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Pulphead

Pulphead

Titel: Pulphead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jeremiah Sullivan
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als spekulativste aller Spekulationen ablegen, aber kann es sein, dass Angriffe von Tieren, die man bisher für relativ harmlos oder schwer zu provozieren gehalten hat, häufiger werden? Gibt es weitere interessante Statistiken, die Zuwachsraten verzeichnen bei Angriffen von Tieren, die bislang als nicht sonderlich aggressiv galten?«
     
    Lieber Blogger und Mit-Suchender Alex Soojung-Kim Pang: Oh ja, die gibt es, darauf können Sie einen lassen.
    Delfinattacken auf Menschen nehmen merklich zu, vor allem eine besonders gewalttätige Population vor der Küste von Cancún hat wiederholt ganze Gruppen von Schwimmern angegriffen und dabei mindestens zwei getötet, wobei es allerdings noch einige weitere bislang ungeklärte Todesfälle durch Ertrinken gab, die auch durch »Unter-Wasser-Ziehen« passiert sein können. Jeder nach diesen bestätigten Attacken um einen Kommentar gebetene Meeresbiologe sagte dasselbe: »Delfinangriffe mit Todesfolge gibt es nicht.«
    Diese Auskunft fände Henri Le Lay, der Präsident des Sportbootshafens im bretonischen Brézellec, sicher überraschend. Reportern berichtete er von einem »psychotischen Delfin« mit dem Spitznamen Jean Floch, der es auf Fischer in ihren Booten abgesehen habe. »Er ist wie ein tollwütiger Hund«, sagte Le Lay. »Ich möchte hier keine Witwen und Waisen haben. Das könnte ein böses Ende nehmen.«
    Auch Seelöwen verfolgem seit Neuestem Menschen. Und zwar nicht nur bei zufälligen Begegnungen, nein, sie hetzen sie planvoll durch offene Gewässer. In Alaska sprang einer in ein Boot, warf einen Fischer über Bord und ertränkte ihn. Eigentlich sind Seelöwen dafür bekannt, äußerst konfliktscheu zu sein. Die Meinung der Experten? »Abnormes Verhalten.«
    So unwahrscheinlich es bei allem, was die Legenden erzählen, auch klingen mag, aber in der Geschichte der europäischen Eroberung Nordamerikas gibt es nur einen einzigen dokumentierten tödlichen Angriff eines wilden, aber gesunden (also weder tollwütigen noch ausgehungerten) Wolfs auf einen Menschen. Er ereignete sich 2005 in Alaska. Ein Mann ging zum Pinkeln raus oder vielleicht auch nur, weil es sich die Sterne angucken wollte. Als sie ihn fanden, hatten sich schon die Aasfresser an ihm zu schaffen gemacht.
    In Uganda und Tansania »rauben und töten Schimpansen, die inmitten der Zerstörung ihres Lebensraumes ums Überleben kämpfen, Menschenbabys«. In den letzten sieben Jahren haben sie sechzehn Babys entführt, von denen sie die Hälfte getötet hatten, bevor man die Babys wiederfand. Dass Affen Babys fressen, sei eine »noch neue Entwicklung«, hieß es in dem Artikel.
    Klick, klick, klick – es hörte gar nicht mehr auf. In Weißrussland sind Menschen von Bibern angegriffen worden (»erste Biberattacke gegen Menschen [in der langen Geschichte des Landes]«). Auch im schwedischen Lindesberg ist das erst letzt
hin passiert; eine Frau musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Beamter beschrieb die entschieden unschwedische Reaktion der Stadtbevölkerung: »Vier der Biber im Fluss sind bereits erschossen worden, und auch der Rest wird noch ausgerottet. Danach sprengen wir den Biberbau in die Luft, damit nicht gleich die nächsten Biberfamilien einziehen.« Wenig beruhigend ist in diesem Zusammenhang ein Bericht aus Washington, D. C., in dem es heißt, dass »Biber sich schnell in die Innenstädte ausbreiten«.
    Auf jeden Bericht, der ein bisschen weit hergeholt wirkte und bei dem man den Verdacht hatte, ihm fehlten ein paar nachweisbare Fakten, kam ein anderer, der derart bizarr und unwahrscheinlich klang, dass man sofort wusste: So etwas denkt sich niemand aus. Zum Beispiel der über den Jogger im südöstlichen North Carolina, der laut Augenzeugenberichten auf der Strandpromenade von einer Schwadron übergroßer männlicher Einsiedlerkrebse umringt wurde, die im Kung-Fu-Stil mit ausgefahrenen Scheren näher kamen und offenkundig versuchten, ihn vom Pier zu stoßen. Und wie jedes Mal klangen die Statements der zum Vorfall befragten Zoologen wie das immer gleiche Mantra: »Erstmalig dokumentiert . . . Kein früheres Vorkommnis bekannt . . . In der Fachliteratur bislang keine vergleichbaren Fälle . . . Experten schockiert . . . Abnorm . . . Beispiellos . . .«
    Als Livengood zurückkam, war ich fünfzehn Zentimeter tiefer in den Sessel gesackt; wahrscheinlich sah ich aus wie jemand, dessen Verstand gerade von einem satanistischen Videospiel zerstört worden war.
    »Immer

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