Pulphead
Bedürftigkeit, Schwindelgefühle angesichts großer Schiffe oder Krypto-Rassismus, der ebenfalls sein Publikum hat), »Produkteinführungen« sowie – und das ist der wichtigste Teil dieser Welt: die sorgfältig gehüteten Plätze im Rampenlicht von The Real World/Road Rules Challenge , wo sich ehemalige Ensemblemitglieder zusammentun, um – ach, scheiß drauf, Sie kennen das doch genauso gut wie ich. Es ist wie eine zehnmal so gute Version von Battle of the Network Stars – und weil wir uns im 21. Jahrhundert befinden und die Realität unsere Fiktionen längst hinter sich gelassen hat, wurden natürlich einige der Topleute von Real World/Road Rules Challenge , unter ihnen der Miz, für eine Neuauflage von Battle of the Network Stars gecastet. Es ist nämlich so: Niemand verlässt The Real World jemals wirklich, jedenfalls nicht, wenn er oder sie mit einem ordentlichen Sixpack respektive Vorbau gesegnet ist.
Der Agent, der die meisten dieser Veranstaltungen organisiert, ein Typ namens Brian J. Monaco – der den Job seit elf Jahren macht und beim Miz und jedem anderen, der mal dabei war,
absolutes Vertrauen genießt –, erzählte mir, dass manchmal unbeliebte ehemalige Teilnehmer von The Real World und Road Rules versuchen, sich an das Business dranzuhängen, indem sie sich unwilligen Club-Besitzern »für einen Teil der Abendkasse« aufdrängen. Und bei The Real World/Road Rules Challenge , einer Schattenwelt innerhalb der Schattenwelt, in der Teilnehmer Botschaften über Siebdruck-T-Shirts kommunizieren, staffelübergreifend miteinander streiten und absurde Rivalitäten erfinden (alte Hasen gegen Neulinge), die dann später offizielle Handlungsstränge werden, hatte ich sogar zwei Mädchen gesehen, die sich über irgendwas in die Haare gerieten, das draußen im »echten Leben« passiert war ( the real world ): Die eine beschuldigte die andere, ihr Vortragstermine gestohlen zu haben, indem sie einer Universitätsverwaltung erzählt habe, dass sie »nicht einfach« sei und zu viel fluche. Und in meinem Kopf formte sich das perfekte Bild aller ehemaligen Teilnehmer, einer Manson-Family mit perfekten Zähnen, die immer noch abhängt, immer noch streitet, sich immer noch betrunkene Avancen macht (man hat mir gesagt, ein paar von ihnen wohnen sogar alle um die Ecke voneinander in Los Angeles), und jeder von ihnen lebt sein Leben als jemand, der mal bei The Real World war, einer Sendung, die davon handelt, dass man einfach man selbst ist. Meine Güte, wie perfekt . . .
Viele der jungen Leute, die dem Miz Fragen zubrüllten, schienen verwirrt zu sein ob der Details des Ganzen. »Was genau machst du hier?«, fragten sie ihn, und der Miz, ganz der Profi, antwortete jedes Mal: »Das Avalon hat mich eingeladen.«
Mit großen Augen fragten sie: »Kriegst du Geld dafür, dass du hier bist?« Und der Miz sagte: »Klar, von irgendwas muss man ja leben.« Und sie: »Vom Feiern?«
Ein paar von den Jüngeren hatten es auf mich abgesehen, wahrscheinlich dachten sie, ich sei so was wie sein Manager. »Wie jetzt, er fährt durch die Welt und feiert?«, wollten zwei College-Kids in Polohemden wissen.
»Klar«, sagte ich. »Er ist 'ne große Nummer.«
»Und was machst du hier?«, fragten sie mich.
Ich sagte: »Ich schreibe über ihn.«
»Und, was ist mit ihm?«, fragten sie.
Wir drehten uns um und sahen zu ihm rüber, als stünde ihm die Antwort ins Gesicht geschrieben. Er leuchtete. Für einen Augenblick war es, als wären wir alle geeint in Belustigung und Verwirrung. Es lief Musik, die klang wie ein hämmerndes Hasenherz im Innern des eigenen Hirns. Auf der Bühne stand ein Gangsterstyle-Typ, der die Menge mit seinen Armen dirigierte, sie wogte hin und her. »Bist du ein verdeckter Ermittler?«, fragte mich einer der Studenten. Als ich verneinte, sagte er: »Warum hast du dann so kurze Haare?« Es war mir ein Fest, als der Miz den beiden Wichsern später kein Bier ausgeben wollte.
Er hatte sich kurz von seinen Fans losreißen können und lehnte mit dem Rücken an der Bar. Man kam nicht umhin, sein frisches Aussehen zu bewundern. Der Mann trank, seit er aus dem Flugzeug gestiegen war. Der Besitzer hatte ihn abgeholt und direkt auf eine Grillparty verfrachtet, wo alle Tequila gekippt hatten. Es folgten ein paar Bars in der Innenstadt, in der ersten hatte ich ihn Martinis schlürfend angetroffen (er nannte das sein »kleines Aufwärmprogramm«). Zwischendurch war er sich mal nicht sicher gewesen, ob er bis zum
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