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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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schaute wieder in das bleiche Gesicht ihrer Mutter. Sie wusste, dass diese viel von der Kommissarin hielt, das hatte sie oft gesagt, und es war wohl auch der Grund, warum sie ausgerechnet sie gebeten hatte zu kommen, nachdem Siri in Tränen ausgebrochen war und angefangen hatte, von verschwundenen Mädchen zu reden. Es hatte nicht lange gedauert, bis Kommissarin Björk mit einer Tasse Kaffee bei ihnen am Küchentisch saß und ihre Fragen stellte.
    Im Wohnzimmer lief der Fernseher, aber hier am Küchentisch war es still. Eine Kerze brannte im Adventsleuchter und es duftete nach Kaffee.
    »Sie wollte nach Stockholm«, sagte Siri schließlich. »Sie wollte versuchen, in einem Restaurant zu arbeiten, das ›Ziegelstein‹ heißt. Aber sie hat sich nicht mehr gemeldet, obwohl sie es mir eigentlich versprochen hatte.«
    Kommissarin Björk nickte und notierte sich etwas in ihren Block mit My-little-Pony-Deckblatt. Mama hatte erzählt, dass ihre Kollegin eine sechsjährige Tochter hatte.
    »Das hast du sehr gut gemacht, Siri«, sagte sie ernst. »Du hast dich wirklich für diese Mädchen eingesetzt.«
    »Ich hätte sofort anrufen sollen«, murmelte Siri. »Oder mit Mama reden. Statt so feige zu sein ...«
    »Ja, das hättest du tun sollen. Und ich weiß, dass du ein schlechtes Gewissen hattest und versucht hast, es wiedergutzumachen, aber jetzt musst du damit aufhören. Es ist gefährlich, verstehst du? Ich will dir nicht unnötig Angst machen, aber es ist wirklich lebensgefährlich. Hast du mal darüber nachgedacht, warum diese Mädchen auf dem Flugplatz auftauchen?«
    »Irina hat gesagt, dass sie Arbeit sucht ... dass es hier leichter wäre.«
    »Ja, aber Irina ist davongekommen. Das schaffen nicht alle. Du hast sicher schon von Menschenhandel gehört?«
    »Ja«, sagte Siri hastig. »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    Sie merkte, dass ihr eines Augenlid nervös zuckte. »Man bringt Mädchen und junge Frauen zu uns nach Nord- oder Westeuropa, indem man sie mit Lügen ködert«, fuhr Kommissarin Björk fort. »Genau wie Irina glauben die Mädchen, dass sie hier Arbeit finden, aber in Wirklichkeit landen sie gegen ihren Willen in Bordellen und werden zur Prostitution gezwungen. Sie werden vergewaltigt und misshandelt und bekommen in den meisten Fällen überhaupt kein Geld. Viele von ihnen sterben jung an den Misshandlungen oder weil sie versuchen zu fliehen. Verstehst du das?«
    Siri nickte. Natürlich verstand sie das. Sie schauderte. Und sie verstand auch, warum ihre Mutter so aufgebracht war.
    »Auf solche Verbrechen stehen lange Gefängnisstrafen und es geht um sehr viel Geld«, erklärte Kommissarin Björk. »Da verlieren die Leute schnell die Nerven. Darum darfst du auf keinen Fall weiterschnüffeln und mit niemandem außer deinen Eltern über die ganze Sache sprechen. Es ist wichtig, dass keinerlei Informationen nach außen dringen, sonst entkommen uns die Täter vielleicht. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Es war ziemlich leichtsinnig von dir, diese Unterlagen mitzunehmen, denn sie werden merken, dass sie verschwunden sind. Aber andererseits ist es natürlich von Vorteil, dass ich auch einen Blick darauf werfen konnte und wir nach Fingerabdrücken suchen können. Wenn wir Glück haben, geht der Täter davon aus, dass er sie irgendwo verlegt hat.«
    »Ich nehme ganz bestimmt nichts mehr mit«, sagte Siri kleinlaut.
    »Nein, das solltest du auch nicht. Wir dürfen Wiker und seine Helfer nicht wissen lassen, dass ihnen jemand auf der Spur ist.«
    Siri nickte.
    Sie war vollkommen erschöpft und hatte Kopfweh. Es fiel ihr nicht schwer, der Kommissarin zu versprechen,die Finger von allem zu lassen – im Gegenteil, es war ein gutes Gefühl, die Probleme ab sofort den Erwachsenen zu überlassen.
    »Jetzt habe ich hoffentlich keine Albträume mehr«, sagte sie leise und sah aus den Augenwinkeln, wie Mama zusammenzuckte.
    »Noch mal, ich möchte nicht, dass du herumschnüffelst, aber wenn du aus irgendeinem Grund etwas erfährst, will ich, dass du mich sofort anrufst«, sagte Kommissarin Björk und reichte Siri ihre Visitenkarte.
    »Und Aron?«
    »Was ist mit Aron?«
    »Mit ihm darf ich doch reden?«
    Kommissarin Björk machte ein ernstes Gesicht.
    »Du solltest dich besser von ihm fernhalten. Um euer beider willen.«
    Siri nickte wieder. Ihr Nacken schmerzte, wenn sie den Kopf drehte. Ihre Hände zitterten. Sie wollte nicht aufhören, Aron zu treffen. Vielleicht konnte man ihr das ansehen, denn Kommissarin Björk wirkte fast

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