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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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euch das auch schon aufgefallen?«
    Clay, Tom und Alice schüttelten den Kopf.
    Der Mann nickte. »Sie tun's zwar, das habe ich selbst schon gesehen, aber sie tun's nicht gern.«
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte Alice wieder.
    »Kann ich nicht genau sagen. Sie haben sie gewittert oder so.«
    »Oder vielleicht ihre Gedanken gelesen«, sagte Tom.
    »Oder konnten sie nicht lesen«, sagte Alice.
    »Darüber kann ich wirklich nichts sagen«, meinte Handt, »aber ich weiß, dass sie sie auf der Straße zerrissen haben. Soll heißen, sie haben sie buchstäblich in Stücke gerissen.«
    »Und das ist wann passiert?«, fragte Clay. Er sah Alice schwanken und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Heute Morgen um neun. In Topsfield. Wenn ihr also eine Horde von denen mit einem Gettoblaster, der ›Why Can't We Be Fri-ends‹ spielt, die olle gelbe Backsteinstraße entlangkommen seht ...« Er betrachtete sie im Lichtschein der auf beiden Seiten seines Kopfes angebrachten Stablampen mit einem grimmigen Blick. »Ich würde nicht gerade rausrennen und Kemo Sabe plärren, das ist alles.« Er zögerte. »Und ich würde auch nicht nach Norden gehen. Selbst wenn sie euch an der Grenze nicht erschießen, ist das reine Zeitverschwendung.«
    Nach kurzer Beratung am Rand des IGA-Parkplatzes zogen sie trotzdem nach Norden weiter.

6
    In der Nähe von North Andover machten sie auf einer Fußgängerbrücke über die Route 495 kurz Halt. Die Wolken wurden wieder dichter, aber der Mond kam lange genug hervor, um ihnen sechs Fahrspuren mit stehenden, verlassenen Autos zu zeigen. In der Nähe der Brücke, auf der sie standen, lag auf der Fahrbahn in Richtung Osten ein umgestürzter sechsachsiger Sattelschlepper wie ein verendeter Elefant. Um ihn herum waren orangerote Absperrkegel aufgestellt, die bewiesen, dass jemand zumindest symbolisch reagiert hatte, und davor sahen sie zwei verlassene Streifenwagen, von denen einer auf der Seite lag. Die hintere Hälfte des Sattelschleppers war schwarz verbrannt. Tote waren keine zu sehen, nicht in dem flüchtigen Mondschein. Einige wenige Leute quälten sich auf der Standspur nach Westen, aber selbst dort kamen sie nur langsam voran.
    »Das macht alles irgendwie real, oder?«, sagte Tom.
    »Nein«, sagte Alice. Ihre Stimme klang gleichgültig. »Mir kommt's wie ein Spezialeffekt aus irgendeinem Kassenschlager vor. Man kauft sich eine Tüte Popcorn und 'ne Cola und sieht den Weltuntergang in ... wie heißt's gleich wieder? Computer Graphic Imaging? CGI? Blue Screen? Irgendein Scheiß halt.« Sie hielt den kleinen Turnschuh am Schnürsenkel hoch. »Mehr brauche ich nicht, damit mir alles real erscheint«, sagte sie. »Etwas, das klein genug ist, um in meine Hand zu passen. Kommt, wir gehen weiter.«

7
    Auf dem Highway 28 standen zwar auch zahlreiche verlassene Fahrzeuge, aber im Vergleich zur Route 495 war er praktisch hindernisfrei, und gegen vier Uhr näherten sie sich Methuen, der Heimatstadt von Mr. Roscoe Handt, dem mit den Stereostablampen. Und sie glaubten genug von Handts Story, um rechtzeitig vor Tagesanbruch in Deckung sein zu wollen. Sie entschieden sich für ein Motel an der Kreuzung der Highways 28 und 110. Vor den Zimmern standen mindestens zehn Autos, die Clay jedoch alle verwaist vorkamen. Aber wen wunderte das. Die beiden Straßen waren zwar passierbar, aber eben nur für Fußgänger. Clay und Tom blieben am Rand des Parkplatzes stehen und schwenkten ihre Taschenlampen über dem Kopf.
    »Wir sind okay!«, rief Tom. »Normale Leute! Kommen jetzt rein!«
    Sie warteten. Keine Antwort aus dem, was eine Reklametafel als das Sweet Valley Inn, geheizter Pool, Kabelfernsehen, Gruppenermäßigung, auswies.
    »Los, wir gehen rein«, sagte Alice. »Mir tun die Füße weh. Und außerdem wird es bald hell.«
    »Seht euch das an«, sagte Clay. Er hob eine CD von der Motelzufahrt auf und beleuchtete sie mit seiner Taschenlampe. Es handelte sich um Love Songs von Michael Bolton.
    »Und du hast gesagt, die würden schlauer«, sagte Tom.
    »Nicht so vorschnell urteilen«, sagte Clay, als sie zu den Zimmern weitergingen. »Irgendjemand hat sie immerhin loswerden wollen.«
    »Wahrscheinlich hat derjenige sie bloß verloren«, sagte Tom.
    Alice beleuchtete die CD nun mit ihrer Lampe. »Und wer ist derjenige?«
    »Liebe Alice«, sagte Tom, »das willst du lieber nicht wissen.« Er nahm Clay die CD aus der Hand und warf sie über die Schulter weg.
    Sie brachen die Türen von drei nebeneinander liegenden

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