Puppengrab
Abbys Verschwinden aber fast im Hals stecken geblieben wären und der alles für Beth getan hätte. Und Abby.
Sie hielt vor einer Ampel, als neben ihr ein Wagen der örtlichen Polizei zum Stehen kam. Sie blickte geradeaus und tat, als stellte sie etwas am Radio ein, während es ihr vorkam, als bohrten die Blicke des Beamten ihr ein Loch in die Schläfe.
Entspann dich. Sie hatten wahrscheinlich noch nicht herausgefunden, nach welchem Wagen sie Ausschau halten mussten. Was Beth allerdings verdächtig machte, war die Tatsache, dass die Nacht kühl war, Beth jedoch in einem ärmellosen Kleid im Wagen saß und zwar eine Nylonstrumpfhose, aber keine Schuhe trug. Diese und ihren Blazer hatte sie in dem Wohnzimmer des Apartments abgelegt, wo sich Suarez aufhielt.
Und natürlich, dass sie im Begriff war, auf direktem Weg zu einem polizeilich gesuchten Mörder zu fahren. Wenn sie mit ihrer Vermutung über seinen Aufenthaltsort recht hatte. Sie hatte recht. Sie wusste es.
Es ist wie zu Hause. Mutter kann dich hören. Wenn du schreist, wird sie aufhören zu singen.
Es musste einfach stimmen. Er war nach Hause, nach Sampson gefahren, dort, wo Beth bewirken konnte, dass das Singen seiner Mutter verstummte.
Bitte, lieber Gott, mach, dass er Abby bei sich hat.
Lebend.
Neil hämmerte gegen die Eingangstür des Foster’schen Gutshauses, was prompt den Agenten auf der Veranda und im Inneren nach ihren Waffen greifen ließ. Als es ihnen schließlich dämmerte, wer er war, wirkten sie, als hätten sie einen Geist gesehen.
»Sie sind tot«, flüsterte der eine der beiden Agenten.
»Noch nicht«, entgegnete Neil, »aber Sie sind es gleich, wenn Sie das an die große Glocke hängen. Wo ist Evan Foster?«
Der zweite Wachposten runzelte die Stirn. »Er und seine Tante waren noch vor einer Stunde oben. Sie haben die Nachrichten geschaut.«
Neil ging auf die Treppe zu. »Welche Richtung?«
»Hoch und dann rechts. Da ist ein großes Wohnzimm…«
Neil nahm zwei Stufen auf einmal und blieb vor einer breiten Flügeltür stehen. Dahinter berichtete die Stimme eines Fernsehreporters von seinem, Neils, Tod. Lieber Himmel, mittlerweile dürften es sogar die nationalen Nachrichten bringen. Er sollte allmählich dafür sorgen, dass seine Mutter und seine Schwester benachrichtigt wurden. Sogar Mitch.
Er holte tief Luft und platzte in das Wohnzimmer hinein. Evan Foster stand hinter Carols Stuhl. Innerhalb von zwei Sekunden hatte Neil ihn an den Schultern gepackt und gegen die Wand geschleudert. »Wo ist sie, du Drecksack?«
»Sie sind t-tot. Es hieß, S-Sie wären gestorben«, stammelte er.
Neil verstärkte seinen Griff und spürte zwischen den Fingern der rechten Hand etwas, das sich wie ein Stück festeres Papier anfühlte und in Evans Hemdtasche zerknüllt wurde. »Wo ist sie?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie red…«
Neil schlug seinen Rücken gegen die Wand. »Los, raus mit der Sprache, Scheißkerl!«
Carol Foster packte ihn am Arm. »Mr. Sheridan, Sie haben kein Recht, einfach hier hereinzuplatzen und …«
Neil schlug Evan erneut gegen die Wand und sah, wie seine Augen vor Schmerz nach hinten rollten. »Beth ist verschwunden, und Sie wissen, wo sie ist.«
»N-nein, nein. Ich weiß nicht, wohin sie verschwunden ist.«
»Beth ist weg?«, fragte Carol zur gleichen Zeit. Sie hielt Heinz am Halsband fest. Der dämliche Köter wedelte mit dem Schwanz. »Was ist geschehen?«
»Beth hat so getan, als schliefe sie, dann ist sie durch den Geheimgang über dem Kutscherhaus verschwunden«, knurrte Neil ihr über die Schulter hinweg zu. »Ihr Neffe hier hat die Wachposten vor einer halben Stunde gerufen und gesagt, dass er ausgehen würde. Er würde den grünen Taurus nehmen und wolle nicht, dass man ihm folge, weil er sich nach diesem scheußlichen Tag nach etwas weiblicher Bekanntschaft sehne, stimmt’s? Fünf Minuten später fährt der grüne Ford Taurus aus der Garage, und natürlich folgt ihm niemand, weil alle denken, es ist Evan. Aber siehe da, Evan ist hier, und Beth ist verschwunden. Können Sie mir das erklären?«
Er bekräftigte seine Frage mit einem weiteren Stoß, und etwas fiel aus Evans Hemdtasche. Carols Flehen, ihm nicht weh zu tun, stieß bei Neil auf taube Ohren. Evan hatte das Gesicht vor Schmerz verzogen.
»Ich weiß nicht, wohin sie wollte«, sagte er schwach.
»Da müssen Sie schon mehr rausrücken …«
»Ich schwöre, ich weiß es nicht!« Er schrie jetzt, und Neil grinste höhnisch, als er die
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