Public Eye (Public Eye Trilogie)

hindurch, wartet das Lamellenschloss noch solange, bis der Ü berdruck aus dem vorigen Abschnitt vollst ä ndig hinter dem Zug hergekommen ist. Damit ist eine
Phase beendet. Wie gesagt, der Bullet-Train kommt fast auf
Schallgeschwindigkeit und die Zahl der Lamellenabschnitte ist riesig. Da sollte
nichts durcheinandergeraten.
     
    Die
Eisent ü r, die zur Wartungskabine f ü hrte, war ü berraschend leicht aufzubrechen. Niemand schien hier mit Eindringlingen
zu rechnen. Was sollte man auch in einer Vakuumr ö hre wollen?
     
    Ich
musste nicht lange auf einen Zug warten. Ich stand am Kontrollpult und hatte
die Augen fest auf die Schaltfl ä che des
Lamellenverschlusses gerichtet. Ebenso fest hatte ich diese Eisenstange in den
H ä nden, die ich drau ß en gefunden und mit reingebracht hatte. Ich h ö re das feine Vibrieren des heranrauschenden Zuges, ich
h ö re, wie die Pumpen und Ventile arbeiten. Das
Schaltelement springt von GESCHLOSSEN auf GE Ö FFNET und meine H ä nde schlagen mit der Eisenstange auf das Schaltelement
drauf. Es gibt ein h ä ssliches Ger ä usch, das das Implantat mit malerischen Schriftfetzen dekoriert. Der
Bully rast unbeeindruckt weiter, das bisschen Druckabfall in einem R ö hrensegment spielt bei diesem Tempo kaum eine Rolle.
In Nullkommanix ist er beim n ä chsten
Abschnitt und ich habe zwei Segmente mit so etwas ä hnlichem wie Normaldruck drin. Ich breche die
Wartungst ü re zur R ö hre hin auf und renne in die Gegenrichtung, aus der der Bully eben gekommen
ist. Die Pumpen wollen das Segment f ü r den n ä chsten Zug vorbereiten und das hei ß t, sie saugen die Luft recht z ü gig ab. Meine kleine Chance liegt darin, dass ich eine
Lammellent ü re kaputt gemacht habe. Dadurch verdoppelt sich die
Zeit der Evakuierung der beiden Abschnitte. Ich renne also um mein Leben. Ich
muss die n ä chste Wartungskabine erreichen und aufbrechen, solange
noch genug Luft f ü r mich zum Atmen da ist. Das Restlichtdevice hat
eigentlich kein Licht, das es verst ä rken k ö nnte, irgendwo scheinen aber Kontrolllampen oder sonst
welche Lichtquellen zu sein. Ich sehe die Umrisse der R ö hre Dunkelblau auf Schwarz, kann etwas wie Boden
erkennen und dass da Schwellen sind, ü ber die ich besser nicht stolpern sollte. Der Abstand zur n ä chsten Schleuse ist ziemlich gro ß , wenn man nicht mit Schallgeschwindigkeit unterwegs
ist. Die Pumpen saugen vernehmlich meine Atemluft ab und das h ö hnische Implantat kommentiert das mit 'pfffffftt' und
'schl üüüüü mph' Schriftz ü gen, jetzt in grellrot mit gelber Umrandung. Atemnot hatte ich heute
schon mal, nur jetzt n ü tzte mir eine Folge von Tritten und Schl ä gen gar nichts. Ich musste schneller laufen bei immer
weniger Luft. Jogging auf dem Mount Everest. Ein Schei ß sport, glauben Sie mir.
     
    Das
Vibrieren war erst nur ganz leicht zu sp ü ren. Es wurde rasch kr ä ftiger,
fast schon dr ö hnend 'BRAAAAAAHHHM!!!!' formulierte das Implantat in
Dunkelgr ü n mit wei ß em Rand, un ü bersehbar in meiner Dunkelwelt. Ich hatte nicht nur
den Tod durch Ersticken sehr klar vor Augen, nein es gab auch noch die
Alternative, dass ich gleich vor einem Lamellenschott stehen w ü rde, das sich blitzschnell ö ffnet, um einen Bullet-Train mit knapp 890 Kilometer
pro Stunde auf mich loszulassen. Alles wurde knapp. Die Luft. Die Zeit. Ich f ü hlte keine Kraft mehr in meinen Beinen
'BRAAAAAAAAAAAAMMMMM BUMMMBUMMMBUMMMM DRUMMM'.
     
    Die
Wartungst ü r! Ein kleines L ä mplein dar ü ber gab dem Restlichtverst ä rker ungeahnte M ö glichkeiten, um die Szenerie hier  festlich auszuleuchten:
grauschimmernd die Lamellen, die Stahlr ö hre in schmutzigem Braun-Blau mit dunkelgr ü nen Schlieren. Die T ü r in d ä mlichem
Hellblau. Und innen nat ü rlich kein Griff, der Bully f ü llt die R ö hre ja ganz aus, der hat ja sogar noch Mikrodichtungen, damit sich das
Vakuum vorne nicht mit dem Ü berdruck
hinten vermischt. Mein Life Support System spielte mir unsch ö ne Daten auf das Arsi. Sauerstoffgehalt im Blut bei
38% von Normal, Tendenz fallend, der Zahlenwert blinkte dunkelgelb und
wechselte auf ein rostiges Rot, als die Zahl nur noch 33 hie ß . Ein Plan, eine Idee, jetzt ganz schnell ganz n ö tig. Wo war meine Eisenstange? Ah, in meiner Hand. Das
war gut, aber warum nochmal? Stange, Wartungst ü r, Vakuum, Bullet-Train. Komische W ö rter, was war nochmal RAUS? Ich hatte den Ü berblick verloren, aber wor ü ber? 'BRAAAAAAMBARAMBARAMBARAM' Ah! Der Zug. Die T ü