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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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hinein zu finden. Alle Türen waren verschlossen.
    Draußen vor dem Zaun wurde Aron immer unruhiger.
    »Ich versuche es über das Dach«, sagte Siri leise zu ihm.
    »Nein, Siri! Komm raus jetzt!«, bat er. »Lass uns von hier verschwinden!«
    Seine Stimme zitterte ein wenig.
    »Bitte, Aron. Ich muss es versuchen. Es ist wichtig.«
    Abgesehen davon konnte sie ja gar nicht rauskommen, aber das behielt sie für sich. Sie ging zur Regenrinne. Das Gebäude war zwar nur einstöckig und hatte ein Flachdach, aber trotzdem musste sie erstmal hochkommen.
    In der Wand war eine kleine Nische. Sie steckte die Taschenlampe in ihre Jackentasche, um beide Hände frei zu haben. Dann bohrte sie die Spitze ihres Turnschuhs in die Wand und schaffte es, sich so weit hochzuziehen, dass sie die Regenrinne mit den Händen erreichte. Mit einer letzten Kraftanstrengung stemmte sie sich nach oben, bis sie schließlich keuchend das Dach erreicht und ein Bein über die Kante gezogen hatte. Zentimeter für Zentimeter schob sie sich weiter, bis sie schließlich bäuchlings auf dem Dach lag. Trotz der Schmerzen im Knie war sie sehrzufrieden, dass sie die Kletterpartie geschafft hatte. Ihr Pullover klebte an ihrem nass geschwitzten Rücken.
    Sie setzte sich auf und sah sich um. Der Himmel war bewölkt und hier oben war es stockdunkel, die Außenbeleuchtung von unten reichte nicht so hoch. Sie schaltete die Taschenlampe ein und ließ den Lichtkegel schnell über das Dach schweifen.
    »Hier sind ein paar Luken«, rief sie Aron gedämpft zu. »Ich versuche, eine davon aufzumachen.«
    »Siri, komm zurück!«, rief Aron. »Was du da machst, ist Einbruch! Was ist, wenn der Alarm losgeht!«
    »Ich muss nur nachsehen«, murmelte Siri.
    Natürlich waren die Luken mit schweren Vorhängeschlössern versehen, aber die waren kein großes Hindernis. Die Abdeckungen waren aus Wellblech und hatten an den Kanten schon Rost angesetzt. Mit dem linken Fuß versetzte Siri dem Blech ein paar Tritte. Das durchgerostete Stück um das Hängeschloss gab nach und sie konnte die Luke nach oben ziehen.
    »Hallo?«, rief Siri, aber niemand antwortete.
    Da klingelte ihr Handy. Während sie mit der einen Hand die Klappe festhielt, angelte sie mit der anderen ihr Telefon aus der Jackentasche. Auf dem Display stand Kommissarin Björks Name.
    »Hallo, Siri? Ich habe gesehen, dass du angerufen hast. Ich war noch in einer Sitzung ...«
    Ausgerechnet da verlor Siri den Halt und bei demVersuch, sich abzufangen, entglitt ihr das Handy. Sie hörte nur noch, wie es auf dem Boden landete. Siri fluchte laut. Aron rief ihr vom Zaun aus irgendetwas zu.
    »Mein Handy ist runtergefallen! Aber ich gehe jetzt rein!«, rief sie zurück, ohne sich weiter um ihn zu kümmern.
    Mit ihrer Taschenlampe leuchtete sie in die Tiefe und sah jede Menge aufgestapelte Kisten. Die Halle war offenbar in mehrere Lager unterteilt, die nur durch Gitterwände voneinander getrennt waren.
    Der kräftige Lichtstrahl erhellte die beinahe leere Parzelle daneben. Außer einer zusammengeknüllten Plane mitten auf dem Boden war nichts zu erkennen.
    Siri ließ sich durch die Luke auf die Kisten gleiten.
    »Hallo?«, versuchte sie es erneut, wieder ohne eine Antwort zu bekommen.
    Nur Arons Stimme drang leise zu ihr:
    »Siri! Was zum Teufel machst du da?«
    Aber jetzt, in diesem Moment, war ihr das egal. Sie hatte keine Zeit. Sie musste weiter, musste sehen, was sie finden konnte.
    Siri kam auf die Füße und ging zur Tür. Erst jetzt bemerkte sie etwas, das vom Dach aus nicht zu sehen gewesen war: Neben der Tür hing ein Kästchen mit einem kleinen roten Blinklicht, das beharrlich in kurzen, schnellen Intervallen aufleuchtete. War das eine Alarmanlage? Womöglich blinkte irgendwobei irgendeiner Wachfirma ein identisches Lämpchen ...
    Sie holte tief Luft. Jetzt kam es auf jede Sekunde an. Wie lange mochte es dauern, bis die Wachmänner eintrafen? Fünf Minuten? Zehn? Zwanzig? Sie rüttelte an der Tür, aber auch die war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Siri war zwischen Kisten gefangen und es gab keine Möglichkeit, in das andere Lager zu gelangen. Sie leuchtete durch das Gitternetz. Sie musste versuchen, die Plane wegzuziehen!
    Mit der Taschenlampe suchte sie jeden Winkel ab, bis sie in einer Ecke eine Rolle mit Stacheldraht entdeckte. Vorsichtig wickelte Siri ein langes Stück davon ab und schob es durch das Gitter, aber es wollte sich einfach nicht in der Plane verhaken, war nicht spitz genug, rutschte immer wieder

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