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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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oben über einem Schwarz-Weiß-Foto standen, waren in lateinischen Buchstaben geschrieben. Den nachfolgenden Text in dieser fremden Schrift konnte Siri nicht entziffern, aber sie brauchte eigentlich gar nicht zu wissen, was da stand. Was sie sah, war vollkommen ausreichend.
    »Hörst du? Möchtest du etwas essen? Wir haben dir etwas übrig gelassen.«
    »Was? Nein, ich habe bei Aron gegessen.«
    »Bei wem?«
    »Aron. Ist ein Freund von mir.«
    »Ach ja? Aron. Aha. Darf man ein bisschen mehr über diesen Aron erfahren?«
    Als Siris Blick auf das erste Foto fiel, zog sich ihr Herz zusammen und wollte für einen Moment aufhören zu schlagen. Irina! Das Bild war schlecht, abersie war trotzdem eindeutig zu erkennen und außerdem stand ja ihr Name darüber. Das nächste Bild war noch undeutlicher, doch es erinnerte Siri an das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren. Sie schnappte nach Luft. Natürlich, das musste sie sein! Siri hatte sie zwar nur für einen kurzen Moment gesehen, aber ihre großen, verängstigten Augen hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Yulia stand über dem Bild und Siri schoss durch den Kopf, dass der Name zu ihr passte.
    Auf dem dritten Blatt in der Mappe war noch ein weiteres Mädchen. Olga. Unter einem schräg geschnittenen Pony blitzten ihre lachenden Augen hervor. Siri war sich ganz sicher, sie noch nie zuvor gesehen zu haben, aber dennoch fing sie augenblicklich an zu zittern, als sie das Bild genauer betrachtete.
    Olga war auf dem Weg, dasselbe Schicksal zu teilen wie Yulia. Welches Schicksal auch immer das sein mochte ...
    Siri wurde schwarz vor Augen. Es war merkwürdig, jetzt wo sie die Bilder der Mädchen sah, wurden sie mit einem Mal viel realer. Sie musste es ihre Mutter sagen, der Polizei ... irgendjemandem! Aber Siri brachte kein Wort heraus. Wie sollte man so etwas erzählen?
    »Was hast du denn da? Ist das aus der Schule?«
    Siri hob den Kopf. Sie begegnete dem Blick ihrer Mutter, und ohne dass sie etwas dagegen hätte tunkönnen, öffnete sich ihr Mund und heraus kam ein langes, verzweifeltes Schluchzen. Erschrocken fuhr ihre Mutter zusammen und starrte sie an. Mehr konnte Siri nicht erkennen, denn dann liefen die Tränen und hörten nicht mehr auf.

8
    Kriminalkommissarin Lena Björks freundliche braune Augen ruhten auf Siri und gaben ihr Halt, während sie redete und redete. Sie ließ nichts aus.
    Sie berichtete von Aron und Irina. Von dem Flugzeug, das mitten in der Nacht auf dem Flugplatz gelandet war. Von der Mappe, die sie im Auto gefunden hatte. Sie vergaß auch nicht zu erklären, dass Aron Martin Wikers Sohn war. Zuletzt beichtete sie sogar die Downloads und den anonymen Anruf bei der Polizei.
    Mama wurde blasser und blasser und Siri warf ihr einen flehenden Blick zu.
    »Ich höre damit auf«, murmelte sie. »Aber bitte, erzähl Torsten und den anderen nichts davon.«
    Mama sah sie an und Siri hatte das Gefühl zu schrumpfen.
    »Wenigstens habe ich Irina gerettet«, sagte sie leise. »Wer weiß, was ihr sonst zugestoßen wäre ...«
    »Wer weiß, was dir hätte zustoßen können! Hast du eine Sekunde daran gedacht, wie gefährlich das war?«
    Mamas Stimme war leise und brüchig. Nachdenklich musterte Kommissarin Björk Siri.
    »Nun, das ist wirklich eine ganze Menge«, sagte sie und zwirbelte zerstreut eine braune Haarsträhne um ihren Finger.
    Ihre Haare waren zerzaust und ihre Bluse ziemlich zerknittert. Sie sieht verschlafen aus, dachte Siri.
    »Von einem anonymen Anruf, der den Flugplatz betrifft, habe ich nichts erfahren«, fuhr Kommissarin Björk fort. »Offenbar haben sich die Kollegen darum gekümmert.«
    Als Antwort zog Siri die Nase hoch. Kommissarin Björk drehte die kopierten Unterlagen in den Händen und fragte: »Und die hast du also in Wikers Auto gefunden?«
    »Im Firmenwagen. Es war dasselbe Auto, das auf dem Flugplatz gewesen ist ...«
    »Bist du dir sicher?«
    Siri zögerte.
    »Jedenfalls fing das Nummernschild auch mit AR an ...«
    Kommissarin Björk sah Siri ernst an: »Wo finden wir Irina?«
    Siris Stimme war so leise, dass sie sie selbst kaum hören konnte, als sie schließlich sagte:
    »Irina hat keine Aufenthaltserlaubnis. Aber sie muss arbeiten, sie muss ihre Familie zu Hause in Kal ... Kalen ... wie auch immer es heißen mag ... versorgen.«
    »Ich habe nicht vor, ihr daraus einen Strick zudrehen«, sagte Kommissarin Björk beruhigend. »Ich will nur wissen, ob es ihr gut geht, und sie zu den Leuten befragen, die sie hergebracht haben.«
    Siri

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