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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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bemerkte die schockierte Blondine kaum, die sich beeilte, die Tasche aufzuheben, nachdem sie gegen die Wand geknallt war. Sie nahm sie an sich und trug sie vorsichtig nach draußen. Neil ignorierte die erstaunten Blicke und stürmte hinaus. Er konnte den Gestank in Beths Küche nicht mehr ertragen. Es roch wie in der Schlachterei eines Supermarkts.
    Während weitere Einsatzkräfte ankamen, lief er ruhelos über das Grundstück. Standlin kam als Letzte an, gerade als der erste Transporter losfuhr, und Neil hörte den Fahrer des Wagens sagen: »Hoffentlich haben Sie noch nichts gegessen.« Zwei Minuten später stellte sich Standlin zu den anderen. Sie war kreidebleich.
    »Die Forensik sagt, dass Carter schon seit ein paar Stunden tot sein muss«, erklärte Copeland.
    »Er hat sie im Schlaf überfallen«, sagte Rick.
    »So muss es gewesen sein«, stimmte Harrison zu. »Anders hätte er sie nicht überwältigen können.«
    »Aber wie ist er reingekommen?«, wollte Rick wissen. »Hier wird alles bewacht. Hat er sich getarnt?«
    »Die Wachposten hätten ihn entdeckt, egal, wie er sich getarnt hätte«, antwortete Harrison. »Hier waren keine Hausierer, keine Zeitungsjungen, keine Nachbarn zu sehen. Nicht einmal ein Hund kam heute Morgen in die Nähe dieses Hauses.«
    »Und trotzdem ist Bankes irgendwie hineingelangt«, sagte Copeland. »Irgendwie ist dieses dreckige Schwein in …«
    »Er war schon da«, unterbrach ihn Neil.
    Einen Augenblick lang verstummten alle, bis Neils Worte durchgesickert waren. Mit zitternder Hand hob Copeland das Funkgerät zum Mund. »Grundstück sichern, sichert das Grundstück«, befahl er mit hektischem Flüstern. »Der Täter könnte sich noch am Tatort aufhalten.«
    »Eben ist ein Transporter der Spurensicherung weggefahren«, sagte Neil in einem Ton, als hätte die Realität ihm die Stimme geraubt. »Wer saß da drin?«
    Copeland ließ das Funkgerät sinken und starrte auf die Lücke zwischen den Autos in der Auffahrt. »Dieser Hurensohn.«
     
    »Es tut weh, es tut so weh …«
    Jennys Stimme bohrte sich durch den weißglühenden Zorn in Chevys Brust. Der Schmerz war so heftig, dass er dachte, seine Seele ginge in Flammen auf. »Ich weiß«, sagte er und drückte Jenny mit seinem freien Arm fest an sich. Fahr. Sieh dich um, bleib in Bewegung. Er musste dieses Auto verschwinden lassen. Er brauchte einen anderen Wagen.
    Doch Jenny war verletzt. Und Mutters Stimme begann leise in seinem Hinterkopf zu singen. Die Jahre drohten dahinzuschmelzen. Bis zu jener Nacht in Seattle. Anne Chaney, die ohne einen Schrei gestorben war. Beth Denison, die sich weigerte, ihren Schwanengesang anzustimmen. Und Jenny, die Schmerzen hatte, solche Schmerzen …
    »Es tut weh«, sagte sie erneut.
    »Ich weiß doch, mein Püppchen«, antwortete er und hielt sie weiter fest. Er lenkte den Transporter etwas zu schnell um die Kurve. Himmel, mach jetzt bloß nichts Dummes. Langsam, fahr vorsichtig. Sie waren ihm noch nicht auf den Fersen, doch er brauchte einen neuen Wagen. Erst dann würde er sich um Jenny kümmern können.
    Er fuhr auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums und blickte sich suchend um. Chevy zwang sich zu atmen. Die Parkreihen waren fast voll besetzt.
    »Es tut so weh.«
    Chevy stellte sich zwischen zwei Geländewagen, um das Polizeilogo auf beiden Seiten des Tranporters zu verbergen, warf einen prüfenden Blick über den Parkplatz und redete beruhigend auf Jenny ein. Er würde prüfen müssen, wie schwer sie verletzt war, doch dazu war jetzt keine Zeit. Die Sekunden schienen wie Stunden zu vergehen, bis schließlich ein Mann, nein, ein Teenager, der mit einem Schlüsselbund spielte, auf das Ende der Parkreihe zukam. Chevy fuhr mit dem Transporter zurück und folgte dem Typen, als wollte er in seine frei werdende Lücke einparken. Er blieb dicht vor einem Ford Escort stehen, dessen Rücklichter gerade auf Knopfdruck geblinkt hatten.
    Rasch stellte er den Motor ab und sprang heraus. Die Nylontasche hielt er mit dem freien Arm fest umklammert.
    »Hey, Kumpel«, rief er dem Jungen zu, der sich umdrehte. Er wirkte überrascht, doch eher neugierig als verängstigt. »Könnten Sie mir vielleicht helfen, junger Mann?«
    »Was …«
Uff.
Chevy drückte ihm die Kanone in den Magen.
    »Wenn du tust, was ich dir sage, passiert dir nichts«, sagte Chevy. Er achtete darauf, die Hand mit der Waffe möglichst niedrig zu halten. Dann nahm er dem Jungen die Autoschlüssel ab und warf die Schlüssel des Transporters

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