Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Dritte, den man kennen lernte, ein aus Massachusetts Zugezogener zu sein schien, sondern mit einem von der mäkeligen Ach-wäre-ich-doch-Engländer-Sorte.
    »Ich heiße Riddell.« Natürlich kam er rein, dieser Kerl würde ihn nicht aufhalten können, nachdem die Tür jetzt offen war, aber er blieb noch einen Augenblick länger auf dem Gehsteig stehen und sah dem Mädchen nach.
    »Kommen Sie«, sagte McCourt halblaut. »Nichts zu machen.«
    Und er hatte Recht. Nichts zu machen. Das war eben das Schreckliche daran. Er folgte Tom hinein, und der Hotelangestellte sperrte die Tür des Atlantic Avenue Inn wieder doppelt ab, als wäre das alles, was erforderlich war, um sie vor dem auf den Straßen herrschenden Chaos zu bewahren.

9
    »Das war Franklin«, sagte der Angestellte, als er sie um den auf dem Bauch liegenden Livrierten herumführte.
    Er sieht zu alt aus, um ein Hotelpage zu sein, hatte McCourt gesagt, als er durch die Glasfüllung der Tür gespäht hatte, und Clay fand das allerdings auch. Er war ein kleiner Mann mit einer Mähne aus leuchtend weißem Haar. Zu seinem Pech war der Kopf, auf dem es vermutlich weiterwuchs (Haare und Nägel waren etwas schwer von Begriff oder so, hatte er irgendwo gelesen), in einem grausig schiefen Winkel abgeknickt, wie der eines Gehenkten. »Er hat seit fünfunddreißig Jahren im Inn gearbeitet, wie er bestimmt jedem Gast erzählt hat, dem er jemals die Koffer getragen hat. Den meisten zweimal.«
    Der strenge kleine Akzent zerrte an Clays strapazierten Nerven. Wäre es ein Furz, dachte er, dann einer von denen, die so klangen, als bliese ein asthmatisches Kind auf einer Partytröte.
    »Ein Mann ist aus dem Aufzug gekommen«, sagte der Hotelangestellte und benutzte wieder den Durchgang, um hinter die Theke zu gelangen. Dahinter fühlte er sich offenbar zu Hause. Die Lampe über der Rezeption beleuchtete sein Gesicht, und Clay sah, dass er sehr blass war. »Einer von den Verrückten. Franklin hatte das Pech, direkt vor dem Aufzug zu stehen .«
    »Sie sind wohl nicht auf die Idee gekommen, wenigstens das verdammte Bild von seinem Hintern zu nehmen?«, sagte Clay. Er bückte sich, griff nach dem Kunstdruck von Currier & Ives und stellte ihn auf die Couch. Gleichzeitig schob er den Fuß des toten Hausdieners von dem Polster, auf dem er zur Ruhe gekommen war. Der Schuh schlug mit einem Geräusch auf, das Clay sehr gut kannte. Er selbst hatte es in zahlreichen Comics mit KLUNK wiedergegeben.
    »Der Mann aus dem Lift hat ihm nur einen einzigen Schlag versetzt«, sagte der Hotelangestellte. »Der hat den armen Franklin bis zur Wand zurücktaumeln lassen. Ich glaube, er hat ihm das Genick gebrochen. Jedenfalls ist dabei das Bild runtergefallen - als Franklin gegen die Wand geprallt ist.«
    Für den Angestellten schien damit alles in bester Ordnung zu sein.
    »Was ist mit dem Mann, der ihn erschlagen hat?«, fragte McCourt. »Mit dem Verrückten? Wo ist er hin?«
    »Raus«, sagte der Angestellte. »Da hatte ich das Gefühl, die Tür abzusperren wär die bei weitem klügste Maßnahme. Nachdem er weg war.« Er sah sie mit einer Kombination aus Ängstlichkeit und lüsterner Gier nach Neuigkeiten an, die Clay einzigartig abstoßend fand. »Was passiert dort draußen eigentlich? Wie schlimm ist's schon geworden?«
    »Ich glaube, Sie dürften eine ziemlich gute Vorstellung davon haben«, sagte Clay. »Haben Sie nicht deshalb die Tür abgesperrt?«
    »Ja, aber ...«
    »Was sagen sie im Fernsehen?«, fragte McCourt.
    »Nichts. Übers Kabel kommt nichts mehr seit ...« Er sah auf seine Armbanduhr. »Seit fast einer halben Stunde.«
    »Und was ist mit dem Radio?«
    Der Hotelangestellte bedachte Tom McCourt mit einem zickigen Das soll wohl ein Scherz sein -Blick. Clay kam der Gedanke, dieser Kerl könnte ein Buch schreiben: Die Kunst, sich möglichst schnell unbeliebt zu machen. »Radio bei uns? In irgendeinem Hotel in der Innenstadt? Das soll wohl ein Scherz sein.«
    Von draußen war ein hoher Angstschrei zu hören. Das Mädchen in dem blutbefleckten weißen Kleid war wieder an der Tür erschienen und schlug mit der flachen Hand an die Scheibe, wobei sie sich angstvoll umsah. Clay rannte sofort zur Tür.
    »He, er hat doch wieder abgesperrt, schon vergessen?«, rief McCourt ihm nach.
    Das hatte Clay tatsächlich. Er drehte sich nach dem Hotelangestellten um. »Aufsperren!«
    »Nein«, sagte der Angestellte und verschränkte die Arme energisch vor der schmalen Brust, um zu zeigen, wie entschlossen er

Weitere Kostenlose Bücher