Puls
irgendwie befrachtet vorgekommen. Zu schwer.
»Dann hat der Mann zugelassen, dass sie sich ein paar von den Scheißdingern nimmt, und plötzlich war alles vorbei«, sagte Tom. »Die Asche hat nicht mehr gekreiselt, die Schlüssel haben zu klirren aufgehört, dieses spannungsgeladene Gefühl in der Luft war weg.« Mit einem Blick zu Clay hinüber bat er um Bestätigung. Clay nickte.
»Warum habt ihr uns das nicht schon vorher erzählt?«, fragte Alice.
»Weil das nichts geändert hätte«, sagte Clay. »Wir wollten das Nest auf jeden Fall ausbrennen.«
»Ja«, sagte Tom.
Jordan sagte plötzlich: »Ihr glaubt, dass die Handy-Verrückten sich in Psioniker verwandeln, stimmt's?«
»Das ist ein Wort, das ich nicht kenne, Jordan«, sagte Tom.
»Leute, die zum einen Dinge bewegen können, wenn sie nur daran denken. Oder zufällig, wenn ihre Gefühle außer Kontrolle geraten. Aber psionische Fähigkeiten wie Telekinese und Levitation …«
»Levitation?«, schrie Alice beinahe.
Jordan achtete nicht auf sie. ». sind nur Teilaspekte. Der Stamm des psionischen Baums ist Telepathie, und davor habt ihr Angst, oder? Vor der Telepathiesache.«
Tom griff nach der Stelle über seiner Oberlippe, wo der halbe Schnurrbart weggebrannt war, und berührte dort die gerötete Haut. »Na ja, der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen.« Er zögerte kurz und legte dabei den Kopf schräg. »Das könnte witzig sein. Ich bin mir nicht sicher.«
Auch das ignorierte Jordan. »Nehmen wir mal an, dass sie das tun. Dass sie echte Telepathen werden, meine ich, statt nur Zombies mit einem Herdentrieb zu sein. Der Schwarm, der sich in der Gaiten Academy eingenistet hatte, ist tot, und diese Wesen sind gestorben, ohne zu ahnen, wer sie in Brand gesetzt hat, weil sie nämlich in dem Zustand gestorben sind, der bei ihnen so was wie Schlaf ist. Wenn ihr also befürchtet, dass sie eure Namen und Personenbeschreibungen mental an ihre Kumpel in den umliegenden Staaten gefaxt haben, könnt ihr euch entspannen.«
»Jordan«, begann der Rektor, dann zuckte er zusammen. Er rieb sich wieder den Magen.
»Sir? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Ja. Holst du mir bitte meine Zantic-Magentabletten aus der Toilette im Erdgeschoss? Und eine Flasche stilles Mineralwasser? Das wäre lieb.«
Jordan hastete davon, um seinen Auftrag auszuführen.
»Doch nicht etwa ein Magengeschwür?«, sagte Tom.
»Nein«, antwortete der Rektor. »Das kommt vom Stress. Ein alter ... Freund kann man nicht sagen ... Bekannter?«
»Ist Ihr Herz in Ordnung?«, fragte Alice mit leiser Stimme.
»Ich glaube schon«, sagte der Rektor und fletschte die Zähne zu einem beunruhigend fröhlichen Lächeln. »Hilft das Zantic nicht, müssen wir vielleicht umdenken ... Aber bisher hat das Zantic immer geholfen, und man will sich keine weiteren Schwierigkeiten aufladen, wenn schon so viele zu bewältigen sind. Ah, Jordan, vielen Dank.«
»Nichts zu danken, Sir.« Der Junge gab ihm das Glas und eine der Tabletten mit seinem gewohnten Lächeln.
»Ich finde, du solltest ruhig mit ihnen gehen«, sagte Ardai zu dem Jungen, nachdem er die Tablette eingenommen hatte.
»Ehrlich, Sir, ich versichere Ihnen, dass sie's unmöglich wissen können. Das ist ganz unmöglich.«
Der Rektor sah fragend zu Tom und Clay hinüber. Tom hob die Hände. Clay zuckte nur die Achseln. Er hätte laut sagen können, was er empfand, hätte ausdrücken können, was alle bestimmt als seine Überzeugung kannten - wir haben einen Fehler gemacht, und unser Bleiben macht ihn noch schlimmer -, aber er sah, dass es sinnlos war. Jordans Gesichtsausdruck wirkte obenhin stur und entschlossen, dicht darunter zu Tode geängstigt. Sie würden ihn nicht überreden können. Und außerdem war es wieder Tag. Der Tag war ihre Zeit.
Er zauste dem Jungen das Haar. »Wie du meinst, Jordan. Ich werde jetzt eine Mütze voll Schlaf nehmen.«
Jordan wirkte überaus erleichtert. »Das klingt wie eine gute Idee. Ich werd's auch tun, glaube ich.«
»Ich trinke noch einen Becher von der weltberühmten lauwarmen Schokolade der Cheatham Lodge, bevor ich nach oben gehe«, sagte Tom. »Und dann werde ich mir die Überbleibsel vom Schnurrbart abrasieren. Das Jammern und Wehklagen, das ihr hören werdet, ist dann meins.«
»Darf ich zusehen?«, fragte Alice. »Ich wollte schon immer mal erleben, wie ein erwachsener Mann jammert und wehklagt.«
26
Clay und Tom teilten sich ein kleines Gästezimmer im zweiten Stock; das einzige andere hatte Alice
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