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Pünktchen und Anton

Pünktchen und Anton

Titel: Pünktchen und Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Kapelle wieder zu spielen begann, tanzte Fräulein Andacht mit ihrem Robert. Die Kinder blieben am Tisch.
    »Wollen wir auch tanzen?« fragte Pünktchen.
    Anton lehnte das Angebot strikte ab. »Ich bin doch schließlich ein Junge. Übrigens, dieser Robert gefällt mir gar nicht!«

    »Nicht wahr!« meinte Pünktchen. »Er hat einen Blick, der ist wie gespitzte Bleistifte. Piefke hat auch was gegen ihn. Aber sonst ist es hier hinreizend!«
    »Hinreizend?« erkundigte sich Anton. »Ach so, wieder eine Erfindung von dir.«
    Pünktchen nickte. »Anton, es gibt noch einen, der mir nicht gefällt. Das ist unser Portierjunge. Er hat gesagt, wenn ich ihm nicht zehn Mark gebe, verrät er alles meinem Vater. Gottfried Klepperbein heißt er.«
    Anton sagte: »Du, den kenn ich. Der geht in meine Schule, eine Klasse höher. Na warte, den werde ich mal aus dem Anzug stoßen.«
    »Au fein!« rief das Mädchen. »Er ist aber größer als du.«
    »Von mir aus«, sagte der Junge. »Den zerreiß ich in der Luft.«
    Währenddem tanzten also Fräulein Andacht und ihr Bräutigam. Und viele andere Leute tanzten auch.
    Robert schielte wütend zu den Kindern hinüber und flüsterte: »Schaff mir die Bälger aus den Augen. Morgen nachmittag treffen wir uns wieder hier. Was sollst du mitbringen?«
    »Den Plan«, sagte Fräulein Andacht. Es klang, als hätte sich ihre Stimme den Fuß verstaucht.
    Auf der Straße sagte Fräulein Andacht: »Du schreckliches Kind! Meinen Bräutigam so zu ärgern!«
    Pünktchen gab keine Antwort, sondern verdrehte die Augen, um Anton zum Lachen zu bringen.
    Fräulein Andacht war beleidigt. Sie lief mit Piefke vorneweg, als kriegte sie es bezahlt. Ehe sie sich's recht versah, standen sie vor Pogges Haus.
    »Also heute abend treffen wir uns wieder«, sagte Pünktchen. Und Anton nickte. Während sie so herumstanden, kam Gottfried Klepperbein zufällig aus der Tür und wollte an ihnen vorbeigehen.
    »Moment mal«, rief Anton. »Ich habe dir was zu erzählen.« Gottfried Klepperbein blieb stehen.
    »Marsch ins Haus!« sagte Anton zu Pünktchen.
    .

    »Hör mal gut zu«, sagte Anton zu Gottfried Klepperbein 

    »Zerreißt du ihn jetzt in der Luft?« fragte Pünktchen.
    »Das ist nichts für Frauen«, sagte er. Fräulein Andacht und Pünktchen gingen ins Haus. Pünktchen blieb stehen und blinzelte durch die Glasscheibe, die in der Tür war. Aber Anton wußte das nicht.
    »Hör mal gut zu«, sagte er zu Gottfried Klepperbein. »Wenn du die Kleine noch mal belästigst, kriegst du's mit mir zu tun. Sie steht unter meinem Schutz, verstanden?«
    »Du mit deiner feinen Braut«, lachte Klepperbein.
    »Du bist ja total blödsinnig!« In diesem Moment bekam er eine solche Ohrfeige, daß er sich aufs Pflaster setzte. »Na warte!« rief er und sprang hoch. Doch da kriegte er bereits die zweite Ohrfeige, diesmal von der andern Seite. Er setzte sich wieder hin. »Na warte«, sagte er, aber vorsichtshalber blieb er gleich sitzen.
    Anton trat noch einen Schritt näher. »Heute habe ich dir's im Guten gesagt«, meinte er. »Wenn ich aber wieder etwas hören sollte, dann werde ich handgreiflich.« Damit schritt er an Gottfried Klepperbein vorüber und blickte ihn nicht mehr an.
    »Kruzitürken«, sagte Pünktchen hinter der Tür, »was der Junge alles kann!«
    Fräulein Andacht war schon in die Wohnung gegangen. Als sie an der Küche vorbeikam, rief die dicke Berta, die auf einem Stuhl saß und Kartoffeln schälte: »Treten Sie mal einen Schritt näher!«
    Die Andacht hatte gar keine Lust dazu, aber sie folgte. Denn sie hatte vor Berta Angst.
    »Sie«, sagte Berta, »ich habe zwar mein Zimmer drei Treppen höher, unterm Dach. Aber ich merke trotzdem, daß hier irgendwas nicht stimmt. Wollen Sie mir gefälligst erklären, warum das Kind in der letzten Zeit so blaß aussieht und solche Ringe unter den Augen hat? Und warum es früh nicht aus dem Bett will?«
    »Pünktchen wächst«, meinte die Andacht. »Sie müßte Lebertran einnehmen oder Eisen.«
    »Sie sind mir schon längst ein Haar in der Suppe«, sagte Berta. »Wenn ich mal dahinterkäme, daß Sie Heimlichkeiten haben, dann trinken Sie den Lebertran, und zwar gleich mit der Flasche!«
    »Sie sind mir ja viel zu gewöhnlich, Sie können mich nicht beleidigen«, bemerkte das Kinderfräulein und rümpfte die Nase.
    »Ich kann Sie nicht beleidigen?« fragte die dicke Berta und erhob sich. »Das wollen wir doch sehen.
    Sie Schafsnase, Sie hinterlistige Hopfenstange, Sie können ja aus der

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