Puppenbraut
Zeitpunkt alleinerziehenden Mutter Madison in der Spring Valley Road. Ein Spaziergänger fand ihre Leiche im Memorial Park, genau vor drei Jahren. Ihr Körper war mit dem Kopf nach unten begraben und zugedeckt. Auf den Bildern kann man sehen, dass der Täter nicht besonders sorgfältig gearbeitet hat. In Verbindung mit einem Overkill an der Leiche könnte man vielleicht auf ein erstes Opfer schließen. Der Täter schien nicht sehr erfahren, wenn man die Struktur der Einstiche betrachtet. Möglicherweise wurde er im Park erschreckt, daher die fehlende Sorgfalt.“
„Wurde das Opfer missbraucht oder misshandelt?“ Bryan wählte seine Worte immer sparsam.
„Ähm... Geschlagen, ja. Das ist einer der Tatbestände, die vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurden. Man wollte bei den Eltern keine Wut aufkommen lassen. Damit auch keine Lynchjustiz einsetzt, solange der Täter noch auf freiem Fuß ist. Doch es konnten keine brauchbaren DNA-Spuren sichergestellt werden. Das Opfer wurde gereinigt und in ein weißes, kurzes Kleid gesteckt. Der Täter legte ihre Kleidung, in denen er sie entführte, daneben, zusammen mit einem Ring. Ein Stück ihres Hemdes wurde abgeschnitten.“ Bilder vom Tatort huschten über die weiße Projektionswand.
Es herrschte eisige Stille, obwohl sich bei jedem der gleiche Satz im Kopf formte, den Dr. Michelle Bellamy laut aussprach: „Das Opfer... Es sieht wie eine Braut aus!“
„Genau das scheint die Unterschrift des Täters zu sein!“, fuhr Angel Davis fort. „Genauso wie die Wahl des Zeitpunkts der Morde. Dieses Datum scheint ihm wichtig zu sein. Am gleichen Tag könnte er oder jemand, der ihm nahestand, geheiratet haben!“
Das IT-Hirn des Teams, Josh McMelma, nickte. „Ich werde alle Daten abgleichen und in einem gemeinsamen Ordner ablegen. Wenn es irgendwelche Parallelen zwischen den Fällen gibt, werde ich sie sicher finden. Könnte ich ebenfalls die Listen der bisherigen Zeugen haben?“
„Ich habe dir bereits alles zugeschickt, Josh!“ Angel war für ihre hervorragende Vorarbeit berühmt. „Das zweite Opfer heißt Miranda Kayne, elf Jahre alt, wurde exakt ein Jahr nach Laureen entführt, also vor einem Jahr. (Der erste Mord war drei Jahre her)Ihre Eltern wohnen in der East Bronx, Westchester Avenue. Ein Touristenpaar fand ihre Leiche am Morgen im Ferry Point Park. Auch in diesem Fall wurde das Opfer mit dem Kopf nach unten begraben. Diesmal jedoch sorgfältiger. Ebenfalls hatte sie ein weißes, kurzes Kleid an und wurde für irgendetwas vorbereitet. Bei der Kleidung, die neben ihr lag, fehlte ein Fetzen Stoff. Neben dem Leichnam konnte man wieder einen vergleichbaren Ring finden. Doch diesmal war unser Täter raffinierter! Nach dem Verschwinden des Kindes erhielten die Eltern des zweiten Opfers einen Brief mit Stofffetzen des ersten. Und wieder fand man die Leiche sieben Tage nach der Entführung.“
„Könnte es sich in einem dieser Fälle um einen Trittbrettfahrer handeln?“ Das war eine der berühmten Fragen, die immer dem smarten Dr. Bryan Goseburn vorenthalten blieben.
„Wir haben nie die Informationen über die Stofffetzen nach außen kommuniziert. Ebenfalls die Tatsache, dass der Täter einen Ring daneben legte, wurde so streng unter Verschluss gehalten, dass nicht mal das NYPD die Einsicht in die Akten bekam. Ich bin überzeugt, dass wir es in den beiden ersten Fällen mit keinem Trittbrettfahrer zu tun haben. Aber auch in dem Fall von dem derzeitigen Entführungsopfer habe ich berechtigte Zweifel daran!“ Angel drehte verlegen ihren Kopf zum nächsten Bild. „Die Verletzungen des zweiten Opfers sind wesentlich sparsamer, was darauf schließen lässt, dass der Täter diesmal ruhiger und erfahrener war. Er hat nach dem ersten Mord dazugelernt. Das Gleiche gilt für den Fundort der Leiche.“
„Vermutlich gab es auch bei Miranda keine brauchbaren Spuren?“ Scott Goodwin hasste es, Fragen zu stellen, die gleich darauf verneint wurden.
Angel Davis wusste es, dennoch hatte sie keine andere Wahl. „Genau. Keine brauchbaren Spuren. Auch die Suche nach Kleidung oder Ringen, die der Täter den Opfern mitgab, war eine reine Sackgasse. Billigware. Er könnte es überall gekauft haben, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Nicht mal unter den Fingernägeln der Opfer gab es Auffälligkeiten. Sie schienen sich nicht zu wehren, was angesichts der Mittel, die sie bekamen, verständlich war. Beide Opfer wurden vor ihrem Tod mittels einer Injektion betäubt.
Weitere Kostenlose Bücher