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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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sich, aber sicherheitshalber wartete sie noch ein bisschen länger, ehe sie sich vorsichtig unter der Decke herausschälte. Ihr Pulli klebte unter den Armen und sie zitterte am ganzen Körper. Das wäre um ein Haar ins Auge gegangen. Wäre er losgefahren, hätte er sie zweifellos im Auto entdeckt.Ein zweites Mal dankte sie Elenas Essen! Offenbar gab es niemanden, der ihm widerstehen konnte.
    Siri fühlte sich merkwürdig euphorisch. Sie hatte es geschafft! Sie war so froh, dass dieser Danne zum Haus zurückgegangen war und ihr die Chance gelassen hatte, unbemerkt von hier zu verschwinden. Sie wagte kaum, darüber nachzudenken, was alles hätte passieren können!
    Unendlich vorsichtig öffnete sie die Tür und kroch rückwärts auf die Straße. Sie schielte zum Haus, in dem noch immer alle Fenster hell erleuchtet waren. Inzwischen war auch die Außenbeleuchtung eingeschaltet worden. Bunte Lämpchen, die um den Stamm eines Baums gewickelt waren, was allerdings ein bisschen billig aussah.
    Siri schloss leise die Wagentür hinter sich und warf einen letzten Blick durch die Scheibe. Die Decke lag nicht mehr so wie vorher, aber das würde ihm vermutlich nicht auffallen. Hingegen würde er ziemlich sicher bemerken, dass die Mappe verschwunden war. Siri hatte sie ohne nachzudenken mitgenommen, als sie aus dem Auto geklettert war. Und jetzt stand sie hier, mit ihrem Diebesgut. Kurz entschlossen schob sie die Mappe in ihren Rucksack und verschloss ihn sorgfältig. Ein kalter Wind brachte Schneegraupel mit sich und Siri fröstelte. Es war wohl das Beste, nach Hause zu fahren. Und Mama anzurufen, die garantiert schon ziemlich sauer war.
    Siri stellte den Rucksack neben ihr Moped und fing an, in der Tasche nach ihrem Handy zu suchen. Es war so klein, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit war, es nicht zu verlieren.
    Oben am Haus ging eine Tür.
    Siri erstarrte.
    War dieser Danne auf dem Weg zum Auto? Vielleicht war es doch besser, schnell abzuhauen, statt noch länger hier herumzustehen. Sie setzte sich den Rucksack auf, startete ihr Moped und fuhr los.
    »Du bist reichlich spät«, rief Siris Mutter aus der Küche.
    »Ich weiß. Es war keine Absicht ...«
    »Du könntest wenigstens anrufen, wofür hast du schließlich ein Handy«, sagte Mama.
    »Wollte ich ja, aber dann ... Entschuldige.«
    Siri hängte ihre Jacke auf und zog die Stiefel aus. Mit der Mappe in der Hand ging sie in die Küche und setzte sich an den Tisch.
    »Ich würde nicht rummeckern, wenn ich nicht genau wüsste, was alles passieren kann«, sagte Siris Mutter und drehte sich um. »Mord, Vergewaltigung, Raub. Ich mache mir Sorgen.«
    Sie lehnte sich gegen die Spüle und schaute Siri ernst an. Sie sah müde aus und auf einmal tat sie Siri leid. Sie arbeitete immer, entweder im Büro oder zuHause. Siri hatte noch nie gesehen, dass ihre Mutter einfach nur dasaß und nichts tat. Ihre Hände waren immer in Bewegung, beim Essenkochen, Waschen, Windelnwechseln ...
    »In Zukunft rufe ich immer an«, sagte Siri, plötzlich erfüllt von schlechtem Gewissen. »Versprochen.«
    Sie legte sich die Mappe auf die Knie und schob vorsichtig das Gummiband beiseite. Hoffentlich war sie nicht leer!
    Mama hängte ihr Geschirrhandtuch auf.
    »Torsten hat vorhin angerufen. Er hat gefragt, ob es dabei bleibt, dass du ihm am Wochenende im Verein hilfst.«
    »Ja, sicher, das habe ich ihm doch gesagt.«
    »Verbringst du nicht ein bisschen viel Zeit auf dem Flugplatz? Irgendwann musst du auch noch für die Schule lernen und ...«
    Siri hörte nicht mehr zu. Sie hatte diese Ansprache schon tausendmal gehört und immer lief es auf dasselbe hinaus. Außerdem wollte sie sich endlich die Unterlagen genauer ansehen. Ein hastiger Blick unter die Ecke verriet, dass die Mappe keineswegs leer war. Drei kopierte Blätter, vermutlich auf Russisch.
    »Und dann diese Sache mit Irina.«
    Siri hob den Kopf und hielt die Luft an.
    »Was ist mit Irina?«
    Hatte sie sich gemeldet?
    »Du darfst ja gerne Freunde zum Übernachten mitbringen, aber du musst mir vorher Bescheid sagen! Das verstehst du doch? Und es wäre auch besser, wenn es nicht ausgerechnet mitten in der Woche sein müsste. Es ist so schon stressig genug, wenn wir morgens alle los müssen.«
    »Es war ein Notfall«, sagte Siri.
    »Ja, ja. Reden wir nicht mehr drüber.«
    Siri richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Mappe und die Unterlagen. Der Text war zum Großteil in kyrillischen Buchstaben verfasst. Nur die Namen, die auf jedem Blatt

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