Public Eye (Public Eye Trilogie)
schnell." Seine treuen Hundeaugen verengten sich, er
glaubte mir kein Wort. "Ich muss auf jeden Fall eine Meldung machen ü ber den Vorfall und die Streckenst ö rung." Das war nicht gut. Nicht f ü r mich und daher leider auch nicht f ü r ihn. Ich verdanke ihm mein Leben, aber das mit der
Meldung, die er machen wollte, war einfach keine gute Idee. Er tr ä gt ziemlich sicher kein Implantat, m ü sste sich also einer klassischen Telco-Verbindung
bedienen f ü r seine Meldung. Dann kann ich ihn am Leben lassen.
Sprung nach vorne. Handfl ä che gegen den Unterkiefer, Ü berraschung ausn ü tzen. Er geht zu Boden. Ich packe ihn am Arm, drehe den auf seinen R ü cken und schreie: "Wollen Sie am Leben
bleiben?" Er nickt heftig und glaubw ü rdig. Ich sehe mich um, auf dem Arbeitstisch liegen d ü nne Kabel. Ich ramme ihm mein Knie in die Wirbels ä ule und dr ü cke ihn fester auf den Boden w ä hrend ich die Kabel heranziehe. Das ist nicht das beste Material f ü r mein Vorhaben, aber f ü r den Moment taugt das schon. Ich schn ü re ihn zusammen, so gut es geht und er wehrt sich kaum
dagegen "Sind Sie ein Implantino?" herrsche ich ihn an. Er ist
verdattert und wei ß nicht, was das sein soll, er mache hier nur seine
Arbeit. Gut. Ich glaube ihm das jetzt einfach. Stehe auf, sehe mich in der
Wartungskammer um und suche das Telco. Es ist wirklich an der Wand angebracht,
unglaublich. Die Bahn steht auf Nostalgie, auch wenn sie mit
Schallgeschwindigkeit unterwegs ist. Ich finde meine geliebte Eisenstange auf
dem Boden liegen und zertr ü mmere
das Telco damit. Dann suche ich nach dem Mantel meines Lebensretters. H ä ngt am Haken neben der Au ß ent ü r. Ich
zieh das Ding ü ber und fasse schnell in alle Taschen. Schl ü ssel! Mein blauer Hund sagte die Wahrheit. Kein
Implantino besitzt mehr Schl ü ssel.
Die wenigsten von uns wissen ü berhaupt,
wozu die gut sind und wie man sie bedient.
"Vielen
Dank nochmal f ü r alles und nix f ü r ungut!" rufe ich dem Wartungsmeister zu, als ich sein Kab ä uschen verlasse. Ich schlie ß e die Eisent ü r sorgf ä ltig mit einem der Schl ü ssel ab, die ich in seiner Manteltasche gefunden habe.
Der andere geh ö rt zu seinem Dienstfahrzeug und stammt aus einer l ä ngst vergangenen Epoche. Da steht das Ding.
Gummireifen! Mehrere T ü ren an den Seiten. Glasscheiben! Boh ey! Ein Oldtimer
im Dienste der Bullet-Train-Company? Oder das Privatvergn ü gen eines ihrer Angestellten? Egal. War jetzt meins.
Und hatte den Vorteil, nicht in der Monobib registriert zu sein. Also schwer zu
orten. Muss es jetzt nur noch in Gang kriegen. Und den Lichtschalter finden.
Den Lichtschalter! Oh Mann, wo kann der denn verbaut worden sein? Es ist
stockdunkel und ich hab keine Ahnung, welcher Feldweg hier zu der Schleuse f ü hrt und wie ich wegkomme. Einer der vielen Kn ö pfe war dann doch der Lichtschalter und ein anderer
war der Anlasser. Und mit dem runden Ding da vorne steuert man die ganze
Angelegenheit. Eigentlich ganz einfach. Ich folge dem Feldweg in die Dunkelheit
und f ü hle mich seit langem wieder einmal als Herr der Lage.
9.
Ich
war ein gutes St ü ck weit gekommen. Im Osten wurde der Nachthimmel allm ä hlich dunkelblau. Den Feldweg hatte ich gegen eine
verlassene enge Landstra ß e eingetauscht, die mich von der Gro ß en Magistrale und von der Bullet-Train Linie
wegbrachte.
Der
Oldtimer gab erst seufzende Laute von sich, bockte dann, sch ü ttelte sich und blieb schlie ß lich stehen. Einfach so. Was war los? Das Ding war
eindeutig ä lter als 20 Jahre. Also vor der Entdeckung der Neuen
Kraft gebaut. Also auf externe Energiezufuhr angewiesen, die in irgendeiner
Form an Bord gespeichert werden musste. Jetzt war es wieder soweit - auf
externe Energiezufuhr angewiesen. "Schei ß e, der Tank ist leer!"
Keine
Ahnung, wo man heutzutage noch Treibstoff herbekommt. Aber zu lange sollte ich
das Gef ä hrt eh nicht mehr behalten, ich sollte zusehen, dass
ich meine Spuren hier in der Gegend gr ü ndlich verwische. Ich steige also aus und schiebe den Oldie sachte in
die B ü sche neben der Stra ß e. Muss ja nicht gleich jeder sehen, der hier zuf ä llig vorbeikommt. Noch ein paar Ä ste zur Tarnung und er ist so gut wie unsichtbar.
Einen Moment setze ich mich noch auf den Beifahrersitz, nur kurz. Nur etwas
ausruhen.
Als
ich aufwachte, war es taghell, die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ich hatte
tief und traumlos geschlafen, wie ein Stein, ein B ä r, wie ein
Weitere Kostenlose Bücher