Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
Schneetunnels zu verschwinden. An einer völlig unvermuteten Stelle tauchte es dann wieder auf, richtete sich hoch und schien sich zu überlegen, ob es den Kampf aufnehmen sollte. Puck ahnte, daß dieser Kampf gefährlich sein würde, und näherte sich dem Tier mit gefletschten Hauern. Der Weiße besah sich diese Hauer auf einen Meter Entfernung, beschloß dann aber offenbar, es nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen, und verschwand wie weggepustet. Puck begann fieberhaft, hinter ihm den Tunnel aufzugraben.
    Er war noch damit beschäftigt, als der Lampersberger erschien, ein massiger Mann meines Alters, der ein steifes Bein hatte. Was es gäbe, wollte er wissen. Ich berichtete es ihm. »So a Luader«, sagte er. »Zwoa Henna hat er in der Nacht im Stoll g’rissn, mei Frau is von dem Radau wach wordn. I laß an Ajax drauf los, der holt’s besser ’raus.«
    »Wer ist Ajax?«
    »Mein Hund, a Bluthund. Is grad mit der Frau unterwegs. Schaugns nur, daß der Kloane an Ajax net ärgert. Und grüassen S’ d’ Professorin.« Als ich ihm die Hand schüttelte, sah er mich abschätzend an: »Heit auf d’ Nacht sans in München g’wen, der englische Radio hot’s genau brocht. Sicher ham Sie’s aa g’hört. Bis Garmisch ham se’s Feier leichten gsehn. Sauhund, elendige, solln endlich aufhörn, wo doch so alls hi is. Ich moan natürli d’Engländer«, grinste er.
    »Natürlich!«

Zwei silberne Löffel

    Ein paar Tage später suchte ich den Lampersberger wieder auf, um über ein paar Zusatz-Lebensmittel zu verhandeln. Zu diesem Behufe hatte ich mir unsere beiden silbernen Eßlöffel eingesteckt. Massiv, achthundert Silber. Den Puck hatte ich vorsichtshalber daheim bei Frauchen gelassen. Sie gefiel mir übrigens gar nicht, kam von einer Bronchitis überhaupt nicht mehr los und lag meist zu Bett.
    Als ich an den Gemüsegarten kam, stand ein Kalb von einem Hund darin. Das mußte Ajax sein. Er hatte eine eiserne Kette um sein Bullengenick und ein breites, zerfurchtes Gesicht. Sah eigentlich ganz gemütlich aus.
    »Na, Ajax«, sagte ich, »ist dein Herrchen daheim?« Als ich zur Haustür kam, stellte er sich neben mich. Er knurrte nicht, beobachtete aber jede meiner Bewegungen. Ich legte ihm die Hand auf den Kopf, streichelte ihn hinter den Ohren. »Ach, was bist du für ein feiner Kerl, Ajax!« Er richtete sich an mir hoch und brachte mich mit seinem Gewicht fast zu Fall. Ich setzte mich auf die Schwelle, kratzte ihn auf der Brust, hielt ihm dann mein Gesicht hin und ließ ihn es ausführlich beriechen. Dieses Beriechenlassen des Gesichtes — das wußte ich — ist der sicherste Weg zum Herzen eines Hundes, und es tat auch diesmal seine Wirkung. Ajax warf sich vor mir auf den Rücken und präsentierte mir die Unterseite. Ich inspizierte sie ausführlich und sah mir dann die Pfoten an, die er mir eine nach der andern reichte. In diesem Augenblick ging in unserem Rücken die Haustür auf. Es war der Lampersberger. Sofort war Ajax auf den Beinen und neben ihm. »Ja, da schaug her, Sie verstehen ja wos von d’ Hund! Des hot er noch mit koan g’macht, der Hallodri.« Er gab mir die Hand und holte mich in die Stube.
    Ich erzählte ihm mein Anliegen und zeigte ihm die silbernen Löffel. Er wies sie zurück: »So was mach i net. Des is >Ausnutzung einer Notlage<, verstehen’S? Außerdem passen’s auf uns wie auf d’Rabn, ewig Kontrolln, jedsmal weniger, was uns selber lassn. Ham Sie’s scho beim Alois probiert?«
    »Oft, aber der hat nun selber kaum noch was.«
    Er dachte nach: »Wenn Sie’s amoi beim Heimhilger probiern daten, der Bauer am Berg. Da kriechns’ net so oft hi. Is eahna zu unpraktisch. Der macht so was. Der hat scho an großn Radio und an Teppich und an Haufn solchs Zeig. San ja viel Evakuierte da, und alle hams Hunger. Passen S’ aber auf, des is a ganz a gscherter Hund! Mache Sie’s net z’billig.«
    Er verschwand einen Augenblick und ich hörte ihn nach der Bäuerin rufen. An der Tür drückte er mir ein großes Stück Schinkenspeck in die Hand, für das er nichts haben wollte.
    Ich teilte es oben mit der Professorin. Auch bei ihr war schon seit einiger Zeit Ebbe, und sie bewegte sich erheblich langsamer an ihrem Stock, wenn sie einmal zu Tal stieg. Meist brachte auch sie nichts zurück. Selbst die sichersten Quellen versiegten, und die ältesten Freundschaften wurden problematisch, wenn ein Gegenwert fehlte. Oft fand ich sie und die Gefährtin, wenn sie zusammen saßen und über ein paar

Weitere Kostenlose Bücher