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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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entschädigen: Ich kenne so rund hundert Kilometer von hier ein Nest, heißt Userin. Noch ganz unentdeckt. Schöner See mit kleiner Insel, ein Bauernhof, der Gäste nimmt. Häfner heißen die Leute, nette Familie und sehr billig. Guten Abend.«
    Zuerst fiel es uns sehr schwer, auf das Nordsee-Erlebnis verzichten zu müssen, zumal ich die Geheimniskrämerei als >Wichtigmacherei< abtat.
    »Jede Diktatur«, erklärte ich der Gefährtin, während ich den Wagen dem märkischen Ziel entgegenlenkte, »sieht hauptsächlich nach innen und sieht auch jedes Unternehmen auf seine Wirkung nach innen hin an. Warum sollte der Diktator und sein Gang etwas riskieren? Es geht doch leider alles prächtig.«
    »Aber vielleicht nicht mehr lange«, meinte sie ein paar Kilometer weiter. »Vielleicht ist das Geld zu Ende, und er braucht etwas Ablenkung?« Womit sie, ohne daß ich es ahnte, so ziemlich das Richtige traf.
    »Zuviel Risiko«, sagte ich abschließend. »Polen ist nicht Österreich oder die Tschechoslowakei. Es hat irgendwelche Bündnisse mit Frankreich und England. Im übrigen sind in diesem komischen Userin sicher viele Fuchsbauten und Karnickellöcher, wir müssen sehr auf Pucki achten, daß er nicht in einem verschwindet.«
    Die Hafners hatten einen großen Hof, den sie mit zwei erwachsenen Kindern, Tochter und Sohn, bewirtschafteten. Direkt an den Hof grenzte der See. Man konnte im Badeanzug bis zu einem wackligen Steg gehen und dort ins Boot steigen. Der See lag offen und heiter da, wie ein riesiges blaues Auge.
    Die Zimmer waren klein, ohne fließendes Wasser. Aber rings um die Fenster führte grünes Gerank. Man konnte mit Kälbchen und Fohlen spielen, sich über Gänse und Enten amüsieren, das Essen war deftig und gut, und vor allem — Puck war selig. Er hatte >Struppel<, einen stark flohverdächtigen Schnauzer, aufgetrieben, der sich vor ihm auf den Rücken warf und so die Machtverhältnisse gleich zu Anfang klärte.
    Ich mußte feststellen, daß der karge Zauber der Mark mir immer mehr ins Herz drang, und als ich gar in einer Kiefernschonung Steinpilze fand, kapitulierte ich endgültig.
    Das schönste an Userin war der See und von ihm besonders die Insel. Dort wuchsen massenweise Königskerzen, und Ringelnattern mit koketten Halsbändchen schlängelten sich durchs Gras. Vor allem gab es dort weder Fuchs- noch Karnickelbauten, und so konnten wir ganz unbesorgt leben und kamen uns vor wie Robinsons.
    Eines Tages, als wir wieder zur Insel fuhren, hörten wir über uns ein sausend-peitschendes Geräusch: Ein riesiger Schwan zog einen Kreis über uns und ließ sich nicht weit von uns mit schäumender Bugwelle auf dem Wasser nieder.
    »Ich habe ihn gestern schon gesehen, da drüben im Schilf«, erklärte die Gefährtin, »und Frau Häfner hat mir erzählt, daß das der alte Hans ist. Voriges Jahr haben ihm ein paar Rohlinge das Weibchen erschlagen, das sie angegriffen hatte, weil sie in die Nähe des Geleges kamen. Seitdem ist der Hans sehr böse und sucht immer ein Weibchen.«
    »Na, dann nimm bloß den Puck an die Leine«, sagte ich. »Sonst springt er womöglich noch ins Wasser und greift den Schwan an. Und der sieht mir ganz so aus, als ob er kurzen Prozeß mit dem Kleinen machen würde.«

    »Mit Puck?« Sie war sichtlich verletzt, daß man die Kampffähigkeit ihres Freundes anzweifelte.
    »Er würde Puck unter Wasser drücken«, erklärte ich ihr, »und schlicht ersäufen. Also halte das Puckchen fest.«
    Das erwies sich aber als überflüssig. Puck witterte in Richtung des heranrauschenden Riesenvogels und klemmte sich zwischen meine Knie.
    »Du«, sagte ich, »das geht aber nicht, so kann ich nicht rudern. Geh mal zu Frauchen.«
    Er tat es gehorsam, aber das war, wie sich herausstellte, genau falsch, denn der Schwan war offenbar gewillt, die antike Sage von Leda mit dem Schwan neu zu beleben — mit der Gefährtin als Hauptdarstellerin. Nicht im geringsten gestört durch meine Ruderbewegung, ging er bei Frauchen längsseits, blies das schneeweiße Federgewölk auf, steckte den langen, muskulösen Hals ins Boot und fauchte Puck wütend an. Der entblößte seine Hauer, traute sich aber nicht zu beißen, geschweige denn zu bellen. Statt dessen retirierte er wieder zwischen meine Knie.
    »Na laß man«, sagte ich, »wir sind ja gleich an Land, da werden wir dem aufgeblasenen Patron mal zeigen, was’ ne Harke ist. Wahrscheinlich dreht er schon vorher ab.«
    Dies tat er aber keineswegs. Als der Kiel auf dem Sand der

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