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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Pferdeschwanz zusammengefasst und das Gesicht gerötet wie nach einem Tag am Strand, sah sie wie Jordans elfjährige Schwester aus. »Was? Nein. Ich habe ihn auf dem Flur weinen gehört. Ich war irgendwie sowieso schon fast wach, und ...«
    »Augenblick«, sagte Clay. »Bleib, wo du bist.«
    Er lief ins Zimmer im zweiten Stock hinauf und schnappte sich die Porträtskizze vom Schreibtisch. Diesmal riss Tom jäh die Augen auf. Er sah sich mit einer Mischung aus Angst und Desorientierung um, dann fixierte er Clay und entspannte sich. »Wieder in der Realität angelangt«, sagte er. Dann, indem er sich das Gesicht rieb und sich auf einen Ellbogen stützte: »Gott sei Dank. Jesus! Wie spät ist es?«
    »Tom, hast du geträumt? Schlecht geträumt?«
    Tom nickte. »Ich glaube irgendwie schon. Ich habe ein Weinen gehört. War das Jordan?«
    »Ja. Was hast du geträumt? Erinnerst du dich?«
    »Jemand hat uns irrsinnig genannt«, sagte Tom, und Clay spürte, wie seine Magennerven sich verkrampften. »Was wir vermutlich sind. Den Rest habe ich vergessen. Wieso fragst du? Hast du ...«
    Clay wartete nicht auf mehr. Er hastete hinaus und wieder die Treppe hinunter. Jordan sah sich mit einer Art benommener Ängstlichkeit nach Clay um, als dieser sich neben die beiden setzte. Von dem Computergenie war nichts mehr übrig geblieben; sah Alice mit Pferdeschwanz und Sonnenbrand wie elf aus, war Jordan auf neun Jahre zurückgefallen.
    »Jordan«, sagte Clay. »Dein Traum ... dein Albtraum. Kannst du dich an alles erinnern?«
    »Er verschwindet schon«, sagte Jordan. »Sie hatten uns auf so Podeste gestellt. Sie haben uns angegafft, als wären wir . ich weiß nicht, wilde Tiere ., aber sie haben gesagt .«
    »Dass wir irrsinnig sind.«
    Jordan machte große Augen. »Genau!«
    Clay hörte Schritte hinter sich, als Tom die Treppe herunterkam. Aber er sah sich nicht um. Er zeigte Jordan seine Porträtskizze. »War das der Verantwortliche?«
    Jordan gab keine Antwort. Er brauchte keine zu geben. Er zuckte vor dem Porträt zurück, klammerte sich an Alice und verbarg sein Gesicht wieder an ihrer Schulter, »Was hast du da?«, fragte Alice verwirrt. Sie griff nach dem Blatt, aber Tom kam ihr zuvor.
    »Jesses«, sagte er und gab die Skizze zurück. »Den Traum habe ich schon fast ganz vergessen, aber an die aufgerissene Backe erinnere ich mich.«
    »Und an die Lippe«, sagte Jordan, dessen Stimme an Alice' Schulter dumpf klang. »Wie seine Lippe runterhängt. Er hat uns ihnen vorgeführt. Ihnen.« Ein Schauder durchlief ihn. Alice rieb ihm den Rücken, dann legte sie die Hände über Kreuz auf seine Schulterblätter, um ihn fester an sich drücken zu können.
    Clay zeigte ihr das Porträt. »Kommt dir der bekannt vor? Der Mann deiner Träume?«
    Sie schüttelte den Kopf und wollte Nein sagen. Bevor sie das konnte, war jedoch ein lang gezogenes lautes Hämmern und eine lockere Serie von Detonationen vor der Haustür der Cheatham Lodge zu hören. Alice kreischte laut. Jordan klammerte sich noch fester an sie, als wollte er sich in ihr verkriechen, und schrie erschrocken auf. Tom umklammerte Clays Schulter. »Scheiße, Mann, was .«
    Von der Haustür donnerte wieder ein langes, lautes Hämmern herauf. Alice kreischte wieder.
    »Waffen!«, rief Clay laut. »Unsere Waffen!«
    Einen Augenblick lang waren sie auf dem sonnigen Treppenabsatz alle wie gelähmt, dann kam wieder dieses lang gezogene laute Hämmern, als würde jemand mit Knochen würfeln. Tom stürmte in den zweiten Stock hinauf, und Clay folgte ihm, wobei er auf seinen Strumpfsocken ausrutschte und sich am Geländer festhalten musste, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Alice stieß Jordan von sich weg und rannte mit um die Beine wehendem Hemdsaum in ihr eigenes Zimmer, sodass Jordan, der mit riesigen feuchten Augen die Treppe hinunter in die Eingangshalle starrte, allein zusammengekauert am Treppenpfosten zurückblieb.

29
    »Nur ruhig«, sagte Clay. »Ganz ruhig, okay?«
    Keine zwei Minuten nachdem das erste lockere, lang gezogene Hämmern von jenseits der Haustür gekommen war, standen die drei am unteren Ende der Treppe. Tom hatte das unerprobte russische Sturmgewehr, das bei ihnen jetzt Sir Speedy hieß, Alice hielt zwei 9-mm-Pistolen in den Händen, und Clay hatte Beth Nickersons .45er Colt, den er irgendwie über letzte Nacht hinweggerettet hatte (obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, ihn wieder in das Holster zurückgesteckt zu haben, wo er ihn aber gefunden hatte). Jordan

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