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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Clay heiser.
    »Clay, das ist vielleicht keine so tolle Idee«, sagte Jordan vorsichtig. »Wenn man überlegt, du weißt schon, was wir in Gaiten gemacht haben.«
    »Das ist mir egal. Ich muss nach Kashwak. Ich werde meinen Sohn finden.«

6
    Die Flüchtlinge, die im Rathaus von Kent Pond Unterschlupf gefunden hatten, hatten reichlich Vorräte zurückgelassen, als sie -vermutlich en masse - in die TR-90 und nach Kashwak aufgebrochen waren. Clay, Tom und Jordan bereiteten sich ein Mahl aus Hühnersalat aus der Dose auf altbackenem Brot zu; als Nachspeise gab es Obstsalat aus der Büchse.
    Als sie fast aufgegessen hatten, beugte Tom sich zu Jordan hinüber und murmelte etwas. Der Junge nickte. Die beiden standen auf. »Entschuldigst du uns bitte ein paar Minuten, Clay? Jordan und ich haben etwas zu besprechen.«
    Clay nickte. Während sie fort waren, machte er eine weitere Dose Obstsalat auf und las Johnnys Brief zum neunten und zehnten Mal. Er kannte ihn inzwischen schon ziemlich gut auswendig. An Alice' Tod konnte er sich ebenso klar erinnern, aber der schien jetzt in einem anderen Leben passiert zu sein - und einer anderen Version Clayton Riddells. Gewissermaßen einer früheren Fassung.
    Er beendete sein Mahl und steckte den Brief ein, als Tom und Jordan aus dem Foyer zurückkamen, in dem sie etwas abgehalten hatten, was Anwälte in der Zeit, als es noch Anwälte gegeben hatte, seiner Meinung nach ein Konsilium genannt hätten. Tom hatte wieder einen Arm um Jordans schmale Schultern gelegt. Keiner der beiden sah glücklich aus, aber beide wirkten gefasst.
    »Clay«, begann Tom, »wir haben darüber gesprochen und .«
    »Ihr wollt nicht mitkommen. Absolut verständlich.«
    Jordan sagte: »Ich weiß, dass er dein Sohn ist und alles, aber ...«
    »Und du weißt, dass er alles ist, was ich noch habe. Seine Mutter ...« Clay lachte. Es war ein einzelnes humorloses Bellen. »Seine Mutter. Sharon. Eigentlich eine Ironie des Schicksals. Nach all den Sorgen, die ich mir um Johnny gemacht habe, weil ich dachte, er könnte von dieser gottverdammten kleinen roten Klapperschlange gebissen worden sein. Hätte ich es mir aussuchen können, hätte ich sie gewählt.« Da, nun war's heraus! Wie ein Brocken Fleisch, der ihm im Hals stecken geblieben war und die Luftröhre zu blockieren drohte. »Und wisst ihr, wie mir jetzt zumute ist? Als hätte ich dem Teufel einen Handel vorgeschlagen und der Teufel wäre tatsächlich darauf eingegangen.«
    Tom ging nicht darauf ein. Als er sprach, drückte er sich so behutsam aus, als fürchtete er, er könnte Clay wie eine scharfe Landmine zur Detonation bringen. »Sie hassen uns. Anfangs haben sie alle gehasst; jetzt sind sie dazu übergegangen, nur uns zu hassen. Was auch immer dort oben in Kashwak vorgeht ... wenn's ihre Idee ist, kann es nichts Gutes sein.«
    »Wenn sie nach ihrem Neustart auf eine höhere Ebene gelangen, nehmen sie vielleicht eine Leben-und-leben-lassen-Haltung ein«, sagte Clay. Aber das alles spielte keine Rolle, das würden die beiden auch erkennen. Er musste dorthin.
    »Das bezweifle ich«, sagte Jordan. »Hast du nicht selbst von einer Rutsche gesprochen, die ins Schlachthaus führt?«
    »Clay, wir sind Normies, und das ist Punkt eins«, sagte Tom. »Wir haben einen ihrer Schwärme verbrannt. Das sind die Punkte zwo und drei kombiniert. Leben und leben lassen gilt nicht für uns.«
    »Wozu auch?«, sagte Jordan. »Der Lumpenmann sagt, dass wir geisteskrank sind.«
    »Und nicht berührt werden dürfen«, sagte Clay. »Also kann mir eigentlich nichts passieren, oder etwa nicht?«
    Danach schien es nichts mehr zu sagen zu geben.

7
    Tom und Jordan hatten beschlossen, genau nach Westen weiterzuziehen, durch New Hampshire und weiter nach Vermont hinein, um KASHWAK = NO-FO möglichst rasch hinter sich - und hinter dem Horizont - zu lassen. Clay sagte, die Route 11, die in Kent Pond rechtwinklig abbog, könne ihnen allen als Ausgangspunkt dienen. »Sie bringt mich nach Norden zur 160«, sagte er, »und ihr beide könnt ihr bis ganz nach Laconia folgen, das liegt mitten in New Hampshire. Die Straße ist eigentlich nicht die direkteste Strecke, aber hol's der Teufel - ihr müsst momentan nicht gerade ein Flugzeug erreichen, oder?«
    Jordan drückte seine Handballen auf die Augen, rieb sie und strich sich dann die Haare aus der Stirn: eine Geste, die Clay inzwischen vertraut war - sie signalisierte Müdigkeit und Verwirrung. Sie würde ihm fehlen. Jordan würde ihm fehlen. Und

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