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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Osten unterwegs waren, erzählte von einem Tanklastzug, der auf der I-93 in der Nähe der Ausfahrt Wakefield verunglückt war und eine Serie von Explosionen ausgelöst hatte, bei denen fast eine Meile des sich in Richtung Norden stauenden Verkehrs in Flammen aufgegangen war. Der Gestank, sagte er, habe an eine »Fischbraterei in der Hölle« erinnert.
    Auf ihrem beschwerlichen Weg durch die Außenbezirke von Andover begegneten sie weiteren Taschenlampenleuten und hörten ein Gerücht, das sich so hartnäckig hielt, dass es jetzt als feststehende Tatsache wiederholt wurde: New Hampshire hatte seine Grenzen geschlossen. Die State Police von New Hampshire und zusätzlich rekrutierte Hilfssheriffs schossen erst und fragten später. Ob man verrückt oder geistig gesund war, sei ihnen egal.
    »Das ist bloß eine neue Version des beschissenen Mottos, das sie schon ewig lange auf ihren beschissenen Autokennzeichen haben«, sagte ein verbittert aussehender älterer Mann, mit dem sie einige Zeit gemeinsam wanderten. Er trug einen kleinen Rucksack über seinem teuren Mantel und besaß eine lange Stablampe. Aus einer seiner Manteltaschen ragte der Griff eine Pistole. »Wenn man in New Hampshire ist, kann man frei leben. Will man aber nach New Hampshire, kann's einen das beschissene Leben kosten.«
    »Irgendwie ist das ... echt schwer zu glauben«, sagte Alice.
    »Glaub, was du willst, kleines Fräulein«, sagte ihr zeitweiliger Gefährte zu ihr. »Ich bin ein paar Leuten begegnet, die wie ihr nach Norden wollten, und die sind schleunigst nach Süden umgekehrt, als sie gesehen haben, wie einige Leute ohne Warnung erschossen wurden, nur weil sie nördlich von Dunstable nach New Hampshire reinwollten.«
    »Wann war das?«, fragte Clay.
    »Letzte Nacht.«
    Clay hätte weiterfragen können, aber er hielt lieber den Mund. In Andover bogen der verbitterte Mann und die meisten anderen Leute, mit denen sie sich ihre mit Autos verstopfte (aber passierbare) Route geteilt hatten, auf den Highway 133 ab, der nach Lo-well und zu weiter westlich gelegenen Zielen führte. Clay, Tom und Alice standen auf der Hauptstraße von Andover - die bis auf einige Taschenlampen schwenkende Gestalten auf Nahrungssuche verlassen war - und mussten eine Entscheidung treffen.
    »Glaubst du das?«, wandte sich Clay an Alice.
    »Nein«, sagte sie und sah dabei Tom an.
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Die Erzählung des Kerls hat mich an Storys über Alligatoren in der Kanalisation erinnert.«
    Alice nickte zustimmend. »Nachrichten machen nicht mehr so schnell die Runde. Nicht ohne Telefone.«
    »Genau«, sagte Tom. »Eindeutig Stoff für eine zukünftige moderne Legende. Trotzdem reden wir von etwas, was einer meiner Freunde gern als New Hamster bezeichnet. Deshalb bin ich dafür, die Grenze an der abgelegensten Stelle zu überschreiten, die wir finden können.«
    »Klingt wie ein Plan«, sagte Alice, und damit gingen sie weiter, wobei sie den Gehsteig benutzten, solange sie in der Stadt waren und es einen benutzbaren Gehsteig gab.

5
    In einem Vorort von Andover stieg ein Mann, der in einer Art Kopfgeschirr zwei Stablampen trug (je eine pro Schläfe), aus einem der eingeschlagenen Schaufenster des IGA-Supermarkts. Er winkte freundlich, dann schlängelte er sich durch ein Gewirr aus Einkaufswagen auf sie zu und ließ unterwegs Konserven in eine Umhängetasche fallen, wie sie früher von Zeitungsjungen verwendet wurden. Er blieb neben einem umgestürzten Pick-up stehen, stellte sich als Mr. Roscoe Handt aus Methuen vor und fragte, wohin sie unterwegs seien. Als Clay ihm erklärte, sie wollten nach Maine, schüttelte Handt den Kopf.
    »Die Grenze nach New Hampshire ist geschlossen. Vor weniger als einer halben Stunde habe ich zwei Leute getroffen, die glatt abgewiesen worden sind. Der Mann hat gesagt, dass sie zwar schon versuchen, zwischen Handy-Verrückten und Leuten wie uns zu unterscheiden, sich dabei aber nicht allzu viel Mühe geben.«
    »Haben die beiden das wirklich mit eigenen Augen gesehen?«, fragte Tom.
    Roscoe Handt sah Tom an, als wäre der einer der Verrückten. »Man muss aufs Wort anderer vertrauen, Mann«, sagte er. »Ich meine, man kann schließlich niemanden anrufen, um sich zu vergewissern, oder?« Er zögerte. »In Salem und Nashua verbrennen sie die Leichen, das haben diese Leute mir erzählt. Und das soll nach Schweinebraten riechen. Das haben sie mir auch erzählt. Ich hab eine Fünfergruppe, die ich nach Westen führe, und wir

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