Puppenbraut
weiter nach.
„Geschichtlich gesehen wurde die Eheschließung in ihrem Ursprung als die Schwelle für die Ausübung von legitimer Sexualität verstanden. Das würde unter Umständen erklären, warum die Mädchen geschlagen, jedoch nicht missbraucht wurden. Der Täter hat bei den beiden Todesopfern in diesem Sinne noch keine Ehe geschlossen. Vielleicht soll die tapfere Journalistin, die sich zuvor mit Zoeys Verschwinden beschäftigt hat, zur Zeugin einer Eheschließung und damit des Aktes werden? Vielleicht ist es DAS, wonach der Täter sucht?“ Angel Davis wurde schlecht bei diesem Gedanken. „Wir sollten die restliche Bertani-Familie unter Polizeischutz stellen. Ich werde es veranlassen, Scott!“
„Wo mordet unser Täter? Der Overkill fand in einem relativ kleinen Vorort, in der Nähe von New York City, statt. Der zweite Mord und die Entführung fanden direkt in NYC statt. Warum der Wechsel?“ Erneut stellte der Chef sein Team vor Fragen.
„Der Täter braucht oder schafft Vertrauen. Das geht nur, wenn man in der Nähe des Tatortes wohnt. Ein Jahr zwischen den Taten verschafft ihm genügend Zeit dafür. Vielleicht ist unser Täter in der Umgebung vom Overkill aufgewachsen und danach in die Großstadt umgezogen? Da, wo er leichter ein Opfer finden kann? Es gab doch eine Kommunikationsaufnahme zu den Eltern in den beiden letzten Fällen, noch bevor die Morde passierten, oder? Und unsere Journalistin hatte die Bilder des Entführungsopfers bekommen.“ Diesmal schien Bryan Goseburn sich von der inneren Ruhe seiner älteren Kollegin angesteckt zu haben. „Gibt es Verbindungen zwischen den Opfern, Angel?“
„Außer denen, die die Physiognomie und das ähnliche Umfeld der Opfer betreffen, keine weiteren. Die Opfer kamen alle aus gutbürgerlichen Familien, bei denen sich die Eltern getrennt hatten bzw. getrennt lebten. Sie kannten sich gegenseitig nicht. Das Einzige, was sie verband...“
„…war die virtuelle Welt!“, beendete Josh McMelma den Satz seiner Kollegin. „Der Täter scheint Ahnung von Computern zu haben. Immerhin versteht er es, die Nachrichten über mehrere Server in der ganzen Welt zu schicken, ohne dass wir die Informationen verfolgen können. Vielleicht könnte er so die Opfer gefunden haben. Immerhin ist er in eine Großstadt umgezogen, wo er leichter an herrenlose Rechner in einem beliebigen Internet-Café kommt. Und wo es natürlich nicht auffällt! Die Social Media sind voll mit Informationen über das Leben anderer, wenn man weiß, sie anzuzapfen. Ich werde gleich mal nach Auffälligkeiten in dieser Richtung suchen. Mich beschäftigt gerade aber eine weitere Frage.“ Josh ließ die Aussage kurz im Raum stehen, um ihr Wichtigkeit zu verleihen. „Nun, die kleinen Mädchen kannten den Täter und sind wahrscheinlich freiwillig mitgegangen. Zunächst! Aber was ist mit der Journalistin? Ihr Kind wurde niedergeschlagen, daher kann sie nicht freiwillig mitgegangen sein. Sie wird sich sicherlich auch gewehrt haben. Wenn es so ist, braucht der Täter dann nicht irgendwelche Betäubungsmittel, die er auch bei den ersten beiden Opfern benutzt hat? Diesmal dürfte es eine etwas größere Dosis gewesen sein, die auffallen dürfte!“
Stille folgte nach der letzten Aussage und legte einen Schleier aus Fragen über die rauchenden Köpfe des FBI-Teams. Scott Goodwin schüttelte sich als Erster aus dieser Starre. „Verdammt nochmal, Josh! Warum haben wir uns diese Frage nicht schon eher gestellt? Verdammt!“ Über diese Tatsache ärgerte er sich wirklich. „Kannst du, während wir weiterhin an dem Profil arbeiten, schon mal Krankenhäuser und Apotheken nach Auffälligkeiten abklappern? Wir haben in diesem Zusammenhang die Kapazitäten des gesamten NYPD zur Verfügung gestellt bekommen. Nimm dir soviel Hilfe, wie du brauchst. Das hat die höchste Dringlichkeitsstufe, denn wir haben nur noch einen Tag, bevor wir eine weitere Leiche finden werden!“
*****
Andrew Coleman, der Chief of Department des NYPD, bog in eine Seitenstraße ein. Seine Nachtschicht hatte noch nicht mal richtig begonnen, als man ihn mit der Beschattung von Raffaella Bertani, einer Psychologin, beauftragt hatte. Sein Kollege bat ihn, ihn in der Nähe abzusetzen, damit er Kaffee und ein paar Donuts holen konnte. Nächte mit Personenüberwachung zogen sich gewöhnlich in die Länge.
Ganz leise parkte er neben dem Auto der Zielperson und wartete auf seinen Kollegen. Das Haus seines Schützlings war hell erleuchtet. In
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