Puck
der Professorin. Ich berichtete. Die Vorräte wurden wieder und wieder untersucht. Wir fühlten uns wie die Könige, zumal auch die Professorin mit Erfolg unterwegs gewesen war.
»Ich habe Ihre Idee aufgegriffen«, sagte sie zu mir, »und den alten Räubern da unten erzählt, daß doch alles beschlagnahmt würde und daß andererseits mal wieder die Zeit käme, in der man gute alte Kunden brauchen könnte.« Sie lachte: »An manchen Stellen schienen das die Leute für eine versteckte Drohung zu halten und beteuerten, daß sie niemals richtige Nazis gewesen seien. Ich würde das doch wohl bezeugen. Auf diese Weise bekam ich sechs Tafeln Schokolade, Spiritus, Seife, Kerzen und die Erlaubnis vom Bauern Schreyvogl, den großen Holzstapel oberhalb von uns am Wald für uns zu verheizen. Außerdem...«, sie griff unter den Tisch und holte drei Flaschen Rotwein und eine Flasche Schnaps vor: »das!«
In diesem Augenblick hüpfte Susi von ihrem Schoß und trippelte zu Puck, der mit offenen Augen in seinem Körbchen lag. Sie beroch seinen Schnurrbart und seine Verbände und wollte zu ihm in den Korb steigen. Puck knurrte und richtete sich — zum erstenmal wieder — auf. Susi sah ihn verwundert an und sprang wieder auf den Schoß der Professorin.
»Was soll denn nun mit der Kleinen werden?« fragte sie mich.
Ich zuckte die Achseln: »Na, zunächst hat sie sich ja ihr Abendbrot mitgebracht. Wir sollten ihr mal etwas davon ins Schüsselchen tun.«
Wir taten es. Sie beroch es vorsichtig, schluckte etwas von der Wurstsuppe, die ich über ihr Fleisch gegossen hatte. Dann sahen wir zu unserem größten Erstaunen, wie Susi das ganze Blechnäpfchen zwischen die Zähne nahm und zu Pucks Körbchen schleppte. Von den zwei Fleischstückchen, die darin lagen, nahm sie eines heraus und legte es Puck hin. Er beroch, fraß es und legte sich dann stöhnend wieder um. Das Frauchen wechselte die Verbände, maß seine Temperatur und flößte ihm etwas Milch ein. Er leckte ihre Hand und fing bald darauf an zu schnarchen. Die Kleine stand eine Weile über ihm, kam dann offenbar zu dem Ergebnis, daß doch kein Platz mehr für sie in dem Korb sei, und legte sich von außen dagegen. Das Frauchen schob ihr ein Kissen unter, blickte zu mir auf: »Und was soll nun wirklich mit ihr werden?«
»Vorläufig haben wir ja genug zu essen.«
»Was glaubst du, wie lange das vorhält? Und es kommt bestimmt nichts Neues nach!«
»In diesen Tagen ist alles möglich.«
Unten vom Ort her hörten wir trunkenes Singen, dann ein paar Gewehrschüsse. Die Frauen sahen mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf: »Sie kommen bestimmt nicht bei Nacht. Da unten rauft man sich um die Beute.«
»Ich nehme die Kleine unter meine Decke«, erklärte die Professorin und stand auf.
Wir blieben mit Puck zurück, belauschten seinen Atem, sahen uns dann an und gleich darauf zum Fenster. Dort — irgendwo in der Bergnacht unter den sturmgejagten Wolken, die am Mond vorbeiflogen — wartete das Schicksal auf uns. Was würde es uns bringen?
Die Nacht war kurz und unruhig. Meine Hand fing an zu toben und mußte gekühlt werden. Puck warf sich in seinem Körbchen. Als ich die Lampe anknipste, war kein Strom da. Ich zündete eine Kerze an und sah, daß er gekrümmt neben seinem Korb stand und zitterte. Ich nahm ihn zu mir, wo es ihm aber bald zu heiß wurde. Dann fing er wieder an zu zittern und mit den Zähnen zu klappern. Ich breitete meinen Pelz im Lehnsessel aus und verstaute ihn dort. Die Gefährtin, ebenso mit den Zähnen schnatternd wie Puck — aber vor Kälte — , ging mit der Kerze in die Küche und holte ihm eine Schale Milch. Er soff sie gierig aus und gab dann Ruhe.
»Morgen hole ich mir Holz und heize, daß die Öfen platzen!« erklärte ich wütend, während ich meine eiskalten Füße rieb.
»Du mußt es doch erst zersägen, es sind sicher ganz große Klötze.«
»Na schön, dann zersäge ich es eben, dabei wird mir wenigstens warm. Im Schuppen neben dem alten Stall sind Axt und Säge.«
»Wie soll das bloß weitergehen?«
»Der Mensch ist unheimlich zäh.«
»Und mit zwei Hunden!«
»Wir haben ja auch das Puckchen bis hierher ganz gut durchgebracht. Wenn er doch nicht so ein verdammter Raufer wäre!«
Wummmmm! Das ganze Haus schwankte. Draußen in der Nacht stand eine hohe Feuersäule, die langsam in sich zusammensank.
»O Gott«, flüsterte die Gefährtin, »hört denn das niemals auf? Warum müssen sie denn jetzt noch Bomben auf uns werfen!?«
»Das war
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