu Lernen, usw. Die Eltern haben sich Sorgen gemacht, haben sich darum gekümmert, haben Verschiedenes versucht, haben gesagt: »Wir müssen da was machen«, haben viele verschiedene Dinge versucht, das hat alles mehr oder weniger nichts geholfen. Und jetzt sind wir an einem Punkt, wo es nur eine Möglichkeit gibt, d.h. dass der Vater sich zur Tochter setzt und sagt: »Kannst du nicht für mich deine Mutter glücklich machen?«
MUTTER: (lacht) Was die Schule betrifft!
JUUL: Es geht ja nur um die Schule! Was ich sagen möchte, ist: Eure Tochter hat natürlich wie alle anderen ihre Grenzen und Begrenzungen, genau wie die beiden Eltern. Und die Eltern stehen da und werden mit ihren Begrenzungen konfrontiert und wissen nicht mehr, was zu tun ist. Vielleicht steht eure Tochter auch da und ist mit ihrer Begrenzung konfrontiert und weiß nicht mehr, was sie tun soll. Alle Versuche, das zu verbessern,
sind nicht gelungen. Man kann sich als Eltern entscheiden und sagen, es liegen zwei Dinge auf dem Tisch: Es gibt unsere Tochter, und es gibt unser Projekt, dass unsere Tochter besser werden sollte in der Schule. Im Moment haben wir keinen Erfolg mit unserem Projekt gehabt, also hören wir jetzt damit auf und machen kein Projekt mehr daraus. Unsere Tochter ist intelligent, und wir können ihr das ein mal sagen: »Wenn du Hilfe brauchst, bist du herzlich willkommen«, das ist es.
MUTTER: Das reicht schon?
JUUL: Das wissen wir nicht. Aber wir wissen, was möglich ist, was realistisch ist. Über alles andere können wir stundenlang reden, aber das schafft nur Nebel um diese Fakten. Wenn wir deinen pessimistischen Prognosen bis zum Ende folgen, dann können wir uns vorstellen, dass eine Zeit kommen wird, wo eure Tochter Eltern braucht. Und dann ist es wichtig, dass beide Eltern auch zur Verfügung stehen. Dass man also nicht da sitzt und sagt: »Hättest du nur« oder »Ich habe ja immer gesagt …« Sondern dass man wirklich da sein und sagen kann: »Das ist meine Rolle als Vater und Mutter: Wir hätten gerne, dass unsere Tochter mehr von uns nützen könnte, als sie tut. Aber so sieht’s im Moment nicht aus. Es sieht so aus, dass sie alles hat, was zur Verfügung war, und sie hat es genützt, und jetzt ist es vorbei, jetzt gibt es den Kühlschrank nicht mehr.« Und deswegen sagt sie auch: Ich muss es alleine schaffen.
MUTTER: Und das Alleine ist dann auch das Alleine. Es wurde ja vorher gesagt, nicht alleine lassen, aber das ist wohl abhängig vom Altersunterschied, oder? Also das ist das, wo ich
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