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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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ziemlich weit weg, und keine Bombe, glaube ich. Eher eine Sprengung. Vielleicht ein Munitionsdepot oder eine Brücke. Diese Kerle geben doch nicht nach, bis alles, was noch übrig war, hin ist. Wahrscheinlich Führerbefehl — und es gibt immer noch so ‘n paar Irre, die ihn ausführen. Volk und Vaterland, wovon sie so viel gebrüllt haben auf ihren Rednertribünen — das ist ihnen gänzlich wurscht. Zünd mal die Kerze wieder an, ich glaube, der Kleine ist auf.«
    Sie machte Licht. Puck hatte, durch die Explosion erschreckt, den Pelz abgeworfen, saß aufrecht und schlotternd im Sessel. Ich nahm ihn wieder zu mir. Endlich schlief er ein, ich blies die Kerze aus.
    »Hör doch mal im Radio, wie weit sie sind«, sagte das Frauchen.
    »Kein Strom«, brummte ich.
    »Jetzt wissen wir nicht mal mehr, was los ist.«
    »Werden’s bald wissen.«
    »Daß du schlafen kannst — in so einer Nacht!« Sie staunte.
    »Ich muß ja morgen ganz früh ‘runter und sehen, daß ich wieder was ergattere.« ,
    Ich schlief ein.
    Plötzlich fuhr Puck hoch. Ich tastete nach ihm und fühlte, daß er aufrecht unter der Decke saß. Er knurrte.
    »Es sind Leute draußen!« flüsterte das Frauchen. »Und du hast gesagt, sie kommen nicht bei Nacht!«
    Ich horchte. Es waren wirklich Schritte draußen und vorsichtige Stimmen. Jetzt klopfte es. Ich zog mir den Pelz über und entzündete wieder einmal die Kerze. Auch die Professorin kam im Nachthemd aus ihrem Zimmer, als ich zur Haustür ging. Hinterher trabte Susi. Sie gähnte und wutschte dann zu Puck ins Zimmer. Durch die halbgeöffnete Tür sah ich, wie sie zu Puck auf meine Couch sprang. »Bleib drin!« rief ich dem Frauchen zu. »Wer ist da?«
    »I bin’s, der Alois. Laßt’s uns eini!«
    Ein ganzer Haufen Männer strömte herein: Alois, der Lampersberger, der Schreyvogl und vier andere, die ich nur vom Sehen kannte. Vor dem Haus erkannte ich schattenhaft den Wagen von Alois mit den beiden Mulis davor. Ich dirigierte sie ins große Zimmer. »Was soll denn das bedeuten?« fragte ich. Alle trugen sie Gewehre. »Ihr wollt doch wohl nicht etwa Volkssturm spielen?«
    »An Dreck wer mer! Moanst, mir san so bleed? Geht’s weider, du und der Schreyvogl!«
    Draußen auf dem Wagen sah ich etwas wie einen Sarg. Spaten und Hacken lagen dabei.
    »Wen wollt ihr denn begraben?« fragte ich.
    »Unsre Büchsn«, erklärte der Alois. »Mir ham g’hört, daß s’ oalle Jagdg’wahr beschlagnah’m. Aber die kriagns’ net. Kriagns’ net und brauch’n s’ aa net. Der Schreyvogl kennt a’ Höhle mit sandigen Bod’n, über’n Holzstadl, da vergrobn mers’ in Kistn. Oder ist dir net recht?«
    »Wieso?«
    »I moan halt, weil ‘st dei Goschn net aufbringst.«
    »Ich hab’ nur was überlegt.«
    »Was?«
    »Sie wissen doch bestimmt, daß ihr alle Schießprügel habt. Wenn sie nun gar nichts bei euch finden, werden sie euch so lange zwiebeln, bis einer was sagt.«
    Aus dem Haus waren noch ein paar zu uns gestoßen und hörten schweigend zu.
    »Ganz unrecht hat ‘r net«, meinte der Schreyvogl. »Was schlägst ‘n dann vor?« Die Stimme vom Alois klang ärgerlich und gespannt. Ich schätzte, daß die ganze Aktion seine Idee war.
    »Ich schlage vor, daß ihr nur die besten Dinger hier vergrabt und jeder von euch mindestens eine, wenn nicht zwei zu Haus behält. Die gebt ihr dann ab, laßt es euch aber bescheinigen. Hauptsache, ihr seid als Ablieferer auf irgendeiner Liste.«
    Um mich zustimmendes Gemurmel. Nur einer protestierte schwach.
    Alois räusperte sich: »Also, meinetweg’n. Ihr zwoa, nehmt ‘s d’ Schaufel und fangt’s scho zum Grabn o. Sagts es, welche Büchsn daß dabei ham wollt’s, dann fett mer ‘s nomoal richtig ei. Und dann no was, Hannes. Red mit der Professorin, daß i meine Muli bei ihr in oalden Stall unterstehn ko. Zum Fuettern kommt jemand ‘rauf, wenn möglich i selber.«

    Er kam tatsächlich bald, als es erst halb hell war, einen großen Futtersack auf dem Buckel, und versorgte die Mulis. Dann setzte er sich zu uns an den Frühstückstisch, weigerte sich aber, etwas zu essen. Statt dessen berichtete er uns, daß man am Vormittag eine letzte große Lebensmittelverteilung vornehmen wolle. Auch die Zwangsarbeiter bekämen davon ab, damit sie still blieben. Unser Quantum wolle er für uns abholen.
    Einen von den Einheimischen hatten sie auf dem Gamskogel postiert, damit er nach den >Amis< Ausschau hielte. Sobald er den Arm schwenke, wollten sie am Kirchturm und aus allen Fenstern

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