Puna - Toedliche Spurensuche
von Frau Bechtold vorübergehend deaktiviert. Daraufhin stellten wir bei einer anderen E-Mail-Adresse einen signifikanten Anstieg an E-Mails fest. Wir sind also auf der richtigen Spur.
Wenn wir jetzt aber alle Zugänge dichtmachen, bekommen wir nicht heraus, wer sich dahinter verbirgt. Und vor allem: Ich kann noch nicht sagen, über welche anderen Wege Informationen herausgehen .«
»Was schlägst du vor ?«
»Wir haben weiterhin herausbekommen, dass die E-Mail-Adressen auf nur fünf Rechnern benutzt wurden. Wieder so eine Nachlässigkeit eures Administrators. Es handelt sich dabei im Prinzip um ausrangierte Rechner, die aber in bestimmten Räumen angeschlossen blieben, um gelegentlich irgendwelche Tests durchzuführen ...«
»Und was schlägst du vor ?« , fragte Ferdinand Lochner erneut.
»Regle intern, dass wir diese fünf Rechner überwachen dürfen. Video, E-Mail-Überwachung, eben das volle Programm. Sie werden für das operative Geschäft nicht benutzt und sind eigentlich gar nicht notwendig. Es gibt keine Notwendigkeit, dass dort irgendjemand arbeiten müsste. Nur diese fünf Rechner wollen wir überwachen. Und dann stellen wir dem Maulwurf eine Falle ...«
Anja schlief schlecht. Mehrfach lag sie da und musste an den anonymen Brief denken. Sie sah keine Veranlassung, länger zu bleiben. Noch im Morgengrauen packte sie ihre Sachen. Die ganze Nacht über regnete es draußen. Und auch jetzt schien es nicht nachzulassen.
Als sie frühstückte, saß sie noch ganz alleine dort. Sie goss sich Kaffee ein. Der angenehme Duft aus ihrer Tasse entfaltete sich und Anja genoss den Augenblick. Wenig später öffnete sich die Tür. Nathan blieb erschrocken in der Tür stehen und kam dann zu Anjas Tisch. »Du bist schon auf ?« , fragte er.
»Ja, ich will weg aus Cochabamba«.
»Was ist denn los? Gefällt es Dir hier nicht mehr ?«
»Das liegt nicht an Cochabamba. Ich habe schon wieder so einen seltsamen Brief im meinem Zimmer gefunden«.
»Du solltest generell zurückreisen. Ich weiß nicht, wem du auf die Füße getreten hast und was du gemacht hast. Aber diese Person scheint ziemlich hartnäckig zu sein. Flieg zurück nach Deutschland«.
»Das will ich nicht. Ich habe niemandem etwas getan. Also habe ich auch keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben«.
»Aber etwas muss schon sein. Andernfalls würdest du nicht solche Briefe bekommen. Wer soll schon wissen, dass eine unbedeutende Touristin aus Deutschland hier herumreist? Wer sollte Interesse haben, Dir Angst zu machen?
»Ich weiß es nicht«.
»Fahr nach Hause«.
»Nein, ich reise weiter durch Bolivien .«
»Wieso willst du unbedingt etwas riskieren ?«
»Ich habe niemandem etwas getan. Also wieso soll ich fahren? Wenn jemand meint, ich hätte ihm oder ihr geschadet, dann soll mir diese Person das offen sagen und nicht solchen anonymen Mist schicken«.
»Sei doch froh, dass es bisher nur bei Drohungen geblieben ist. Wieso willst du riskieren, dass Schlimmeres passiert ?«
»Sag mal, Nathan, was du sagst, klingt so, als ob du mich unbedingt von hier weg haben willst. Was ist los ?«
»Was meinst Du ?«
»Die ganze Zeit redest du davon, dass ich Bolivien verlassen soll ...«
»Weil es sicherer für Dich ist, wenn du nicht länger bleibst ...«
»Sicherer in Bezug auf was? Was ist los, Nathan ?«
»Woher soll ich denn das wissen ...? Glaubst du etwa, dass ich Dir solche Briefe in Dein Zimmer gelegt habe ?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, erwiderte Anja.
»Was hast du jetzt vor ?«
»Ich werde mir heute Morgen einen Bus nach Sucre nehmen .«
»Das würde ich mir wirklich überlegen«
»Das klingt fast wie eine Drohung«, sagte Anja. Sie starrte Nathan ins Gesicht.
»Was ist den los mit Dir, Anja«, fragte Nathan und konzentrierte sich auf seinen Kaffee.
»Seit La Paz bist du mir so ziemlich aus dem Weg gegangen«
»Du vergisst, dass wir uns zufällig im Flugzeug getroffen haben. Ich bin Dir keine Rechenschaft schuldig. Und Dein Babysitter bin ich schon gar nicht - nur weil du nicht weißt, wohin du hier reisen sollst«.
»Darum habe ich auch nicht gebeten«.
Beide saßen schweigend da. Anja schob den einen oder anderen Brötchenkrümel auf der Tischdecke umher. Sie blickte mehrfach zu Nathan hinüber, der aber ihren Blicken auswich. Er schnitt sich ein weiteres Brötchen auf. Für ihn gab es keine Notwendigkeit, weiter Konversation zu betreiben. Stattdessen ging er zum Buffet und holte sich noch Käse und Ananassaft.
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