Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pulphead

Pulphead

Titel: Pulphead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jeremiah Sullivan
Vom Netzwerk:
zu verstehen sein könnte als Rache an Menschen, die andere Elefanten absichtlich oder unabsichtlich getötet haben.« Laut New
York Times vergiften »wütende Dorfbewohner«, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, durchschnittlich zwanzig Elefanten pro Jahr.
    Die Kadaver geschundener Rochen, die nach dem Tod Irwins an Land gespült wurden, zeigen, dass Menschen nicht selten mit prompten Vergeltungsaktionen auf die spektakuläreren Tierattacken der letzten Zeit reagiert haben. In Salt Springs in Florida, wo Alligatoren vor anderthalb Jahren Amok liefen und innerhalb einer Woche drei Frauen töteten, erklärten die Bürger den Tieren »den Krieg«. Diese Worte gebrauchte zumindest einer der vielbeschäftigten Trapper. »Die Leute drehen richtig durch«, sagte er. In anderen Fällen haben kühlere Köpfe die Oberhand behalten, und man ergriff nicht ganz so brutale Maßnahmen. Ein Beispiel: In Bombay fiel dieses Jahr ein Rudel Leoparden in die Stadt ein – sie trotteten einfach direkt aus dem Urwald mitten ins Stadtzentrum – und töteten insgesamt zweiundzwanzig Menschen. J. C. Daniel, ein Umweltschützer, der die Wildtiere in jenem Wald seit vierzig Jahren beobachtet, sagte: »Wir müssen untersuchen, warum das Tier aus dem Wald kommt. Das hat es noch nie zuvor getan.« Aber die Menschen reagierten kreativ. In der Hoffnung, die wilden Tiere zu besänftigen – und mit einer Geste, die merkwürdige Anklänge an Opfergaben zur Beschwichtigung wütender Katzengottheiten hat –, setzten Beamte in der Gegend Aberhunderte von Ferkeln und Kaninchen im Urwald aus. (2. Buch der Könige, 17, 25: »In der ersten Zeit, in der sie dort wohnten, erwiesen sie dem Herrn keine Verehrung. Er schickte deshalb Löwen unter sie, die manche von ihnen töteten.«)
    In China legen die Haustiere ein verändertes Verhalten an den Tag. Die Nachrichtenagentur AP berichtet: »In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind laut Angaben der Regierung in Peking ungefähr 90 000 Menschen von Hunden und Katzen angegriffen worden, was im Vorjahresvergleich einer
Zunahme von 34 Prozent entspricht.« In Amerika, wo möglicherweise auch Tiere freieren Zugang zu Waffen haben, sind in den letzten zwei Jahren mindestens vier Personen von ihren Hunden erschossen worden. Bei einem der Vorfälle kam eine Elektroschockpistole zum Einsatz. In einem anderen Fall schoss das Tier, als der Besitzer es gerade totschlagen wollte. Man könnte hier also durchaus von Notwehr sprechen. (In einem dritten Fall schoss ein Hund in Memphis seinem Besitzer in den Rücken, während sich der Mann mit seiner Freundin stritt – hier könnte es aber Zufall gewesen sein.)
    Ein Rudel von zweihundert Hunden stieg – das war in Albanien – aus den Bergen herab, rannte schnurstracks ins Stadtzentrum von Mamurras und fing an, Menschen zu verfolgen, alte Menschen, junge Menschen, »sie zu Boden zu zerren und ihnen schwere Verletzungen zuzufügen«. Ein Augenzeuge sprach von einem »klar identifizierbaren Anführer«. (Damit niemand denkt, dass so etwas in Albanien regelmäßig passiert, gab der Bürgermeister der Stadt, Anton Frroku, zu Protokoll: »Eine Horde von zweihundert streunenden Hunden aus den Bergen, die mitten in einer Stadt Menschen angreift, so etwas habe ich bislang noch nicht mal im Kino gesehen.«)
    Ein »klar identifizierbarer Anführer«: Auch andernorts gibt es Hinweise auf Organisation und Kooperation. In Indien wurde eine der meist befahrenen Autobahnen des Landes mehrfach von, so formulierte es die BBC , »Einheiten von Affengangstern«, meist zweitausend auf einen Schlag, besetzt und vollkommen zum Stillstand gebracht. »In den vergangenen Wochen haben wir bereits neue Horden in die Region einwandern sehen«, berichtet ein örtlicher Beamter der BBC . Es gab Überlegungen, die Affen »umzusiedeln«. In Großbritannien, wo die Rattenpopulation in den letzten zehn Jahren um vierzig Prozent gewachsen ist und ältere Leute angeben, so etwas »seit dem Blitz« nicht mehr erlebt zu haben, schoben Wissenschaftler den ansonsten unerklärlichen Anstieg auf die Tatsache,
dass Ratten »von anderen Ratten lernen, dem Gift aus dem Weg zu gehen«. Und wieder: Man sehe sich diese Zahlen an. Wir verzeichnen einen stetigen Zuwachs, und zwar nicht von vier oder fünf Prozent, sondern in einer Dimension von vierzig, fünfzig Prozent.
    Bei mindestens einem Vorfall kam sogar eindeutig so etwas wie technologische Innovation ins Spiel. Eine im Senegal am Rand der Savanne

Weitere Kostenlose Bücher