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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wollen vor Sonnenaufgang noch ein paar Meilen machen. Der Weg nach Westen ist offen.«
    »Das sagen alle, was?«, sagte Clay.
    Handt betrachtete ihn leicht verächtlich. »Richtig, das sagen alle. Und dem Weisen genügt ein Wort, hat meine Mutter immer gesagt. Wenn ihr wirklich nach Norden wollt, solltet ihr darauf achten, die Grenze mitten in der Nacht zu erreichen. Die Verrückten sind nach Sonnenuntergang nicht mehr unterwegs.«
    »Das wissen wir«, sagte Tom.
    Der Mann mit den Stablampen an den Schläfen beachtete Tom nicht und sprach weiter mit Clay. Er hatte Clay als den Anführer des Trios ausgemacht. »Und sie tragen keine Taschenlampen. Schwenkt also eure Lampen. Redet. Schreit. Das alles tun sie nämlich auch nicht. Ich bezweifle zwar, dass die Leute an der Grenze euch durchlassen, aber wenn ihr Glück habt, werdet ihr wenigstens nicht erschossen.«
    »Sie werden immer schlauer«, sagte Alice. »Das wissen Sie auch schon, oder, Mr. Handt?«
    Handt schnaubte. »Sie ziehen in Rudeln umher und bringen sich nicht mehr gegenseitig um. Ich weiß nicht, ob sie das schlauer macht oder nicht. Aber ich weiß, dass sie uns weiterhin umbringen.«
    Er schien Zweifel auf Clays Gesicht zu sehen, jedenfalls lächelte er. Seine Stablampen verwandelten das Lächeln in etwas ziemlich Unangenehmes.
    »Heute Morgen hab ich gesehen, wie sie eine Frau erwischt haben«, sagte er. »Mit eigenen Augen, okay?«
    Clay nickte. »Okay.«
    »Ich glaube, ich weiß, warum sie draußen auf der Straße war. Das war in Topsfield, ungefähr zehn Meilen östlich von hier. Ich und meine Leute, wir waren in einer Motel-6-Niederlassung. Sie ist in unsere Richtung gegangen. Eigentlich nicht gegangen. Gehastet. Fast gerannt. Hat sich dabei mehrmals umgesehen. Ich hab sie gesehen, weil ich nicht schlafen konnte.« Er schüttelte den Kopf. »Sich daran zu gewöhnen, tagsüber zu schlafen, ist beschissen schwierig.«
    Clay überlegte, ob er Handt versichern solle, daran würden sie sich irgendwann alle gewöhnen, tat es dann aber doch nicht. Er sah, dass Alice wieder ihren Talisman in der Hand hielt. Obwohl er nicht wollte, dass sie diesen Bericht hörte, wusste er, dass sich das nicht verhindern ließ. Teils weil dies fürs Überleben wichtige Informationen waren (und im Gegensatz zu dem Zeug über die Grenzen von New Hampshire handelte es sich hier ziemlich sicher um zuverlässige Informationen); teils weil die Welt noch längere Zeit voll solcher Geschichten sein würde. Wenn sie sich genügend davon anhörten, würden einige sich vielleicht einordnen, bestimmte Schemata erkennen lassen.
    »Also, die war wahrscheinlich bloß auf der Suche nach einer besseren Unterkunft. Das war alles. Hat das Motel-6-Schild gesehen, und gedacht: ›He, ein Zimmer mit Bett. Gleich da vorn bei der Exxon-Tankstelle. Gerade mal eine Straße weiter.‹ Aber bevor sie auch nur die halbe Strecke zurückgelegt hat, ist eine Horde von denen um die Ecke gebogen. Sie sind ... Ihr wisst doch, wie sie jetzt gehen, oder?«
    Roscoe Handt, dessen Zeitungstasche dabei schwang, kam steif wie ein Zinnsoldat auf sie zu. So bewegten die Handy-Verrückten sich zwar nicht ganz, aber sie wussten, was er vermitteln wollte, und nickten.
    »Und die Frau ...« Er lehnte sich wieder an den umgestürzten Wagen und rieb sich kurz mit beiden Händen das Gesicht. »Genau das möchte ich euch begreiflich machen, okay? Genau deshalb dürft ihr euch nicht erwischen lassen, dürft ihr nicht glauben, dass sie wieder normal werden, nur weil ab und zu einer von denen zufällig die richtigen Knöpfe von einem Gettoblaster gedrückt hat und damit eine CD abgespielt wird ...«
    »Das haben Sie gesehen?«, fragte Tom. »Gehört?«
    »Und ob, zwei Mal. Der Kerl, den ich dabei gesehen habe, hat das Ding beim Gehen so kräftig geschüttelt, dass die CD immer wieder ausgesetzt hat, aber doch, sie hat gespielt. Sie mögen also Musik, sie kommen vielleicht teilweise wieder zur Vernunft, klar, aber genau deshalb müsst ihr euch vor ihnen in Acht nehmen, versteht ihr?«
    »Was ist mit der Frau passiert?«, fragte Alice. »Mit der, die sie erwischt haben?«
    »Sie hat versucht, sich wie eine von denen zu benehmen«, sagte Handt. »Und ich hab gedacht, wie ich da am Fenster meines Zimmers, stand, hab ich gedacht: ›Genau, so könnte's klappen, Mädel, du hast vielleicht 'ne Chance, wenn du das 'ne Zeit lang durchhältst und dann ins nächste Gebäude verschwindest^ Weil sie nämlich nicht gern in Häuser gehen, ist

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